Gasthof Zur Fernsicht und Wagners Hotel
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Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de
An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv Brunsbüttel für Zeitungsartikel, Werbung und Daten aus dem Gewerberegister
an Uwe Borchers, Ursula Biel, Sammlung Manfred Jahnke, Bernd Schmidt, Heinz Lewerenz, Café „Altes Pastorat“ und der Brunsbütteler Zeitung für Daten, Unterlagen, Postkarten, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.
In Brunsbüttel, Brunsbüttelhafen und Brunsbüttelkoog waren die Gasthöfe „Zur Fernsicht“ und „Wagners Hotel“ den Bewohnern ein Begriff. Es waren Institutionen, die sich durch Veranstaltungen, Versammlungen, Vereinsleben und Vereinsgründungen einen Namen gemacht hatten.
Fotos von beiden Gaststätten
Gasthof „Zur Fernsicht“
Die Besitzer in der Übersicht
- Gast – und Logierhaus (Tiedemann) – (1874 - ? )
- ”Krause´s Hotel” (Heinrich Krause) – (1890 - 1897)
- "Schmidt´s Gasthof” (Peter D. Schmidt) – (1897 - 1919)
- "Albers´ Gasthof” (Heinrich Albers) – (1919 - 1926 )
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Rudolf Grawert) – (1926 – 1954)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Louise Grawert) – (1954 – 1960)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Ursula Biel geb. Grawert) – (1960 – 1983?)
- ”Zur Fernsicht”-Restaurant “Dalmacija” (Gudrun Kunkel) – (1983 – 1985)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Christel Steinbusch) – (1985 – 1987)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Bärbel Jaschek) – (1987 – 1988)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Klaus Peter Kuhrt) – (1988 – 1993)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Arno Timmermann (Mieter) – (1994 – 1995)
- Gasthof ”Zur Fernsicht” (Helmut Sell) – (1997 – ? )
1874 – Auf dem Deich wurde ein Gast- und Logierhaus von der Familie Tiedemann errichtet
1890 – Heinrich Krause erwarb das Gebäude und nannte es „Krause´s Hotel“
1897 - erwarb Peter D. Schmidt die Gaststätte und gab ihr den Namen „Schmidt´s Gasthof.
Ca. 1910 – Peter D. Schmidt benannte das Gasthaus um in “Zur Fernsicht” (siehe Werbung aus der Kanal-Zeitung 1914)
1919 - wurde Heinrich Albers Besitzer bis 1926
Rudolf Grawert
1926 - erwarb schließlich Rudolf Grawert, geboren 1887 in Brunsbüttelhafen, das Anwesen.
1930 – Der frühere Pferdestall und spätere Saal wurde in ein Kino umgebaut. Es war das 2. Kino in Brunsbüttelkoog. Die Eröffnungsvorstellung der „Fernsicht-Lichtspiele“ (auch FeLi genannt) lief am 28.01.1930 (Kinos in Brunsbüttel).
1933 - übernahm Willi Concilius das Kino. Plakatanschläge für dieses Kino befanden sich außer beim Kino auf der Koogstraßenseite des damals sehr bekannten Fischgeschäftes Schloo (Erm), Koogstraße 58 (Läden_im_Koog-Koogstraße_56-63#Koogstra.C3.9Fe_58)
1954 – Rudolf Grawert verstarb und seine Frau Louise, Tochter von Ernst Rudolph, dem langjährigen Besitzer des Gasthofs „Zur Börse“ in der Koogstraße 4 (Läden_im_Koog-Koogstraße_1-8#Zur_B.C3.B6rse), geboren 1898 in Brunsbüttelhafen, übernahm die Fernsicht bis zum 31.12.1959.
1960 - Übernahme des Kinos durch Gisela Hundt, Schließung noch im gleichen Jahr.
1960 – Die jüngere Tochter des Hauses, Ursula Biel, übernahm die Federführung.
1969 ließ Ursula Biel sämtliche Zimmer renovieren und erhöhte die Bettenzahl von 12 auf 25 und richtete ebenfalls ein kleines Café ein. Der bisherige Kinosaal wurde in eine Kegelbahn und einen schmalen Tischtennisraum umgebaut. In diesem waren 3 Tischtennisplatten hintereinander aufgestellt, sie wurden hauptsächlich von Brunsbütteler Betriebssportgruppen genutzt. Ursula Biel betrieb die Fernsicht bis ca. 1983.
Die Besitzer danach
1983 eröffnete Gudrun Kunkel zusammen mit Ivo Medak das jugoslawische Restaurant “Dalmacija”.
1985 ging der Gasthof in den Besitz von Christel Steinbusch und
1987 wagte dann Bärbel Jaschek einen Neuanfang.
1988 kaufte der Hamburger Peter Kuhrt das Gasthaus und zum gleichen Zeitpunkt auch das Hotel Zur Post.
1993 vermietete Peter Kuhrt an Arno Timmermann. Der Vertrag hielt wegen Unstimmigkeiten nur ca. 1 Jahr.
1997 kaufte der Brokdorfer Helmut Sell die Fernsicht. Das Hotel Zur Post hatte er bereits im März 1996 ersteigert.
1997 erfolgte die Abmeldung durch Helmut Sell
Postkarten und Fotos
”S.V. Teutonia” vor Grawert´s Hotel 1935 Das_Jubiläumsjahr_2017_in_Brunsbüttel#Fu.C3.9Fball-Fotos_Teutonia
Zur Fernsicht innen
Liedertafel Fernsicht Dirigent Georg Lampe, einer der Besitzer vom Hotel zur Kanalmündung
Gesangverein in der Fernsicht (links Rudolf Grawert,rechts Paul Rambow), Photo Bockmann (Quelle: Ursula Biel)
Der Gasthof „Zur Fernsicht“ war im Laufe der Zeit neben dem Hotel zur Kanalmündung ebenfalls Vereinslokal der Liedertafel Brunsbüttelkoog sowie eines Männergesangvereins.
Werbung Fernsicht
Werbung aus der Kanal-Zeitung 1914
Akten und Zeitungsartikel
Das Ende der Fernsicht
In den späten 1990er- Jahren hatte Rüdiger Prignitz von der Handwerkergemeinschaft Naturbau während einer Segeltour dieses Haus „entdeckt“ und gekauft. So entstanden 12 Eigentumswohnungen, die ziemlich schnell vergriffen waren.
Der Anbau, in dem sich früher der Pferdestall und danach das Kino befand, wurde von Hans Helmut Schramm gekauft. Er ließ es abreißen und 2017 – wie nebenan – Eigentumswohnungen errichten.
Wagner´s Hotel
Die Besitzer in der Übersicht
- Fährhaus? (Lüttje Pien) – ( ? )
- ”Hotel zum Nordostsee-Kanal” (Dietrich Blohm) – (1882 – 1886?)
- ”Hotel zum Nordostseekanal (J. Hermann Wagner) – (1886? – 1891)
- ”Hotel zum Nordostsee-Kanal” (P. Marcus Reimers) – (1891 – 1895?)
- ”Wagners Hotel” (Helene Wagner) – (1895? – 1912)
- ”Wagners Hotel” (H. Alws) – (1912 – 1912)
- ”Wagners Hotel” (Claus Ruge) – (1912 – 1920)
- ”Zur Doppeleiche” (Jacob Mehde) – (1920 - 1922)
- ”Zur Doppeleiche” (Peter Nielsen) – (1922 - 1932)
- ”Gewerkschaftshaus G.m.b.H. Brunsbüttelkoog” (Gewerkschaft S. Keden) – (1932 – 1933)
- ”Deutsches Haus” (Richard Carstens) – (1933? – 1944?)
- ”Vitamo-Feinkost und Konservenfabrik Eddelak” – (1944 – 1950)
- ”Textilwerkstätten KG” (Lehmann-Ahlborn) – (1950 – 1952)
- ”Heinrich Quandt K.G., Tuchfabrik (Heinrich Quandt) – (1952 – 1960)
- Wohnungen – (1960? – ?)
- Teil des Saales Arztpraxis – (1971 – ?)
- 1972 zogen die Zeugen Jehovas in den Restsaal ein und gründeten ihren “Königreichssaal”
- 2017 wurde das Gebäude abgerissen
Lüttje Pien
“Übersetzung” eines Artikelteils aus der Brunsbüttelkooger Zeitung von 1938. In dem Jahr hatte die Zeitung ihr 50-jähriges Jubiläum.
Lüttje Pien war derzeit führender Stückgutschiffer. Das frühere Wagner´sche Hotel auf dem Deiche war sein Besitztum. Nebenan stand noch ein großer Speicher mit geräumigen Stallungen für Vieh. In seiner Wirtschaft, die wohl mit Recht Schiffer- und Handelsbörse genannt werden konnte, ist da manches umfangreiche Geschäft abgeschlossen worden. Hier kamen die Händler und Verlader aus beiden Dithmarschen zusammen. Lüttje Pien ließ selbst mehrere Schiffe fahren. Er war ein Dithmarscher von echtem Schrot und Korn, aber auch ein Seemann, der die ganze Welt kennen gelernt hatte. Außer der Stückgutfahrt hatte er das Privileg für die gesamte Ein- und Ausfuhr von Vieh von und nach der hannoverschen Seite, Balje und Neuhaus. Das Marktvieh aber wurde alles nach Hamburg verschickt.
Ein gar buntes Treiben herrschte an den letzten Tagen jeder Woche am Altenhafen, ein richtiges Markttreiben. Schon Donnerstags wurde mit dem Antrieb von Vieh begonnen, zuerst kam das Kleinvieh, Schafe und Gänse, von auswärts trafen schon am Tage des Auftriebs die Händler ein. Freitags nachts und Sonnabends früh begann man mit der Einschiffung. Der Betrieb war oft so rege, daß zwei Fuhren gemacht werden mußten, besonders zu den Festtagen.
Stückgüter wurden derzeit von hier per Wagen bis ganz an die Eider gebracht. Die Weiterbeförderung von hier geschah durch Meldorfer, Barlter und Heider Fuhrunternehmer.
Bedeutende Frachtzufuhren erfolgten auch von Hamburg und Glückstadt. Die Güter von Glückstadt wurden bis zu den 1870er Jahren von Lüttje Pien, später von Heinrich Martens übernommen. Hauptsächlich wurden auch Seifen, Sprit und sonstiges eingebracht.
Weitere Stückgutfahrer waren in den 1860er Jahren Hinrich Claaßen und Heinrich Thode. Lange Jahre haben auch die Schiffer Johann Corneel und Christian von Horn die Fahrt betrieben. Die beiden letztgenannten waren die letzten Vertreter der einst so regen Stückgutfahrt von und zum Brunsbütteler Hafen.
Der Verkehr im Altenhafen zeitigte naturgemäß auch eine rege Zolltätigkeit. Ein stummer Zeuge dieser Tätigkeit ist noch das alte Zollhaus auf dem Deiche, wo alle Zollangelegenheiten erledigt wurden.
Ende des Artikels
Anmerkung: Das Zollhaus wurde in späteren Jahren lange Zeit von der Familie Krämer bewohnt (weißes Haus auf dem Deich). Heute ist es das Wohngebäude des Versicherungsmaklers Klaus-Dieter Mielke.
Chronologie des Gebäudes
Wann das Gebäude entstanden ist und von wann bis wann Lüttje Pien der Eigentümer war, ist mir leider nicht bekannt.
1882 übernimmt der Gastwirt Dietrich Blohm das „Hotel zum Nordostsee-Kanal“ (siehe auch Hotel zur Kanalmündung)
Ca. 1886 übernahm J. Hermann Wagner das Anwesen und führte es bis zu seinem Tode 1891
1891 – P. Marcus Reimers übernahm das Hotel und ebenfalls den Eisenwaren und Steinzeug-Laden von Wagner in der Brunsbütteler Straße 2 (Läden im Koog-Breiholz).
Laut Werbung war der Besitz des Hotels spätestens 1895 an die Witwe des verstorbenen Wagner, Helene Wagner, übergegangen.
Oktober 1900 – Der Vorläufer des Brunsbütteler Gewerbevereins wird in „Wagners Hotel“ gegründet.
März 1912 – Das Hotel wird für kurze Zeit von H. Alws betrieben
Dezember 1912 – Claus Ruge übernimmt das Gewerbe (siehe Artikel der Kanal-Zeitung 1912 vom 12.12.)
In der Nacht vom 13. Juli 1914 brennt das Wagner´sche Hotel nach einem Ballvergnügen ab. Der Wirtschaftsbetrieb geht im Pavillon notdürftig weiter.
Juli 1914 – Eine Woche danach brennt die Scheune zwischen Wagners Hotel und
Schmidt´s Gasthof
1915 – Claus Ruge läßt das Hotel neu aufbauen. Es trägt jetzt den Namen „Zur Doppeleiche“.
1920 – Der Landmann Jacob Mehde führte ab dem Zeitpunkt das Hotel
1922 – Eine Anzeige in der Kanal-Zeitung vom 06.04.1922 und ein Schreiben des Kreisausschusses des Kreises Süderdithmarschen weisen darauf hin, daß das Gasthaus „Zur Doppeleiche“ ab sofort vom Schmiedemeister Peter Cornils Nielsen betrieben wurde.
1932 – Das Gebäude wird von S. Keden für die Gewerkschaft erworben und läuft fortan unter der Bezeichnung „Gewerkschaftshaus“ (siehe Akte vom 10. Juni 1932).
2. Mai 1933 – Die Nazis „übernahmen“ das Gewerkschaftshaus und die Brunsbüttelkooger kannten es dann als „Deutsches Haus“.
1944 – Das Anwesen wird von der „Vitamo – Feinkost und Konservenfabrik“ benutzt
April 1950 – Die „Textilwerkstätten K.G. - Lehmann und Ahlborn“ eröffnet ihre Fabrikation (Spinnerei, Weberei, Färberei und Chemische Reinigung) in dem Gebäude
Juli 1950 – Die Tuchfabrik Lehmann-Ahlborn läßt eine Zwirnmaschine einbauen und nimmt diese in Betrieb
November 1952 – Heinrich Quandt, der ebenfalls in der Kautzstraße 15 eine Spinnerei und Weberei aufbaute, übernimmt auch den Betrieb von Lehmann-Ahlborn. Die Firma gab vielen Frauen der Umgebung die Gelegenheit, durch Hausarbeiten für den Betrieb die Haushaltskasse etwas aufzufrischen.
Am 30. September 1960 erfolgt die Abmeldung des gesamten Betriebs
Ab diesem Zeitpunkt wurde das Gebäude als Wohnraum genutzt.
1971 wurde in einem Teil des Saales eine Arztpraxis eingerichtet
1972 errichten die Zeugen Jehovas ihren Königreichssaal im Restteil des Saales
2017 wird das Gebäude von der Firma Schramm aufgekauft und abgerissen. Es sollen Eigentumswohnungen entstehen.
Fotos Wagners Hotel
Akten und Zeitungsartikel
Werbung
Artikel aus der Kanal-Zeitung 1888
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