Brunsbüttelhafen

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Text - Quelle: Brunsbütteler Spuren (Prof. Dr. Klaus Kleine-Weischede), Brunsbüttel in alten Ansichten (Heinz Lewerenz)
Postkarten – Quelle: wenn nicht anders erwähnt Uwe Borchers

Geschichte

Brb-Eddelaker-Koog.jpg

Die Entstehung Brunsbüttelhafens (Brunsbüttelhaven, Neuenkoogshafen) wurde erst nach der Deichschließung 1762 möglich, der verheerende Sturmfluten vorausgegangen waren. Der Koog, der auf diese Weise entstand, teilte sich auf in den Brunsbütteler Neuenkoog und den Eddelaker Koog.
Zehn Jahre nach der Eindeichung, am 18. März 1772, erließ der dänische König Christian VII den Bewohnern dieses „Neuenkoogs“ die üblichen Abgaben und Steuern, damit diese die gewaltigen Kosten der Eindeichung im Laufe mehrerer Jahre abzahlen konnten.
Im Jahr 1900 wurde aus diesem Gemeinwesen der Brunsbüttel-Eddelaker-Koog , bis schließlich mit Erlaß vom 17. Juli 1907 das Gebiet in Brunsbüttelkoog umbenannt wurde (siehe Kreisblatt Süderdithmarschen).

Kreisblatt S.-Dithmarschen 1907 Stadtarchiv Brunsbüttel

Nach und nach siedelten sich Schiffer und Fischer zwischen der Braake (früher Eddelakerfleth oder auch Eddelfleth) und dem Soldatendeich (siehe Brunsbüttelkoog#Brunsb.C3.BCttel-Eddelaker-Koog_und_Soldatendeich) im späteren Ortsteil Brunsbüttelhafen an, da an dieser Stelle die Braake mit der Elbe nach der Eindeichung einen günstigen Hafen bildete. Hier am Hafen entstand im Laufe der Zeit die erste zusammenhängende, dichtere Besiedelung des Kooges. Der Hafen gewann allmählich für Süderdithmarschen als Verschiffungsort landwirtschaftlicher Produkte an Bedeutung.


Gruß aus Brunsbüttelhafen 1907


Der Brunsbüttel-Eddelaker-Koog war – mit Ausnahme des Ortsteils Brunsbüttelhafen - nur sehr dünn besiedelt. Die linke Hafenseite war damals praktisch noch unbebaut. Insgesamt muß allerdings die Bebauung am Brunsbütteler Hafen um 1841 schon recht ansehnlich gewesen sein; denn ein Befehl der Landvogtei in Meldorf verlangte 1841 „daß die Häusermasse, welche unter dem Namen am Brunsbütteler Hafen verstanden wird, zur Nachtzeit fortwährend gehörig bewacht werde."


Brunsbüttelhafen um 1900 (W.H.Lippert)
Stadtplan um 1900

Was ist Brunsbüttelhafen

Heiratsschein, Brunsbüttelhafen

Brunsbüttelhafen umfaßt die Brunsbütteler Straße, die Hafenstraße, die Tiedemannstraße, die Eddelaker Straße, die Lange Reihe, die Strufestraße, die Straßen Unter – und Auf dem Deiche, die Koogstraße bis zur Braakebrücke (sie wurde erst mit Entstehung des Kanaldorfes Brunsbüttelkoog länger) und natürlich den Alten Hafen als Hauptlebensader, u.a. auch für die Doosesche Werft (Ebsen-Werft_Brunsbüttel).
Hier im Hafen im Gasthaus Busch (später Hotel Zur Post) wurde am 21.Januar 1875 der Bürgerverein Brunsbüttelhafen gegründet (heute Bürgerverein Brunsbüttel-Nord e.V.-http://www.bvb-nord.de/). Von der Deichecke bis zur heutigen Fernsicht standen um 1800 schon etwa 14 Häuser. Unter anderem wohnten hier Paul Peters, Claus Kohlsaat, Claus Schomaker, Barteld Petersen, Hans Martens, Hermann Wagner, Johann Maaß und Hinrich Pien. Diese Häuser gehörten zum Hafen, es wohnten dort Schiffer, Fischer und Handwerker. Auch ein Fährhaus gab es hier, es war die Wirtschaft von Lüttje Pien. Wollte man mit dem Dampfschiff nach Hamburg oder Helgoland fahren, brachte Lüttje Pien die Fahrgäste mit einem Ruderboot vom Brunsbüttelerhafen zu den betreffenden Schiffen.

Am Hafen gab es einmal insgesamt 7 Gastwirtschaften, davon waren 3 auf dem Deich. Berühmt war damals der Schifferkrug von Klaus Maaß. Das Haus lag auf dem Deich mit Garten zum Außendeich. Von der Gastwirtschaft führte der sogenannte „Kömstieg" direkt zum Hafen. Klaus Maaß war nicht nur Kröger (Gastwirt), sondern auch Kornschiffer und besaß einen eigenen Ewer. Das Haus brannte am 23. September 1925 bis auf die Grundmauern nieder.
Weiterhin gab es noch den Gasthof Zur Fernsicht und Wagners Hotel, so wie das Hotel Zur Post in der Hafenstraße gegenüber.

Ehemaliges Zollhaus, 50er-Jahre

Folgen wir nun dem Deich weiter, so kommen wir zunächst an dem früheren Zollhaus vorbei. Der hiesige Zollaufseher hatte neben dem Hafen auch den Kornhandel in Neufeld zu überwachen sowie die Brauereien in Marne und Eddelak zu kontrollieren. Später wohnte in dem weißen Haus die Familie Krämer. An der Abzweigung des Fußweges zur Elbe kommen wir zu einem Gedenkstein, der auf Anregung des Rektors und Heimatforschers John Jacobsen im Juni 1975 dort aufgestellt wurde (Hier wor de Koog sloten). Inschrift und Datum erinnern an die endlich geglückte Deichschließung an dieser Stelle am 11. Juli 1762. Immerhin hatte es von der Weihnachtssturmflut 1717 bis zum Sommer 1762 gedauert, ehe das verlorengegangene Land der Kirchspiele Brunsbüttel und Eddelak dem Meer durch den Deichschluß wieder abgerungen werden konnte.
Die Deichkrone war anfangs bis auf die Windmühle des Müllers Ferdinand Peters unbebaut. Die Mühle brannte 1891 ab, wurde aber wieder aufgebaut. Im Mai 1919 riß man sie endgültig ab. Von der Mühle führte eine Brücke über den „Deichsweg", wie die heutige Straße „Unter dem Deiche" früher hieß, zum Kornboden des Müllers. In späteren Jahren kam dann die Hansensche Schmiede dazu, die früher jenseits der Gustav-Frenssen-Straße (heute "Zur Mole") auf der Deichkrone gestanden hat.

In der Ratsversammlung vom 4. Dezember 1953 wurde vom Magistrat der Vorschlag unterbreitet, den Namen der Stadt von Brunsbüttelkoog in "Brunsbüttelhaven" umzuändern. Die Entscheidung wurde zunächst vertagt, später dann verworfen, es blieb bei "Brunsbüttelkoog".


Hansensche Schmiede in den 50er-Jahren


Über das Leben und Treiben am Brunsbütteler Hafen berichtete am 16. Januar 1925 der Bankvorsteher Nicolaus Heuer in seiner Festansprache anläßlich des 50jährigen Bestehens des Bürgervereins Brunsbüttelhafen (http://www.bvb-nord.de/):

Vor 50 Jahren standen hier in Brunsbüttelhafen etwa 40 bis 45 Wohnhäuser,3 Bauerngehöfte und einige Kornschuppen. Im Koog standen weitere 12-15 Wohnhäuser und etwa 16 Bauerngehöfte. Es waren durchweg kleinere Wohnstätten für 1-2 Familien. Die Einwohnerzahl mag damals etwa 400 betragen haben; sie bestand zur Hauptsache aus Schiffern und Landleuten, ferner aus landwirtschaftlichen und Staatsarbeitern sowie einigen Handwerkern und Beamten, wie Lehrern und Zollkontrolleuren. Die Kinder erhielten ihren Unterricht in zwei Klassen. Die Wirtschaften waren damals schon stark vertreten, am Hafen standen alleine 7 und in Lütt Dörp und Josenburg 3 weitere. Die Hauptstraße, zugleich die einzige ausgebaute Straße, war die Chaussee Itzehoe-Heide, die unseren Ort von der Holstengrenze bis zur Brunsbütteler Brücke durchzieht. Der Verkehr nach außen war sehr erschwert. Direkte Eisenbahnverbindungen gab es hier damals noch nicht. Wer einmal nach Hamburg wollte, mußte zunächst mit dem Postwagen nach Itzehoe als der nächsten Bahnstation fahren; vielfach aber wurde für diese Tour der Wasserweg mittels Segelschiff oder später mittels Dampfer gewählt.
Die Hauptlebensader für diesen Ort bildete der Brunsbütteler Hafen, also der Einschnitt von der Elbe bis an den Deich. Etwa 18-20 Frachtewer waren hier beheimatet. Sie verkehrten zur Hauptsache zwischen hier und Hamburg; einige fuhren nach Harburg oder betrieben Küstenschiffahrt zumeist nach der hannoverschen Küste. Die meisten Ewer verfrachteten Korn. Die Besitzer derselben waren gleichzeitig Kornhändler. Sie kauften das Korn in Dithmarschen auf, um es in Hamburg wieder an den Markt zu bringen. Ein anderer Teil dieser Ewer beförderte aber nur Kaufmannsgüter von Hamburg oder Harburg nach hier. Hierfür war Brunsbüttelhafen der Hauptumladeplatz für ganz Dithmarschen. Täglich fuhren die großen, schwer beladenen Frachtwagen aus Heide, Meldorf, Marne, St. Michaelisdonn usw. nach hier, um die Waren in das Innere Dithmarschens zu befördern. 8-10 Kahnschiffer beförderten auf Kähnen längs den Fleeten das Korn, welches zur Hauptsache auf den Marner und Eddelaker Märkten von den Kornhändlern aufgekauft worden war, um es dann in die im Hafen liegenden Ewer umzuladen. Auf der Dooseschen Schiffswerft am Altenhafen sind manche dieser Ewer und Kähne gebaut; dort sehen Sie noch heute an den Schuppen die Namenstafeln verschiedener Täuflinge. 20-30 Personen waren auf dieser Werft beschäftigt.
Zu Anfang der 70er Jahre wurde hier die Brunsbütteler Dampfschiffsgesellschaft gegründet und ein Dampfer angeschafft, welcher dreimal wöchentlich die Personen- und Güterbeförderung zwischen Neuhaus, Brunsbüttelhafen und Hamburg übernahm. Mitte der 90er Jahre wurde dieser Dampfer nach dem Mittelmeer verkauft und die Gesellschaft aufgelöst.

Brunsbütteler Straße

Diese Straße war einst die Hauptstraße von Brunsbüttelhafen. Sie heißt einfach so, weil es die Straße nach Brunsbüttel (das jetzige Brunsbüttel-Ort) ist. In dieser Straße Nr. 24 waren die ersten Verwaltungsräume der Gemeinde des Brunsbüttel-Eddelaker-Koogs. Als erster Amtsvorsteher dieser Verwaltung war der Landesgevollmächtigte Barthold Christian Feil hier tätig (siehe Die Bürgermeister Brunsbüttels). Auf der anderen Straßenseite befanden sich die Diensträume der kaiserlichen Post (Postämter in Brunsbüttel) in dem Hause des ehemaligen Bauunternehmers H. Mohr (heute Bülow). Diese Poststation wurde nach der Fertigstellung des neuen Hotel Zur Post wieder zurückverlegt.

Ecke Brunsbütteler-Koogstraße

Obige alte Postkarte zeigt einen Teil der Hauptstraße des Ortsteils Brunsbüttelhafen um die Jahrhundertwende mit nachstehenden Handwerkern und Geschäften: Möbeltischlerei Wilhelm v. Hemm (später Karl Melhanke) und danach die Klempnerei und Dachdeckerei Brodersen (ab 1928 Karl Ahlf Elektro-Fachhandel). Es folgten eine Schlachterei, ein Kolonialwarenladen, ein Fischgeschäft mit Räucherei, ein Bauunternehmer, ein Kolonialwarenladen, Firma Gustav Bülow (Öfen, Herde und Kachelöfen), August Biere (Bierverlag und Kohlenhandlung) und August Eger (Fahrradgeschäft und Autovermietung). Letztes Haus auf der rechten Straßenseite war das Fuhrgeschäft Alfred Sommerfeld. Die gegenüberliegende Seite setzte sich auch als reine Geschäftsstraße fort.

Koogstraße

Koogstraße, hinten rechts die Koogstr.1, es wuchsen noch Bäume auf der Fahrbahn

Auf der unteren Postkarte von 1909 sieht man im Vordergrund den Wasserlauf der Braake, dahinter die Häuserzeile der Strufestraße. Das Windrad gehört zur ehemaligen Schmiede Stührmann, Nachfolger Sjut. Heute erinnert noch eine uralte Bohrmaschine vor diesem Gebäudekomplex an die alte Schmiedezunft. Zu diesem Zeitpunkt war hier noch die alte Brücke über die Braake vorhanden. Der Neubau dieser Brücke wurde am 31. Januar 1913 mit 20 000 Mark Kostenvoranschlag von der Gemeindevertretung beschlossen.
Siehe Läden im Koog-Koogstraße 1-8,Läden im Koog-Koogstraße 9-16,Läden im Koog-Koogstraße 17-23 ... usw bis Läden im Koog-Koogstraße 96-108



Lange Reihe, Strufestraße

Wie kam es zu der Straßenbezeichnung Lange Reihe? Die Häuser sind in einer langen Reihe entlang der Braake gebaut, daher die Ableitung für den Straßennamen. Sie entstanden während der Bauphase des Hafens. In vielen Dachgeschossen waren Kornspeicher untergebracht. An der Lange Reihe waren Krabbenfischer, zwei Schlachtereien, zwei Malermeisterbetriebe, ein Weißwarengeschäft, eine Grünwarenhandlung, ein Tabakwarenladen und an der Ecke zur Koogstraße die Buchhandlung Heinrich Helwig angesiedelt. Die Strufestraße wurde benannt nach dem Rentner Strufe, der in der gleichnamigen Straße Nr.3 wohnte.

Lange Reihe coloriert
Strufestraße im Winter

Auf – und Unter dem Deiche

Mühle und Zollhaus

In Richtung Schulstraße war eine alte Windkornmühle auf dem Deiche. Eigentümer war Ferdinand Peters. Diese Mühle brannte 1891 ab und wurde wieder errichtet, jedoch 1919 endgültig abgebrochen. Vom Deich führte eine Brücke, wie im Bild ersichtlich, zum Kornspeicher des Mühlenbesitzers. Außerdem befand sich auf dem Deiche die Schmiede von Willi Hanßen (siehe weiter oben). Heute ist der Deich durch die Straßenführung ("Zur Mole" bis zur Mole 4) unterbrochen.

Abriß Panzersperre 50er-Jahre

Das obige Foto zeigt ein altes Lagerhaus für den damaligen Hafenbetrieb. Es wurde später als Mehrfamilienhaus umgebaut. Dieses Haus (Unter dem Deiche Nr. 4) wurde im Volksmund mit „Jerusalem“ und das dazu gehörige Waschhaus mit „Bethlehem“ bezeichnet. Als Eckhaus der Langereihe/Unter dem Deiche ist es kaum noch bekannt. Das Haus im Hintergrund war das Eckhaus zur Hafenstraße/Brunsbüttelerstraße (Läden im Koog-Breiholz), beide Häuser sind bereits abgebrochen. Im Vordergrund der Ansicht erkennt man, wie die Panzersperre aus dem 2. Weltkrieg vor dem Schöpfwerk entfernt wird.

Eddelaker Straße

Vorne rechts das Haus des Fotografen Wilhelm Döring

Die Eddelaker Straße heißt so, weil sie nach Eddelak führt. In der Eddelaker Straße 18 wohnte der bekannte Brunsbütteler Fotograf Wilhelm Döring.

Hafenstraße

Die Hafenstraße führt von Brunsbüttel zum Alten Hafen

Hafenstraße-Postkarte vom Verlag Heinrich Helwig


Tiedemannstraße

Die Tiedemannstraße ist benannt nach dem Hof- und Ziegeleibesitzer Louis Tiedemann. Er begann 1891 auf eigene Kosten mit dem Bau der später nach ihm benannten Straße.

Dieses Gebäude war ehemals eine Knabenschule, dann (von 1911 – 1913) die Mittelschule (Realschule Brunsbüttel). Das Foto zeigt das Gebäude 1937 als Jugendherberge Jugendherbergen in Brunsbüttelkoog

Mit der Entstehung Brunsbüttelkoogs wuchs Brunsbüttelhafen mit Brunsbüttelkoog-Nord zusammen.

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