Der Krabbenschuppen in Brunsbüttel
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Jeder Leser, der Fotos, Bilder oder Informationen dazu beitragen kann, wird hiermit herzlich gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen.
Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de
An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv Brunsbüttel, Bernd Schmidt, Uwe Borchers, Rea und Rudi Grimsmann, Klaus Schlichting, Holger Koppelmann, Carmen Hatje, Günter Remmers, Franz Piehl, Sammlung Karl Martin, Familie Gleimius, das WSA-Brunsbüttel für Daten, Unterlagen, Postkarten, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.
Mit dem Wort Krabbenschuppen sind in diesem Fall nicht Krabben gemeint, sondern Garnelen, die im Volksmund ja auch als Krabben bezeichnet werden.
Der Krabbenschuppen, wie ihn die älteren Brunsbüttelkooger noch kennen, war ein gelber Holzbau mit rotem Dach und stand auf Betonpfählen beim Alten Hafen Brunsbüttels nahe der Gaststätte „Fernsicht“ Gasthof Zur Fernsicht und Wagners Hotel.
Er war hauptsächlich Anlandungs- und Verteilerstelle für die Krabbenfänge der Brunsbütteler Fischer. Aber auch andere Fischarten wurden dort gehandelt.
Der erste Krabbenschuppen
Quelle:Aus Brunsbütteler Spuren VI von Prof.Dr. Klaus Kleine-Weischede
Dort, wo später der erste Krabbenschuppen entstand, befand sich das Wohnhaus von Lütje Pien. Er war Kornhändler und Schiffsmakler und lebte um 1800. Im Erdgeschoß seines Hauses wurde das Vieh untergebracht, das nach Hamburg oder zur anderen Elbseite (Hannöversche Küste) verschifft werden sollte. Im oberen Teil des Gebäudes gab es zwei geräumige Kornböden. Reisende, die per Schiff nach Hamburg oder Cuxhaven wollten, wurden von Lütje Pien zu dem auf der Elbe ankernden Dampfer hinausgerudert.
Aus der Brunsbütteler „Chronik der Entstehung“ von Walter Schulz und Hauke Mormann geht hervor, daß der erste Krabbenschuppen „im Neuenkoogshafen“ gegenüber des „Busch-Hauses“ wohl 1877 gebaut wurde. Er war 30m lang und brannte am 29.12.1932 ab (siehe Foto weiter unten).
Das Buschhaus wurde 1834 für den Stackmeister und seine Deicharbeiter errichtet.
Der Schuppen im Hafen von Neufeld um 1900 hat große Ähnlichkeit mit dem ersten Krabbenschuppen Brunsbüttelkoogs (Marinemaler Holger Koppelmann)
Der zweite Krabbenschuppen
Nachdem der erste Krabbenschuppen am 29.12.1932 abgebrannt war, entstand der kleine Vorbau des späteren, letzten Krabbenschuppens.
An der Hausfront war „Schleswig Holst. Krabbenverwertung“ Leppin & Co" zu erkennen.
Der letzte Krabbenschuppen
Laut Kopien von Karl Martin vom 25jährigen Jubiläum des Bauunternehmens Carl Johannßen aus dem Jahr 1935 wurde der Krabbenschuppen von diesem Bauunternehmer im gleichen Jahr vollendet.
Krabbenfang und –verarbeitung
Textquelle: Erinnerungen des Brunsbüttelers Karl Martin
Alle Brunsbütteler Krabbenkutter lagen bis 1939 während der Krabbensaison im Hafen von Cuxhaven und fuhren von dort zum Fischen.
Der gesamte Fang wurde täglich im Hafen von Cuxhaven auf einen Kutter verladen und zum Krabbenschuppen nach Brunsbüttel gebracht. So hatte jeder Fischer mal einen Tag frei für die Familie. Im Krabbenschuppen machte Frau Geisler die Verwaltungsarbeit, Bernhard Leppin und Karl Geisler verteilten die Krabben zum Schälen auf die ca. 150 (in früheren Zeiten sogar bis zu 300) meist Schälerinnen. Da diese oft eine oder gar mehrere Stunden auf den Krabbenkutter warten mußten, wurde wohl an keinem anderen Platz im Ort mehr als hier „geklönt“. Wurden viele Krabben gefangen, konnte jede der Reihe nach so viel im Sack mitnehmen, wie sie wollte. Meistens wurde das Fahrrad als Transportmittel benutzt. Bei geringeren Fängen wurde entsprechend zugeteilt. Bei sehr großen Fängen mußten (gezwungenermaßen) so lange Krabben mitgenommen werden, bis alle geschält waren. Für 3 Pfund Kabben mußte schnellstmöglich 1 Pfund Krabbenfleisch abgeliefert werden.
Für die Kinder war das Krabbenpulen schon eine Strafe, es blieb kaum Zeit zum Spielen und für Schulaufgaben. Hermann Steffen erzählte, seine ältere Schwester und seine Mutter hielten sich durch starken Kaffee wach und als Junge bekam man ein paar hinter die Löffel, um nicht einzuschlafen.
Wir Kinder wünschten uns, daß alle Krabbenkutter untergingen.
Die Arbeit wurde schlecht bezahlt, es sei denn, es wurde mehr Fleisch geliefert (bei guter Qualität und ohne Laich), dann wurde der Überschuß gut bezahlt. Da es in der Gegend kaum Heimarbeit gab, wurde es mehr oder weniger gerne gemacht. Das Krabbenfleisch wurde in Butterfässern der Firma Kraft aus Brunsbüttel mit Borsalz haltbar gemacht und schnell versandt. Erst als ca. 1965 die Kühlschränke kamen, verbot man das Borsalz aus gesundheitlichen Gründen.
Die Krabbenschalen wurden zurück in den Krabbenschuppen gebracht und zu Dünger verarbeitet.
In Neufeld konnte man in der Saison, je nach Windrichtung, den Geruch der Krabbenschalen kilometerweit riechen.
Siehe auch: Die Brunsbütteler Fischerei
Nach 1945 wurde der Krabbenschuppen noch von den Firmen „Vitamo“ und "Demming" bis ca. 1965 zur Fischverwertung, danach von H. Gellert als Feuerholz-Sägerei genutzt.
Im oberen Teil hatte sich später der Restaurator Heino Pöhls mit seinem Partner Steen niedergelassen.
1981 haben Rea und Rudi Grimsmann den Krabbenschuppen von Pöhls und Steen gekauft. Der Kauf wurde aber wieder rückgängig gemacht, da der Krabbenschuppen abgerissen werden sollte.
1982 wurde der Abriss schließlich vollzogen.
Nachfolgend Fotos von einigen Sturmfluten, die deutlich die damalige Wasserhöhe veranschaulichen.
Sturmflut 1930er
Sturmflut 17. Februar1962
Sturmflut 3. Januar 1976
Weitere Sturmflutbilder
Da auf den folgenden Fotos die Jungs barfuß, in kurzen Hosen und hemdsärmelig im Hochwasser stehen, ist davon auszugehen, daß es sich weder um Januar noch um Februar handeln kann. 1962 und 1976 fallen somit aus.
Die Krabbenschuppen aus Künstlersicht
Krabbenschuppen um 1900, Marinemaler Holger Koppelmann