Ebsen-Werft Brunsbüttel
Diese und die anderen Seiten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Jeder Leser, der Fotos, Bilder oder Informationen dazu beitragen kann, sei hiermit herzlich gebeten, mir diese zukommen zu lassen.
Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de
An dieser Stelle herzlichen Dank:
an Henning Ebsen, der mir sehr viele Fotos , Akten und Unterlagen von seiner Familie zur Verfügung gestellt hat
an Ute Hansen vom Stadtarchiv für Zeitungsartikel, Werbung, Akten und Daten aus dem Gewerberegister
an Rainer Förtsch, Holger Koppelmann, Uwe Borchers, Helga Jungklaus, Bernd Schmidt, Dieter Ausborm, Familie Gleimus, Ingrid Krabbe, Jens Rusch, Johann Scholz, Rainer Dürr, Reimer Schlichting, Wolfgang Girke, Hans Dieter Matthiessen, Wanda Oesau, Wilhelm Johnsen, Willi H. Lippert, die Brunsbütteler Zeitung und das Wikipedia für Daten, Unterlagen, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.
Textquellen: „Schleswig-Holsteins Grönlandfahrt“ von Wanda Oesau 1937; Stadtarchiv Brunsbüttel; Brief von Richard Doose (Urenkel des Werftgründers); Artikel von Walter Schulz, Heinz Lewerenz und John Jacobsen
Walfang in Brunsbüttel
Ohne den Walfang wäre die Werft Brunsbüttelhafens nicht entstanden.
Am 1.8.1816 gründeten 13 Aktionäre unter dem Vorsitz des Landesgevollmächtigten Peter Hinrich Piehl die „Grönländische Gesellschaft“, um im großen Stil Walfang zu betreiben.
Der aktive Walfang begann im Jahre 1817 durch die Grönlandfahrten mit der von der Gesellschaft gekauften, 1797 in England aus starkem Eichenholz gebauten Bark, die auf „Einigkeit von Brunsbüttel“ getauft wurde. Das Schiff wurde mit 132,5 „Kommerzlasten“ (entspricht ungefähr 293 Registertonnen) vermessen und gehörte zu den größten Walfängern der damaligen Zeit. Es hatte 2 Decks, sieben Schaluppen (kleine Ruderboote) und eine Jolle.
Aber nicht nur Wale fielen den Fängern zum Opfer, auch große Mengen an Robben.
In Brunsbüttel wurde der Walfang nur 7 Jahre betrieben (von 1817 bis einschließlich 1823). Teure Reparaturen und geringe Fänge ab den 1820er-Jahren machten den Walfang unwirtschaftlich.
Zum Vergleich: Glückstadt betrieb das blutige Geschäft fast 200 Jahre (von 1671 bis 1863).
Wale wurden vor allem wegen ihrer riesigen Menge Speck gejagt, das in Fässern an Bord verstaut wurde und im Heimathafen in einer Tranbrennerei zu Tran verarbeitet wurde. Ein Grönlandwal lieferte bis zu 14 000 kg des begehrten Trans. In der damaligen Zeit wurde dieser hauptsächlich als Brennstoff für Lampen verwendet (daher der Ausdruck „Tranfunzel“ ). Später kam Petroleum als Brennstoff auf den Markt und der Walfang war damit eigentlich überflüssig.
(Die elektrische Stromversorgung begann in Deutschland erst in den 1880er Jahren, in Brunsbüttelkoog und Brunsbüttelhafen erst in den 1920ern).
Auch in Brunsbüttel befanden sich auf dem Deich am Alten Hafen ein Packhaus und eine Tranbrennerei (siehe Bild).
(Originaltext aus „Schleswig Holsteins Grönlandfahrt auf Walfischfang und Robbenschlag“ von Wanda Oesau:
… im April 1817 beschloß man, ein eigenes Packhaus zu bauen von ungefehr 56 Fuß Länge und die Breite zu 32 Fuß. Es sollte auf Stenders mit untergemauerten Leden stehen, alles von Föhren Holz seyn und eine brettene Außenwand haben. Die Wurthstelle wurde wegen zuweilen eintretendes hohes Wasser nicht zu niedrig aufgefahren; denn der Bau sollte im Kirchspielsaußendeich beim alten Hafen vor sich gehen. Das brachte wieder neue Arbeit fürs Kirchspiel.
Neben dem Packhause wurde eine Tranbrennerei für 3850 Mark aufgeführt.)
Ein Schild an einem Gebäude beim Alten Hafen erinnert noch heute an den Standort der Gesellschaft („Wal-Eck“) . Werbung aus den 1990er-Jahren erinnerte an Brunsbüttels Walfänger-Vergangenheit.
Die folgenden, vom Brunsbütteler Marinemaler Holger Koppelmann gefertigten Bilder zeigen, wie die Bark „Einigkeit von Brunsbüttel“ wohl ausgesehen hat.
Geschichte der Werft
Die Anfänge
Die Geschichte dieser Werft geht weit ins 19. Jahrhundert zurück. Zurückzuführen ist ihre Gründung auf den Wunsch von Walfängern, die gerne „eine Schiffszimmerey“ am Ort hätten. 1816 wurde der Schiffszimmermann Nicolaus Burmester zum Vorsteher einer Schiffszimmerei und einer Slipanlage ernannt, nachdem die Grönländische Gesellschaft diese finanzierte.
Doose-Werft
Die „Doose´sche Werft“ wurde 1867 von ihrem Namensgeber Hans Detlef Otto Doose gegründet. Zusammen mit seinem Bruder, Claudius Doose, hatte er in Kiel das Schiffszimmerer-Handwerk erlernt. Beide zogen als Schiffszimmermeister in die Ferne, um sich selbständig zu machen. Das nötige Anfangskapital erhielten sie vom Vater, Johann Friedrich Claus Doose aus Kiel. Dieser zog später, als alter Mann, ebenfalls nach Brunsbüttel zu seinem Sohn. Er starb am 20.12.1878.
1875 waren 20 bis 30 Personen auf dieser Werft beschäftigt. Bis 1890 wurden auf dieser Werft vorwiegend 12 bis 20 m lange Elbe/See-Ewer für verschiedene Frachten gebaut. Danach entstanden überwiegend Zweimastschoner und diverse Dienstfahrzeuge.
Werftgründer Hans Detlef Otto Doose starb am 03.08.1911. Sein Sohn, Claudius Otto Doose, erbte die Schiffswerft.
Bilder der Doose-Werft
Ein Artikel aus der Brunsbüttelkooger Zeitung 1926 vom 24. August besagt, daß nach langjähriger Pause ein Schiffbauer aus Glückstadt den Werftbetrieb im Alten Hafen übernommen hatte. Werbung aus dem Jahr 1927 deutet auf einen Besitzer Heinrich Voss hin.
Der nächste Zeitungsartikel, 5. Januar 1928, berichtet vom Einsturz der Rundbogenhallen der „Voss´schen Werft“ aufgrund der Schneelasten des Winters 1928/29 (Der Eiswinter 1928-1929 in Brunsbüttelkoog).
Im Februar 1928 ging die Werft dann in den Besitz von Johannes Boyens, der dann am 1.September 1928 eine Partnerschaft mit Hermann Diedrichsen einging (siehe Gewerbeanmeldung 1928).
Die Gewerberats-Akte von 1929 und zwei weitere Akten (Werftunfall 1929) deuten darauf hin, daß auf der Schiffswerft Diedrichsen & Boyens eine Acetylenexplosion stattfand (siehe folgende Akten).
Laut einer Zeitungsannonce vom 30.10.1930 hat der Ingenieur Carl Jensen die Schiffswerft am Alten Hafen Brunsbüttel übernommen.
Eine Gewerbeanmeldung aus dem Jahre 1932 deutet auf einen weiteren Besitzer hin, Erich Heeschen, der den Werftbetrieb ebenfalls nur kurzzeitig hatte.
Akten und Zeitungsartikel vor der „Ebsen-Zeit“
Die Ebsen-Werft
Das Werftgelände und die Hellinganlagen waren – laut beigefügtem Kauf- und Pachtvertrag –zu dieser Zeit im Besitz des Landwirts Emil Witt. 1935 kaufte Otto Ebsen die Hellinganlage mit Zubehör und 1936 pachtete er das Werftgrundstück. Später ging das Grundstück in den Besitz der Ebsens über.
Otto Ebsen begann 1903 eine Lehre als Schiffszimmermann beim Gründer der Werft, Hans Detlef Otto Doose. Neben einigen Schiffsneubauten wurden jetzt hauptsächlich Fisch- und Krabbenkutter repariert. Seine Hauptkundschaft kam aus Brunsbüttel und den umliegenden Kögen. In nachfolgenden Jahren gehörten auch viele Sportschiffer zu den Kunden.
In manchen Unterlagen und Zeitungsartikeln steht das Jahr 1933 als Übernahme der Werft durch Otto Ebsen. Das ist natürlich möglich, aber Kaufvertrag und Gewerbeeintrag deuten auf das Jahr 1935.
1954 übernahm der Sohn von Otto Ebsen, Schiffszimmermeister Hans Ebsen, geboren am 25.12.1925, die Werft und betrieb sie bis 1990. In dieser Zeit hat Hans Ebsen allein 4 Sturmfluten erlebt (1962, 1976, 1981 und 1990), die jeweils einen mehr oder weniger großen Schaden hinterließen.
Etwa 25 Neubauten liefen seit 1954 in dieser Werft mit Hilfe von etwa 40 Bootsbauerlehrlingen vom Stapel.
Im November 1990 mußte Hans Ebsen aus gesundheitlichen Gründen die Werft aufgeben. Damit schloß ein 174 Jahre alter Traditionsbetrieb seine Pforten.
Am 28. Januar 1991 verstarb Hans Ebsen im 66. Lebensjahr.
Akten aus der „Ebsen-Zeit“
Zeitungsartikel Ebsen
Fotos mit Namenszug
Personen
Fotos Ebsen-Werft
Boote bei Ebsen
Bootsbau Ebsen
Fotos Ebsenpriel
Luftaufnahmen von Rainer Förtsch
Das Rätsel der Sandbank
Im Jahre 1984 wurden auf der Ebsen-Werft Szenenaufnahmen für den Film „Das Rätsel der Sandbank“ nach dem Roman von Erskine Childers gedreht. Näheres dazu bitte dem Zeitungsartikel vom 05.11.1985 entnehmen.
Sturmflut Ebsen-Werft
Wrack „Oase“
Einzelheiten dazu siehe Das_Ebsenboot
Die „andere“ Schiffswerft
Aus einem Schriftverkehr von 1946 geht hervor, daß ein Hansjürgen Grube aus Cuxhaven um die Genehmigung zur Errichtung einer Schiffswerft ersucht. Bürgermeister Brunsbüttelkoogs war zu der Zeit Gustav Kuhr, der das erste Schreiben unterzeichnet hat. (Die_Bürgermeister_Brunsbüttels#Nr.8_.E2.80.93_Gustav_Kuhr_08.02.1946_.E2.80.93_23.09.1946).
Es ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, da der damalige Werftbesitzer Otto Ebsen zeitgleich schriftlich um eine Geländeüberlassung beim Oberdeichgrafen in Meldorf vorstellig wurde - und das zweite Schreiben auf eine Bootswerft im alten Hafen hinweist.
Chronologie der Werftbesitzer
- 1816 – Nicolaus Burmester
- 1867 – Hans Detlef Otto Doose
- 1911 – Claudius Otto Doose
- 1926 – Heinrich Voß
- 1928 – Diedrichsen und Boyens
- 1930 – Jensen
- 1932 – Erich Heeschen
- 1935 – Otto Ebsen
- 1954 – Hans Ebsen
- 1990 – Ende des Werftbetriebs