Schule Mühlenstraßen

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Jeder Leser, der Fotos, Bilder oder Informationen dazu beitragen kann, sei hiermit herzlich gebeten, mir diese zukommen zu lassen.

Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de

An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv für Zeitungsartikel, Werbung, Akten und Daten aus dem Gewerberegister und ganz besonders dem Ersteller der Schulchronik Mühlenstraßen, Werner Keil
an Uwe Borchers, Dieter Ausborm, Bernd Schmidt, Helga Jungklaus, Heidemarie Billerbek, Walter Schulz, Wilhelm Johnsen, Manfred Janke für Unterlagen, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.

Die Mühle „Immanuel“

Textquellen:
Brunsbütteler Zeitung, „Mühlen in Süderdithmarschen und Brunsbüttel“ von Walter Schulz und Hauke Mormann

Berichtet man über Mühlenstraßen, darf man den Namensgeber dieses ländlichen Ortsteils nicht vergessen – die Mühle.
Die erste Mühle wurde laut Mühlenverzeichnis um 1560 gebaut und hatte im Laufe der Zeit viele Besitzer.
Im Jahre 1806 wurde die Windmühle umgeweht und wieder aufgestellt.
1870 oder 1872 wurde sie dann als „Holländermühle“ neu errichtet.

In den letzten 100 Jahren war sie im Besitz der Familie Johannßen-Carlow. Als Emil Carlow 1939 den Mühlenbetrieb von seinem Schwiegervater übernahm, ließen noch alle umliegenden Höfe dort ihr Getreide mahlen. 1945 rüstete er seine Mühle um, so daß er zusätzlich auch Öl aus Raps pressen konnte. Fünf Jahre später legte er sich einen kleinen Lieferwagen zu, damit die Landwirte nicht mehr anliefern mußten. Später mußte Carlow immer häufiger bei Windflaute seinen Elektromotor anschmeißen, da er sich eine Stillegung bei Windstille nicht mehr leisten konnte.

Am 15. Februar 1952 wurde die denkmalgeschützte Holländermühle durch einen Kurzschluß ein Raub der Flammen. Emil Carlow baute erneut eine Mühle auf, jetzt allerdings eine elektrisch betriebene. Sein Sohn Herbert betrieb sie aus wirtschaftlichen Gründen nur noch wenige Jahre, die Konkurrenz war übermächtig. Er baute das ungenutzte Mühlengebäude zu seinem Wohnhaus um. Das 1798 erbaute Reetdachhaus nebenan wurde zu einem Viehstall.
Später baute dessen Sohn Rolf dieses Gebäude in mühevoller Arbeit zu seinem Wohnhaus um. Herbert Carlow verstarb am 10. Dezember 2007.

Den Namen „Immanuel“ trägt aktuell die Mühle in Neufelderkoog.

Geschichtlicher Überblick über Mühlenstraßen

Textquellen:
Schulchronik Mühlenstraßen - verfaßt vom letzten Lehrer Werner Keil
Stadtarchiv, Brunsbüttelkooger Zeitung

Mühlenstraßen war vor 1970 eine Außengemeinde des Kirchspiels Brunsbüttel. Zu ihr gehörten noch die Orte Groden, Nordhusen und Diekshörn.
In der Geschichte des alten Kirchspiels Brunsbüttel taucht der Name der Gemeinde schon vor 1200 auf. Damals war das Kirchspiel in vier „Viertel“ aufgeteilt. Mühlenstraßen mit Nordhusen, Süderhusen, Diekshörn und Groden gehörte zum ersten „Viertel“. In der genannten Zeit regierten in Brunsbüttel 24 Männer, die sogenannten „Slüter“ und „Swaren“. Das damalige Kirchspiel wurde bekannt durch seine Kämpfe mit der Stadt Hamburg und durch die Seeräubereien eines Teils seiner Bewohner auf der Elbe. Die Oberhäupter des Kirchspiels unterstützten dieses Treiben sogar und stellten Urkunden mit dem Siegelbild des Heiligen Jakobus aus, das man noch heute im Brunsbütteler Kirchensiegel finden kann.
Später, im 14. Jahrhundert, ist noch einmal von Seeraub im gesamten Nordseegebiet die Rede. Der Name „Klaus Störtebeker“ jagte den Besatzungen der Hanseschiffe und den Küstenbewohnern Angst und Schrecken ein.
Alten Aufzeichnungen und Karten zufolge befand sich in dieser Zeit in der Nähe der heutigen Schule (vielleicht sogar direkt unter der heutigen Schule) ein Priel, der das Wasser des Ohlener Gebietes der Elbe zuführte. Seine Mündung sollte sich gut als Hafen geeignet haben und deshalb auch als solcher ausgebaut worden sein. Auf alten Karten taucht die Bezeichnung „Königshafen“ auf. Es heißt, daß dieser eine Zufluchtsstätte Störtebekers und seiner Gesellen gewesen sei und erst in dieser Zeit diesen Namen bekommen hätte.

Einige Orte des ersten Viertels wurden in späteren Jahrhunderten des öfteren erwähnt. Die Ortsnamen unterschieden sich in ihrer Schreibweise teilweise beträchtlich von den Bezirksnamen der heutigen Gemeinden, z.B. Groden (früher Grodenn, später – in den Plänen W.H.Lipperts - auch Groven), Nordhusen (früher Northusen) und Mühlenstraßen (früher Molenstrate). Die angeführten Ortsnamen entstammen einem Schriftstück aus dem Jahre 1563 (Auszug aus dem Landesregister), das im Reichsarchiv zu Kopenhagen aufbewahrt wird.
Darin werden alle steuerpflichtigen landwirtschaftlichen Nutzflächen der einzelnen Bezirke des Kirchspiels Brunsbüttel aufgeführt. Danach war damals (1563) „Northusen“ mit 181 Dithmarscher Morgen (1 Dithm. Morgen ca. 1,35 ha) und 18 Bauernhöfen der größte Bezirk des ersten Viertels.
Ihm folgen „De Molenstrate“ mit 109 Dithm. Morgen und 19 Bauernhöfen und schließlich „Grodenn“ mit 93 Dithm. Morgen 12 Bauernhöfen und 15 Köthenerstellen
(Köthener waren Gefangene, die man von Kriegs- und Raubzügen mitbrachte. Sie waren rechtlose und unfreie Menschen. Sie mußten auf den Höfen ihrer Herren arbeiten und waren den Leibeigenen ähnlich. Schon die ersten Ansiedler der Marschen sollen Köthener aus den Heimatdörfern der Geest mitgebracht haben.
Siehe auch „Zur Topographie und Geschichte Dithmarschens“ von Prof. Dr. R. Hansen)

Nach diesem Auszug zu urteilen war der Landbesitz Mühlenstraßens in der damaligen Zeit bedeutend größer als heute. Die landwirtschaftliche Nutzfläche belief sich auf mindestens 383 Dithmarscher Morgen (ca. 517 ha) und verteilte sich auf 49 Bauernhöfe. 1955 waren im gesamten Gebiet der Gemeinde noch 11 Bauernhöfe.
Der Gebietsverlust ist hauptsächlich den verheerenden Sturmfluten der vergangenen Jahre anzulasten.

Danach gingen bis einschließlich 1717 im Gebiet der Gemeinde Mühlenstraßen verloren:

1566 – das Dorf Süderhusen mit 30 Morgen Land, der „Königshafen“ und eine Schleuse, die bisher das Wasser des Ohlener Gebietes der Elbe zugeführt hatte (das Entwässerungsfleet des Ohlener Gebietes hatte seine Wasserführung südlich des Mühlenstraßener Süderhofes und mündete in den sogenannten „Königshafen“).
1664 – in Groden und Wall 10 Häuser und 37 Morgen Land
1698 – in Groden und Wall 10 Häuser und 40 Morgen Land
1699 – bei Nordhusen 12 Häuser und 21 Morgen Land und bei Groden 40 Häuser und 40 Morgen Land
1717 – bei Nordhusen 9 Morgen Land
insgesamt 147 Morgen (ca. 198 ha).

gezeichnet von Werner Keil-1955

Vor dem 2. Weltkrieg hatte Mühlenstraßen 220 Einwohner. Durch den gewaltigen Flüchtlingsstrom aus den deutschen Ostprovinzen, der bereits 1944 begann und nach dem Waffenstillstand am 8.5.1945 immer noch weiter floß, erhöhte sich die Einwohnerzahl der Gemeinde beträchtlich.
Bei einer Einteilung der Einwohner Mühlenstraßens nach Berufen herrschte die Betätigung in der Landwirtschaft vor. Daneben fand man ebenfalls Berufe, die landwirtschaftsgebunden waren, wie Deich- und Kanalarbeiter, Fischer und Matrosen. Handwerker und Angestellte waren nur wenige vorhanden (Angaben aus den 1950er Jahren).

Die Geschichte der Schule

Schulchronik der Volksschule Mühlenstraßen
Schulstandort

Über die Geschichte der Volksschule Mühlenstraßen läßt sich nur wenig berichten, da die frühere Chronik der Schule nicht mehr vorhanden ist.
In dem Buch „Bauern, Handwerker, Seefahrer“ von Wilhelm Johnsen ist die Rede von einer Bestallungsurkunde, die der Mühlenstraßener Schulmeister Jakob Fischer 1705 geschrieben hat. Im gleichen Buch findet sich auch der Hinweis auf Marten Kuskopf (Kuskop), der ab 1719 den Posten des Schulmeisters am Deich in Mühlenstraßen – und vorher das gleiche Amt in Westerbüttel inne hatte und auf Harder Harders, der 1737 in Mühlenstraßen Schulmeister war.
Das aus der Vergangenheit herübergerettete Schulhauptbuch geht zurück bis ins Jahr 1872. Das erste Schulgebäude stand nicht am gleichen Platz, sondern ca. 50m weiter westlich auf einer Wurt. Nach eingezogenen Erkundigungen hat dieses Gebäude schon lange vor 1850 dort gestanden. Es wurde nach Inbetriebnahme der neuen Schule vom Bauern Twiesselmann erworben und als Wohnhaus weiterverkauft. Wegen schlechten Zustandes wurde dieses Gebäude in den 1920er Jahren abgerissen.

Das neue, noch bestehende, aber nicht mehr als solches genutzte, Schulgebäude wurde am 12. Oktober 1909 eingeweiht (siehe Zeitungsartikel).

Aus der Zeit von 1909 bis 1945 existieren keine Chronikeintragungen.


In der Zeit des zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) stand der Schulbetrieb fast während der ganzen Kriegsjahre still, da das Gebäude als Kriegsgefangenenunterkunft herhalten mußte. Zwanzig Franzosen waren in dem Klassenraum für mehrere Jahre untergebracht.
Die Kinder aus Mühlenstraßen wurden in dieser Zeit in Kattrepel und auch teilweise in Brunsbüttel unterrichtet.
Nach dem Zusammenbruch 1945 dienten Schulgebäude und – grundstück als Lager für deutsche Internierte. Der Klassenraum mußte über 100 Mann aufnehmen. In dieser Zeit wurden Schulbücher und Lernmittel komplett zunichte gemacht. Die Schule Mühlenstraßen war vor dem Kriege einmal vorbildlich ausgerüstet.
Als 1946 der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden sollte, stand man zunächst einmal vor dem leeren Gebäude. Der bis dahin einklassige Schulbetrieb konnte aufgrund des zunehmenden Flüchtlingsstromes aus den deutschen Ostgebieten so nicht mehr weiter betrieben werden. Bei Wiederaufnahme des Unterrichts zählte man die dreifache Schülerzahl.
Eine Lehrkraft mußte in einem Klassenraum fast ohne Lehrmittel 75 Kinder unterrichten, das wirkte sich natürlich negativ auf den gesamten Schulbetrieb und die Leistung der Schulkinder aus.

1952 – Am 1. Februar übernimmt der Lehrer Werner Keil die Lehrstelle in Mühlenstraßen für den zur Boje-Mittelschule wechselnden Lehrer Helmut Eckstorff.
In einer Elternversammlung wird ein neuer Elternbeirat gewählt.
Am 27. und 28. Juni wurde das Vogelschießen durchgeführt. In jedem Jahr fanden die Spiele im Sommer an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Am zweiten Tag gab es dann den Umzug mit anschließendem Tanzvergnügen in einer naheliegenden Gastwirtschaft.
1953 – Schulausflug nach dem Sachsenwald, Mölln, Ratzeburg und auf der Rückfahrt Besuch der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg.
Renovierung des Klassenraumes, neues Schulgestühl

1954 – Von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wurde ein Webrahmen zur Verfügung gestellt, der im Rahmen des Handarbeitsunterrichts genutzt wurde.

Margaretha Glück-11.5.1960

1955 – Der Tag des Baumes wurde zusammen mit dem Jagdverein Brunsbüttel am 19. und 23. April durchgeführt. Die Kinder pflanzten 100 Weißdornbüsche, 20 Weidenstecklinge, 150 Erlen und 30 Ebereschen.
Die Schülerzahlen sanken, bedingt durch die fortschreitende Räumung des Barackenlagers in Groden und die damit verbundene Umsiedlung der dort wohnenden Familien.

1956 – Ende Februar brach, nachdem der Winter bisher recht milde verlief, eine Kältewelle mit bis zu -20°, ein. Ein zusätzlicher Sturm schob die starke Eisdecke zu einer gewaltigen Barriere auf und wurde so zum unüberwindlichen Hindernis im Wattenmeer. Vor der Südecke des Neufelderkoogs bildete sich eine Eisbank von ca. 300m Länge und 15 – 18m Höhe. Nach dem Abschmelzen blieb eine Schlickbank zurück, die durch das Wasser erst nach einigen Wochen beseitigt wurde.
Im Frühjahr begannen Arbeiten für eine Deicherhöhung, die sich bis zum Spätherbst hinzogen.
Kinder aus allen Jahrgängen führten vor Beginn der Weihnachtsferien ein Krippenspiel auf.

1959 – Dank der guten Verbindung der Schule zum Landjugendberatungsdienst der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holsteins wurde eine Hobelbank und eine komplette Werkzeugausrüstung zur Verfügung gestellt.
1960 – Im Januar wurde die Schule an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen.
Die älteste Einwohnerin des Kirchspiels Brunsbüttel, „Oma Glück“ , verstarb am 11. Mai dieses Jahres
(siehe auch Gastwirtschaft Glück im Winkel)

Die Bundesjugendspiele fanden am 27. Juni auf dem Sportplatz Süderstraße in Brunsbüttel statt.

Sturmflut 1962, Brunsbüttelkoog
Winter 1962/63-Foto Paul Ausborm

Auf einen nassen Sommer folgte auch noch ein regenreicher Herbst, wodurch der Landwirtschaft erhebliche Probleme bereitet wurde. Der sehr trockene Sommer 1959 war somit wett gemacht.

1961 – Anfang Januar wurde die veraltete Heizungsanlage auf Ölfeuerung umgestellt.
Der Winter 1960/61 verlief ungewöhnlich milde. Temperaturen, die auf + 15°C anschwollen, hatte man in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr erlebt.
1962 – Die Sturmflut am 16. und 17. Februar brachte viel Leid und Elend.

Das Gedicht von Gustav Falke spricht Bände.

De Stormflot

Wat brüllt de Storm?
De Minsch is’n Worm!
Wat brüllt de See?
’n Dreck is he!

De Wind de weiht, up springt de Flot,
Und sett up den Strand eern natten Fot,
Reckt sick höger und leggt up’t Land,
Patsch, eer grote, natte Hand.

De lütte Diek, dat lütte Dorp,
De Flot is daröwer mit eenem Worp.
Dar is keen Hus, dat nicht wankt und bevt,
Dar wahnt keen Minsch, de morgen noch leevt.

Wat brüllt de Storm?
De Minsch is’n Worm!
Wat brüllt de See?
’n Dreck is he!

1963 – Der Winter 1962/63 brachte sehr starken Schneefall und Frost, bei vielen Familien traten Probleme mit der Hausfeuerung auf. In der Weihnachtszeit wurden 4 Weihnachtspakete an Bedürftige in der Ostzone verschickt.

1964 - Die fortschreitende Zentralisierung des ländlichen Schulwesens zeichnete sich auch in Mühlenstraßen ab. Die Kinder des Ortsteiles Nordhusen wurden mit Beginn des Schuljahres nach Neufeld in die dort neu errichtete, dreiklassige, Volksschule umgeschult. Auch für die einklassige Volksschule Mühlenstraßen waren die Tage gezählt.

1965 - Seit Ostern beförderte ein Schulbus die Kinder von Mühlenstraßen nach Brunsbüttel.

Lehrkräfte Volksschule Mühlenstraßen

Lehrkräfte von 1873-1965

Schulbetrieb Mühlenstraßen

Einschulungen

Zeitungsartikel Schulgebäude

Fotos Schulgebäude

Fotos Vogelschießen

Zeitungsartikel Vogelschießen

Plaketten Vogelschießen

Diese Plaketten wurden von dem Brunsbütteler Bernd Schmidt und seinem Freund wieder aufbereitet, nachdem sie fast schon "vergammelt" waren.

Weihnachtsfeiern

1967 – Die Gastwirtschaft Mühlenstraßen (ehemalige Schule) wurde von der Schule Osterbelmhusen nochmal für ein Kinderfest genutzt.

Nach dem Schulbetrieb

Das Gebäude wurde nach dem Schulbetrieb eine Zeitlang als Gastwirtschaft und Wohngebäude genutzt. Später entstand dort ein Gaststättenbetrieb des Rotlichtmilieus mit dem Namen „Club-Bar Tenne“.

In den 2000er-Jahren wurde daraus schließlich ein stattliches Wohnhaus.

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