Schule Westerbelmhusen

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Aus der Chronik der Schule, Quelle: Stadtarchiv Brunsbüttel, transkribierte Chronik.
(Bearbeitung: Wolfgang Dugnus)


Der Schuldistrikt aus den beiden Bauernschaften Westerbelmhusen und Ohlen bestand nach Ausweis der Rechnungsbücher, die bis 1730 zurückgehen und der noch vorhandenen Akten schon vor 1671.
Nach einem alten Aktenstück erwarben die Schulinteressenten 9 Scheffel 28 Ruth und 7 Fuß Land.
Peter Michel förderte die Schule nach einer mit dem 21 Mai 1671 datierten Datei mit einer Obligation Capital 150 Mark und an liquidierten Zinsen 28 Mark. Das Schulhaus stand zwischen [nördlich] dem Hof Jacob Suel jetzt Knut Schmielau [südlich] Hinrich Johann Hinrichs jetzt Schmidt.
Die Schulinteressenten bzw. die Schulkommune verwaltete die Schule selbst. Das Schulgebäude wurde nur notdürftig erhalten. Ein Schulschatz wurde nicht erhoben. Die Ausgaben wurden gedeckt durch Einnahmen aus Zinsen und Landhäuser.
Das alte Gebäude wurde 1747 von einem Sturm schwer getroffen, Schornstein und Außenmauern wurden eingedrückt. So wurde bereits 1749 ein Neubau geplant. Doch erst einmal wurde nur repariert.
1825 wurde ein Neubau fertiggestellt. Die Kosten betrugen 2389 Mark
Für einen Spielplatz wurde 1855 Land von Hinrich Schmielau gepachtet. Zu dieser Zeit sind in dem Gebäude untergebracht:

  • ein Klassenraum, dieser ist mit 6 Schultischen und Bänken ausgestattet, darunter vier Bänke mit einer Länge von 4,6 Meter, zwei Bänke mit einer Länge von 2,50 Meter. Neben zwei Wandtafeln gibt es einen Schrank, einen Lehrersitz und ein Thermometer. Unterteilt ist der Raum in eine Ober-, Mittel und Grundstufe. Die Geschlechter saßen getrennt. 1873 besuchten 37 Kinder den Unterricht.
  • eine Lehrerwohnung bestehend aus 2 Zimmern (16,36 qm und 18,91 qm), ein Schlafzimmer (11,34 qm), Küche, Speisekammer, Keller und Schweinestall.


Der Lehrer unterrichtete die Unterstufe mit 20 Wochenstunden, für den Rest hatte er 30 Stunden. Am 5. Mai 1904 beschloss das Schulkollegium die Verlegung und den Neubau eines Schulhauses am Moordeichsweg.

Von Hinrich Stahl wurde eine Fläche von 21 Ar zu einem Preis von 1400 Mark angekauft. Am 28.06.1904 erfolgter der ersten Spatenstich. Der Bau wurde am 01.11.1904 vollendet. Die Einweihung erfolgte am 23.11.1904 von Pastor Eggerstedt. Die definitive Übergabe fand im März 1905 statt. Das alte Schulgebäude wurde an Herrn Frauen verkauft.
Während des ersten Weltkrieges, ab 1916, ruhte der Schulbetrieb. Die Schüler wurden auf die Schulen in Brunsbüttel und Ramhusen verteilt. 1919 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen.
Am 31.03.1930 wurde die Schule erneut geschlossen. Das Gebäude wurde nach Ausbruch des Krieges als Kriegsgefangenenlager genutzt.
Im Winter 1941/1942 brannte der Dachstuhl nieder.

Als Ostern 1946 der Schulbetrieb in Brunsbüttel wieder aufgenommen wurde, mussten 40 Kinder aus Westerbelmhusen/Ohlen die dortige Schule besuchen. Deshalb beschloss der Schulvorstand, die Schulstelle in Westerbelmhusen wieder ins Leben zu berufen.
Daraufhin wurde auf den Grundmauern der alten Bildungsstätte eine alte Wehrmachtsbaracke aufgestellt und diente von da ab als Schulhaus.

Nach dem Krieg, 1946, wurde die Lehrerstelle von Frau Girand besetzt. Ein Jahr später, am 15.4.1947, übernahm Herr Schmischke dieses Amt. [Er leitete die Schule bis zur Schließung 1968]. Der Umzug in einen Behelfsbau erfolgte am 28.04.1947. Von den 48 Schülern waren 1948: Einheimische 8 Knaben und 10 Mädchen, Flüchtlinge 15 Knaben und 16 Mädchen.
Am 09.06.1953 fand die Grundsteinlegung eines neuen Schulgebäudes statt. Bereits am 18.12.1953 erfolgte die Einweihung.

Das Ende der Schule wurde dann im Mai 1968 eingeleitet. Die Brunsbüttelkooger Zeitung vom 30.05.1968 berichtete von einer Anhörung der Elternschaft im Schulgebäude. Der Schulrat Humke referierte über eine mögliche Schließung und Überführung der elf Kinder in das Brunsbütteler Schulsystem. Die Eltern stimmten dem allgemeinen Grundsätzlichen zu.

Das letzte Lebenszeichen der Schule erschien am 30.10.1968 in der Zeitung mit einer kurzen Notiz: "Aufgelöst wurden die einklassigen Volksschulen in den Gemeinden Westerbelmhusen und Osterbelmhusen. Die Schüler besuchen die Volksschule in Brunsbüttel und werden auf Kosten des Schulverbandes nach Brunsbüttel und zurück befördert".

Das Gebäude steht heute noch und wird privat genutzt.

Aus der Zeit des Lehrers Harm Reincke handelt die nachstehende Geschichte, aufgeschrieben von Helene Höhnk und veröffentlicht in Sagen und Geschichten aus Dithmarschen.

Ein Volksschullehrer in alter Zeit


Harm Reincke war ein Lehrer von Gottes Gnaden, denn es heißt von ihm, das er im Alter von 15 Jahren zu informieren begann. Er war in Trennewurth geboren und hatte im Nachbarort Barlt bei Persetter Boje Paulsen gelernt. 1695 kam Reincke an die Schule von Westerbelmhusen, wo er zuerst „Umgehen mußte“, das heißt, der Reihe nach bei den Einwohnern ein Zimmer zum Unterrichten und den nötigen Unterhalt erhielt. Eine Schlafstätte fand er entweder bei den Knechten oder beim Vieh in den Stallungen, im Sommer auf dem Heuboden.


1697 erheiratete Reincke mit einer braven, fleißigen Frau eine eigene Kate, die er zum Schulhause in seinem Sinn umgestaltete. Reincke war dabei schon so umsichtig und modern, daß er eine Art Turnunterricht oder Bewegung im Freien auf dem Schulhof eingeführt hatte. Auch seine Unterrichtspläne sind der damaligen Zeit weit voraus. So lebte er in segensreicher Ausübung seiner Berufstätigkeit und in persönlichem Wohlstande, bis im Jahre 1717 die furchtbare Weihnachtsflut mit einem Schlage sein Werk zerstörte und sein Familienglück vernichtete.


Es ist bekannt, daß diese Flut am Abend des 24. Dezember begann und am ersten Feiertag am Furchtbarsten tobte, so daß in keiner Kirche Gottesdienst gehalten werden konnte. Harm Reincke war mit Frau und Kindern vor dem andrängenden Wasser auf dem Heuboden geflüchtet. Auch die Kuh und das Schwein waren dort in Sicherheit gebracht worden. Sie hatten am ersten Weihnachtstage den größten Teil des Hausrates wegtreiben sehen und sich selbst zum Tode vorbereitet, als ein Rettungsboot am dritten Tage nahte. Es erwies sich aber als zu klein, um alles aufzunehmen, so daß Reincke selbst zurück bleiben mußte.


Da sah er das Boot vor seinen Augen von einem Wogenberg begraben. Seine Frau und vier Kinder, sowie seine gesamte Habe waren ein Opfer der Flut geworden. Er aber wurde in einem anderen Kahn gerettet und glücklich ans Land gebracht, in der Nähe von Wilster. Dort erfuhr er, daß der Lehrer in Buchholz bei Burg kürzlich gestorben war und ein Ersatz gesucht wurde. So wanderte er als armer, stellenloser Schulmeister nach Buchholz und wurde auch sofort angenommen, denn sein guter Ruf als Schulmeister, wie sein großes Unglück war seiner Werbung vorausgegangen. Nach vierjähriger Lehrtätigkeit in Buchholz holten ihn die Einwohner von Westerbelmhusen in sein früheres Amt zurück. Sie hatten sich soweit von den Wasserschäden erholt, daß die menschlichen Wohnungen wieder aufgerichtet waren. Die Dorfschaft hatte auch die Schulkate neu aufbauen lassen und wies sie ihrem alten Lehrer als Wohnung an.


Er ging dann auch noch eine zweite Ehe ein mit Frau Antje Johannsen, die ihm eine letzte friedliche Häuslichkeit bereitete. Aus seiner ersten Ehe waren zwei Töchter am Leben geblieben, die zur Zeit der Flut außerhalb des Dorfes in Dienst gestanden hatten. Zwei Töchter und zwei Söhne waren mit der Mutter ertrunken.


Reincke starb zu Anfang des Jahres 1749 an der Wassersucht. Seine Schultätigkeit ist das ganze 18. Jahrhundert hindurch vorbildlich für Westerbelmhusen gewesen. Die noch vorhandenen Schulprotokolle und Rechnungsbücher sind mustergültig geführt. Der Titel ist in sauberer Rundschrift geschrieben, gesprinntet, wie man es damals nannte

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