Frühere Bauvereine Brunsbüttels: Unterschied zwischen den Versionen

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Hauptmann a.D. Theodor Henckel, Jahrgang 1852, kam 1888 nach '''Brunsbüttelhafen''', wo er bis zu seinem Tode auch lebte (Auf dem Deiche). Er bekleidete von nun an das Amt des '''Barackeninspektors''' für die Arbeiter des Kanalbaus
Hauptmann a.D. Theodor Henckel, Jahrgang 1852, kam 1888 nach '''Brunsbüttelhafen''', wo er bis zu seinem Tode auch lebte (Auf dem Deiche). Er bekleidete von nun an das Amt des '''Barackeninspektors''' für die Arbeiter des Kanalbaus


[[Bild:Lageplatz_Barackenlager_I+II.jpg|thumb|center|600px|Zur Zeit des Kanalbaus war die Koogstraße noch länger. Dort, wo jetzt die Neue Schleuse ist, waren zu der Zeit Barackenlager für die am Kanalbau beschäftigten Arbeiter]]
[[Bild:Lageplatz_Barackenlager_I+II.jpg|thumb|center|800px|Zur Zeit des Kanalbaus war die Koogstraße noch länger. Dort, wo jetzt die Neue Schleuse ist, waren zu der Zeit Barackenlager für die am Kanalbau beschäftigten Arbeiter]]


Im Bereich des Brunsbüttel-Eddelaker-Koogs übernahm Henckel mehrere ehrenamtliche Aufgaben, wie z.B. auch die des '''Vorstandsvorsitzenden''' des 1899 gegründeten Arbeiter- und Bauvereins für die Gemeinden Brunsbüttel und Brunsbüttel-Eddelaker-Koog. Er starb am 11. Juli 1914 im 62. Lebensjahr.
Im Bereich des Brunsbüttel-Eddelaker-Koogs übernahm Henckel mehrere ehrenamtliche Aufgaben, wie z.B. auch die des '''Vorstandsvorsitzenden''' des 1899 gegründeten Arbeiter- und Bauvereins für die Gemeinden Brunsbüttel und Brunsbüttel-Eddelaker-Koog. Er starb am 11. Juli 1914 im 62. Lebensjahr.

Aktuelle Version vom 4. März 2022, 14:19 Uhr


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Die Idee

Die Schaffung gesunder, familiengerechter und billiger Wohnungen war schon immer ein schwer lösbares Problem. Schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts zeigten sich Schwierigkeiten, den Wohnbedarf der arbeitenden Bevölkerung insbesondere in den werdenden Industriestädten zu befriedigen. Der private Wohnungsbau konnte damals den ständig wachsenden Bedarf an Arbeiterwohnungen nicht decken. Einen Einsatz des Staates zur Beseitigung der Wohnungsnot gab es in jener Zeit noch nicht. So entstand die Idee, den dringendsten Bedarf an Wohnraum durch Selbsthilfe zu decken.
Man gründete Genossenschaften, die das Ziel verfolgten, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Das erste dieser Wohnungsbauunternehmen war die 1848 entstandene Berliner „Gemeinnützige Baugesellschaft". Sie errichtete Häuser, die die Bewohner später zum Eigentum erwerben sollten. Die Gründung weiterer Wohnungsunternehmen auf gemeinnütziger Basis machte damals zwar Fortschritte, jedoch waren die Schwierigkeiten die sich ihnen in den Weg stellten, unermeßlich groß, weil eine brauchbare gesetzliche Grundlage noch nicht vorhanden war. Als im Jahre 1868 in Preußen das erste Genossenschaftsgesetz erlassen wurde, war der Grundgedanke, daß der eine für den anderen voll eintreten soll, zum Prinzip erhoben worden. Das erste Genossenschaftsgesetz bestimmte jedoch die unbeschränkte Haftpflicht der Genossen. Dadurch wurde die Entwicklung des Baugenossenschaftswesens gehemmt, denn es fanden sich nicht viele Interessenten, die eine Haftung in ungewisser Höhe übernehmen wollten.

Dr. Peter Christian Hansen


Im norddeutschen Raum wurde die erste Baugenossenschaft im Jahre 1862 in Hamburg gegründet. Hamburg, Kiel und Flensburg sind die Ausgangsorte des gemeinnützigen Wohnungswesens. Als eigentlicher Initiator der schleswig-holsteinischen Baugenossenschaften ist Dr. Peter Christian Hansen, der spätere Direktor der Landes - Versicherungsanstalt Schleswig-Holstein, zu betrachten. Er rief 1878 den Flensburger Arbeiterbauverein ins Leben. 1889 entstand auf seine Initiative der Arbeiterbauverein Kiel-Ellerbek. Wenn man bedenkt, daß die Gründer dieser Genossenschaften keineswegs auf langjährige Erfahrungen und ausgereifte Vorbilder zurückgreifen konnten, um ein umfassendes Programm der künftigen Tätigkeit zu entwerfen, so muß man es heute als eine erstaunliche Tatsache bezeichnen, daß die Anfänge der Baugenossenschaften bereits viele Zielsetzungen und Arbeitsmethoden der heutigen Wohnungspolitik deutlich erkennen lassen.

Die Anregung zur Gründung einer Genossenschaft in Brunsbüttel und Brunsbüttel-Eddelakerkoog ging aus von dem ersten Direktor der 1898 erbauten Portland-Zement-Fabrik „Saturn" (siehe Die Kali-Chemie in Brunsbüttel), Herrn Rudolph Axer, als es galt, nach der Aufnahme der Produktion für eine größere Anzahl von Arbeiterfamilien gesunde Wohnungen zu schaffen. Für diese Familien, mit deren Zuzug nach Brunsbüttelkoog gerechnet werden mußte, waren kaum Wohngelegenheiten vorhanden. Auch für die damals im Arbeiterverhältnis stehenden Beschäftigten der Kaiserlichen Kanalverwaltung standen gesunde und ausreichende Wohnstätten nur in recht unzulänglichem Maße zur Verfügung. Ein großer Teil der Arbeiter, Matrosen, Heizer und selbst ein Teil der Beamten der Kanalverwaltung mußte sich mit Wohnungen begnügen, die in den aus der ersten Kanalbauzeit stammenden Holz- oder Fachwerkbaracken der Bauarbeiter notdürftig eingerichtet worden waren.

Entstehung des Arbeiter-Bauvereins

Kanal-Zeitung vom 07.01.1899
Kanal-Zeitung vom 17.01.1899

Am 15. Januar 1899 fand die konstituierende Versammlung des „Arbeiter-Bauvereins für die Gemeinden Brunsbüttel und Brunsbüttel-Eddelakerkoog“ im Hotel zur Kanalmündung statt. Der Vorsitzende des provisorischen Komitees, Herr Hauptmann a.D. Theodor Henckel, eröffnete die Veranstaltung. Nach Zustimmung zu den Statuten durch die etwa 100 Neumitglieder wurden der Aufsichtsrat und der Vorstand gewählt.
Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde der Amts- und Gemeindevorsteher Otto Brütt, zum Stellvertreter Kanalbauinspektor Friedrich Gilbert gewählt (Die Amtsvorstände des WSA-Brunsbüttel. Als Vorsitzender des Vorstandes wurde der in Brunsbüttelhafen ansässige Hauptmann a. D. Theodor Henckel gewählt. Ferner wurde ein aus 7 Genossen bestehender Vorstand und ein aus 12 Genossen bestehender Aufsichtsrat bestellt.
Während die Kaiserlichen Behörden, die Leitung der neuen Zementfabrik sowie die Brunsbütteler Land- und Ziegelei-Gesellschaft der Baugenossenschaft von vornherein die weitest gehende Unterstützung zusicherten und auch die Gemeinde Brunsbüttel bereitwillig ihre Mithilfe zusagte, verhielt sich die Gemeinde Brunsbüttel-Eddelaker-Koog, in deren Vertretung die Landwirtschaft damals noch eine entscheidende Stimme hatte, zurückhaltend und zum Teil geradezu ablehnend.


Schon im ersten Jahre 1899 gingen Aufsichtsrat und Vorstand tatkräftig an die Verwirklichung ihrer gemeinnützigen Bestrebungen. Von der Brunsbütteler Land- und Ziegelei-Gesellschaft und von der Gemeinde Brunsbüttel wurden Ländereien gekauft, und schon im Frühjahr 1899 wurde mit dem Bau des ersten Hauses begonnen. Die Baugelder wurden teils von der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein geliehen, deren Leiter der im Baugenossenschaftswesen bekannte und bewährte Landesrat Hansen die junge Brunsbüttelkooger Baugenossenschaft mit Rat und Tat unterstützte, teils eigenen Mitteln entnommen. Das erste Bauvereins-Haus, welches 1899 fertiggestellt wurde, war das an der Fährstraße Nr. 21 in Brunsbüttelkoog gelegene Erwerbshaus der Familie Kettner.

Bauverein-Zeitungsartikel

Originaltextausschnitt aus dem Ausschreibungs-Artikel:
Die Wohnungen sollen enthalten je 2 heizbare Stuben und eine Kammer, Küche mit Speisekammer, Stall für Feuerung sowie 1-2 Schweine, Abort und Müllgrube; letztere kann für 2 bis 4 Wohnungen gemeinsam sein. Für je 4 Wohnungen ist eine gemeinsame Waschküche vorzusehen, ebenso eine Zisterne für aufzufangendes Regenwasser.

Soweit der Ausschnitt, man bedenke – es handelt sich bei dem Regenwasser um normales Trinkwasser, es existierte noch kein Wasserleitungssystem. Der Wasserturm wurde erst 1911 gebaut (Wasserturm Brunsbüttel).

Der erste Vorsitzende des Arbeiter-Bau-Vereins, Hauptmann a. D. Henckel, legte im Jahre 1911 sein Amt nieder. Laut Beschluß der Generalversammlung wurde nunmehr die Leitung der Genossenschaft einem aus 3 Personen bestehenden Vorstand übertragen. Anstelle des ausscheidenden Hauptmanns a. D. Henckel wurde vom Aufsichtsrat der in Brunsbüttelkoog ansässige Arzt Dr. Kuno Lüsing zum Vorsitzenden des Vorstandes gewählt, der dem Vorstand bereits seit 1902 als stellvertretender Vorsitzender angehört hatte Läden im Koog-Koogstraße 24-36. Dieser hat seitdem bis weit über den ersten Weltkrieg hinaus die Geschäfte der Genossenschaft geleitet. Als Rechnungsführer wirkten nacheinander Buchhalter Wilhelm Detmers, Zimmermeister Emil Wiggers und Kassenassistent Wilhelm Dethlefs, als Hausverwalter die Genossen Nikolaus Baumann und Wilhelm Schweitzer. Vom Arbeiter-Bau-Verein wurden in den ersten 25 Jahren seines Bestehens 30 Wohnungen in Form von Erwerbshäusern und 62 Wohnungen in Mietshäusern hergestellt. Von den Erwerbshäusern befanden sich 9 in Brunsbüttel, 2 in Soesmenhusen, 10 in Brunsbüttelhafen und 9 in Brunsbüttelkoog. Die Mietshäuser liegen auf der Südseite der Gemeinde Brunsbüttelkoog an der Fährstraße, am Koogsweg und an der Vereinsstraße (siehe Alte Straßennamen in Brunsbüttel). Der Arbeiter-Bau-Verein besaß damals noch unbebaute Ländereien in Brunsbüttelkoog und an der Fähre in Ostermoor. Letztere wurden 1919 vom Deutschen Reich käuflich erworben und waren zur Erbauung von 16 Erwerbshäusern bestimmt. Außerdem hatte der Arbeiter-Bau-Verein von der Reichsvermögensverwaltung, von der Kanalverwaltung und von dem Hofbesitzer August Peters Ländereien in Größe von etwa 6 ha gepachtet, die er als Gartenland in Teilen von 500—1000 qm seinen Mitgliedern zur Nutzung überließ.

Bauverein-Akten, Pläne etc

Die Kriegsjahre 1914—1918 brachten sowohl für den Arbeiter-Bau-Verein als auch für den Spar- und Bauverein eine schwere Erschütterung ihrer bis dahin geordneten und geregelten Verhältnisse. Zahlreiche Mitglieder der beiden Genossenschaften, darunter auch Mitglieder der Vorstände und der Aufsichtsräte, waren zum Kriegsdienst einberufen. In ihren Reihen hat der Krieg seine Opfer gefordert. Es war selbstverständlich, daß die Familien der gefallenen Mitglieder zunächst von allen Mietabgaben befreit blieben, und daß auch den im Heeresdienst stehenden Mitgliedern die Mieten und Abträge bis zur Beendigung des Krieges gestundet wurden, wenn die öffentlichen Kriegsfürsorgemaßnahmen nicht zum Lebensunterhalt der Angehörigen ausreichten. Der Arbeiter-Bau-Verein hat durch Generalversammlungsbeschluß von 1919 alle Forderungen an Kriegsteilnehmer niedergeschlagen.

In den Jahren nach der Inflation bis 1930 gelang es dem Arbeiter-Bau-Verein unter großer Mühe, 3 Erwerbshäuser in Ostermoor und ein Erwerbshaus in der Friedrich-Ebert-Straße zu errichten. Im Jahre 1930 konnte ein größeres Baugelände an der Westertweute und Benzinstraße gekauft werden, das für den Bau von Erwerbshäusern vorgesehen war. Im Jahre 1931 errichtete der Arbeiter-Bau-Verein auf dem Gelände Westertweute / Frischstraße ein Zehnfamilienhaus mit Hilfe von Geldern der Postversorgungsanstalt und eines Hauszinssteuerdarlehns.
1933 kam dann der große politische Umsturz. Die örtliche Parteileitung griff in das Selbstverwaltungsrecht der Genossenschaften ein. Die von den Mitgliedern ordnungsmäßig gewählten Vertreter wurden nicht bestätigt. Ein hauptamtlicher Geschäftsführer wurde eingesetzt, der die Geschäfte beider Genossenschaften, vorerst noch getrennt, weiterführte. Schon zu dieser Zeit wurde die Zusammenlegung der beiden örtlichen Baugenossenschaften erwogen. Nach einigen Monaten wurde diese Anordnung politischen Charakters wieder rückgängig gemacht.
1936 konnte der Arbeiter-Bau-Verein das Gelände zwischen Karl-, Anna-, Frisch- und Festgestraße, 1,82,02 ha groß, zu einem annehmbaren Preis erwerben. Teilparzellen aus diesem Grundstück wurden u. a. an die Schulgemeinde und die Kali-Chemie abgegeben. Mit der Bebauung dieses Grundstücks konnte im Jahre 1937 an der Karlstraße begonnen werden. Es wurden 3 Häuser mit 14 Wohnungen und einem Geschäftszimmer für die Genossenschaft errichtet. Bis dahin wurden die Geschäfte des Arbeiter-Bau-Vereins in den Privaträumen der Vorstandsmitglieder geführt.

Spar- und Bauverein der Beamten und Arbeiter des Kaiser-Wilhelm-Kanals

Binnenhafen Brunsbüttelkoog, im Hintergrund Häuser des Spar- und Bauvereins, ca. 1900-1905, die dem Bau der Neuen Schleuse weichen mußten
Stempel des Spar-u.Bauvereins

Das erste Geschäftsjahr der jungen Baugenossenschaft war, abgesehen von der fortdauernden, ablehnenden Stellungnahme der Gemeindevertretung der Koogsgemeinde, im Allgemeinen von Erfolg gekrönt. Aber schon im nächsten Jahre stellten sich Reibungen und Widerstände ein, die ihre Ursache teils in Gegensätzen zwischen den leitenden Persönlichkeiten, teils in den widerstreitenden Interessen der jungen aufblühenden Industrie und der Angestellten der Kaiserlichen Kanalverwaltung hatten. Die Folge dieser Reibungen war der Austritt des größten Teiles der kanalangestellten Mitglieder. Diese gründeten eine zweite Baugenossenschaft, den „Spar- und Bauverein der Beamten und Arbeiter des Kaiser-Wilhelm-Kanals“ (Spar- und Bau-Verein d. B. u. A. d. KWK) , unter Führung des Kanalbauinspektors Friedrich Gilbert, die sich nunmehr den Bau von Wohnungen nur für Reichsangestellte unter Beihilfe von Reichsmitteln zur Aufgabe machte.

Kanal-Zeitung vom 03.07.1900

Die Gründung des Spar- und Bauvereins fand am 28. 6. 1900 im Kanallotsenhaus statt (Das damalige Kanallotsenhaus entspricht dem heutigen bei Mole 1 – siehe auch Die Lotsenhäuser im Bereich Brunsbüttel). An der Gründungsversammlung nahmen 120 Interessenten teil. Der Oberlotse Ratzki bezeichnete die Tatsache der enormen Fortentwicklung der Schiffahrt auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal und die damit verbundene Vermehrung des Personals der Kanalverwaltung als hinreichende Gründe zur Bildung einer neuen Genossenschaft mit dem besonderen Ziel der Schaffung von Wohnungen für die bei den Dienststellen des Reichs tätigen Beamten, Angestellten und Arbeiter.
Zum Aufsichtsratsvorsitzenden wurde der Kanalbauinspektor Friedrich Gilbert (der vorherige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des Bauvereins) gewählt. Der Aufsichtsrat bestand aus 12 Genossen.

Kanal-Zeitung 1900, 29.September

In einer außerordentlichen Generalversammlung vom 7. 10. 1900 wurde der Ankauf von Barackengrundstücken zur Bebauung mit Miethäusern beschlossen und dem Bauunternehmer Kruse der Auftrag auf Errichtung des ersten Vierfamilienhauses zum Preise von 8400,— Mark erteilt (Bauunternehmen Kruse Brunsbüttelkoog). Zum Bau dieses Hauses gab die Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein in Kiel ein Darlehn von 5000,— Mark. Die restlichen Baukosten wurden aus Vereinsmitteln gedeckt.
Der Spar- und Bauverein setzte seine Tätigkeit mit einer weiteren Anleihe von 20 000, -Mark aus Mitteln der Landesversicherungsanstalt fort. Vom Reichsfiskus wurde ihm für das im Grundbuch der Gemeinde Brunsbüttel-Eddelaker-Koog Band la Blatt l eingetragene Grundstück in Größe von 46 624 qm das Erbbaurecht übertragen. Ein Darlehn des Reichsfiskus im Betrage von 300 000,- Mark aus Reichshaushaltsmitteln wurde dem Spar- und Bauverein im Jahre 1901 zum Zwecke der Erstellung von Wohnhäusern auf den im Erbbaurecht überlassenen Grundstücksparzellen zur Verfügung gestellt. Weitere 450 000,- Mark werden im Jahre 1902 bereitgestellt. Am Jahresende 1902 hat der Spar- und Bauverein einen Häuserbestand von 48 Vier- bzw. Zweifamilienhäusern in Brunsbüttelkoog und 8 Zweifamilienhäusern in Hochdonn, Fischerhütte, Oldenbüttel und Breiholz. Letztere wurden 1904 auf Beschluß der Generalversammlung an den Reichsfiskus gegen Erstattung der Aufwendungen als Eigentum abgegeben.

Häuser des Spar- u. Bau-Verein d.B.u.A.d.KWK

Infolge der Bereitstellung des zum Bau der Neuen Schleuse Brunsbüttel erforderlichen Geländes ergab sich die Notwendigkeit, bestehende Häuser abzubrechen und Ersatzhäuser zu errichten. Ende 1908 waren 15 Ersatzhäuser mit 40 Vierzimmerwohnungen fertiggestellt. Im Jahre 1909 wurden weitere 9 Ersatzhäuser mit 36 Dreizimmerwohnungen sowie l Ersatzhaus mit 3 Wohnungen und einem Laden für den Konsum errichtet. Am 31.12.1919 ist schließlich beim Spar- und Bauverein ein Bestand von 41 Häusern mit 152 Wohnungen, l Laden mit Wohnung, l Badeanstalt und l Verkaufsraum zu verzeichnen.
Anstelle des 1909 ausgeschiedenen Aufsichtsratsvorsitzenden Baurat Friedrich Gilbert trat der damalige Kanalbauinspektor Gustav Meyer. Diesem folgte Kanalbauinspektor Dr. Arthur Bohlmann als Vorsitzender des Aufsichtsrates.

Mitglieder-Hauptbuch

Siehe auch Die Amtsvorstände des WSA-Brunsbüttel, Gustav-Meyer-Platz in Brunsbüttel

Nach der vollzogenen Trennung der Kanalangestellten von dem Arbeiter-Bauverein konnte dieser seine Fürsorge im Wesentlichen nur noch den Arbeitern und Angestellten der Industrie sowie den freien Arbeitern und kleinen Handwerkern zuwenden. Er hat deshalb auch neben dem Bau von Mietshäusern besonders den Bau von Erwerbshäusern, die auf Grund eines Kaufanwartschaftsvertrages in den Besitz der Interessenten übergingen, zu seiner Aufgabe gemacht. Der Austritt der reichsangestellten Mitglieder und damit der Verlust auf die Aussicht auf Unterstützung aus Reichsmitteln war zunächst für den Arbeiter-Bauverein ein schwerer Schlag. Die tatkräftige Unterstützung der Industrie-Werke und die unentwegte Hilfe der Landesversicherungsanstalt Schleswig-Holstein haben aber auch diesen Schlag überwinden lassen.

Zeitungsartikel



Weit schwerer aber als die Einflüsse der Kriegsjahre waren die Wirkungen der Nachkriegszeit mit all den schweren Erschütterungen des ganzen Wirtschaftslebens und den Umstellungen aller Sach- und Geldwerte zu bekämpfen. Auf der einen Seite war es den Erwerbern von Erwerbshäusern, die auf Grund ihrer alten Kaufanwartschaftsverträge infolge der Geringfügigkeit ihrer Jahresabträge eigentlich im Laufe eines Zeitraums von 30 bis 36 Jahren in den Besitz ihrer Häuser gelangen sollten, nunmehr ein Leichtes, mit billigem, entwerteten Papiergeld die auf ihren Häusern noch ruhenden Schulden auf einmal abzustoßen und damit mühelos das Eigentum an diesen Häusern zu erlangen. Auf der anderen Seite war es unter der Wirkung der Miete-Schutzgesetze unmöglich, die auf den Miethäusern ruhenden Steuern und Lasten zu tragen und gleichzeitig bei der auf dem Arbeits- und Materialmarkt lastenden Teuerung die Häuser vor dem Verfall zu bewahren
An eine Bautätigkeit war selbstverständlich weder in den Kriegsjahren noch in den ersten Jahren nach dem Kriege zu denken.

Kuriose Zahlen
Hier handelt es sich um Zahlen, mit denen während der Inflationszeit gerechnet werden mußte. Beim Verlust handelt es sich um über 1 Billiarde Mark. Der Gewinn hatte einen Gegenwert von 0,70 Goldmark.

Bis 1930 ruhte die Bautätigkeit der beiden Genossenschaften fast ganz. Der Spar- und Bauverein war in der glücklichen Lage, im Jahre 1929 drei Zweifamilienhäuser in der Bojestraße und ein Zweifamilienhaus in der Bötticherstraße zu errichten. Ein großer Teil der Mitglieder war infolge der katastrophalen Wirtschaftslage arbeitslos. Die vor dem Kriege wirtschaftlich besser gestellte Bevölkerungsschicht war durch die Inflation verarmt. Die Eigenkapitalbildung der Genossenschaften war stark gehemmt. Die Mieten gingen schleppend ein, zahlreiche Mitglieder kündigten ihre Geschäftsanteile. Dazu kam, daß Baugelder auf dem Kapitalmarkt nicht vorhanden waren, so daß Fremdmittel zum Bau von Wohnungen nicht eingesetzt werden konnten.
Im Jahre 1936 kaufte der Spar- und Bau-Verein vom Reichsfiskus ein großes Gelände zwischen Bojestraße, Friedhof und Braake. Schon im nächsten Jahr konnte dieses Gelände erschlossen und zum größten Teil bebaut werden. Nicht weniger als 24 Erwerbshäuser wurden in den Jahren 1937-38 auf diesem Gelände errichtet.


Inzwischen machten sich die Anzeichen eines neuen Krieges bemerkbar. Bereits in den Vorkriegsjahren lähmte die Kontingentierung der Baustoffe den gesamten Wohnungsbau. Der größte Teil der Baustoffe war militärischen Bauten vorbehalten. Nur einige Einfamilienhäuser konnten bis 1940 mit großer Mühe fertiggestellt werden. Vom 1.7.1938 bis 30.6.1939 wurde der damalige Vorsitzende des Arbeiter-Bau-Vereins zu den Westwallarbeiten abkommandiert. In den Kriegsjahren wurden auch andere ehrenamtlich tätige Mitglieder der Genossenschaftsorgane zum Heeresdienst einberufen. Die Arbeit der Genossenschaften kam langsam zum Erliegen.

Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen

In dieser Zeit drängten die Regierungs-und Parteiorgane wiederum auf die Zusammenlegung der beiden örtlichen Baugenossenschaften. Man wollte damit die Voraussetzungen für eine Steigerung der Wirtschaftskraft und Leistungsfähigkeit der Genossenschaften schaffen und durch die einheitliche Verwaltung beider Genossenschaften eine erhebliche Kostenersparnis erzielen. Seitens der Regierungsstellen wurde bei der Größe des Ortes Brunsbüttelkoog ein Bedürfnis für das Bestehen zweier Genossenschaften nicht anerkannt. Die Fusion wurde unter Androhung der Aberkennung der Gemeinnützigkeit dringend empfohlen.
Im Jahre 1940 wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Verwaltungsorgane beider Genossenschaften die Verschmelzung beschlossen, da es einen Ausweg unter den damaligen Verhältnissen nicht gab. Nach dem Verschmelzungsvertrag sollte in der nächsten Generalversammlung ein Aufsichtsrat im Verhältnis der Mitgliederstärke beider Bauvereine nach dem Stand vom 31.12.1939 gewählt werden. Als Firmenbezeichnung wurde der Name „Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Brunsbüttel-Brunsbüttelkoog" gewählt. Die Geschäfte der neuen Genossenschaften wurden nunmehr im Geschäftszimmer des bisherigen Spar- und Bauvereins, Schleusenstraße 4, weitergeführt.
Die Einwirkungen des totalen Krieges verschonten auch nicht den Hausbesitz der Genossenschaft. Außer vielen Teilschäden, von denen der Hausbesitz betroffen wurde, war bei dem 10-Familienhaus Westertweute / Frischstraße Totalschaden zu verzeichnen. Noch im Krieg wurden auf diesem Grundstück 3 Doppelbehelfsheime mit Hilfe von Reichsmitteln errichtet.
War es schon während des Krieges mehr als schwierig, das Material zur Durchführung der laufenden Instandhaltungsarbeiten an dem Hausbesitz der Genossenschaft zu erhalten, so wurde es in der Nachkriegszeit ein hoffnungsloses Beginnen, auch nur die notwendigsten Reparaturen an den Häusern ausführen zu lassen. An die Errichtung von Neubauten war überhaupt nicht zu denken.
Schlagartig änderte sich jedoch die Lage nach dem Währungsschnitt von 1948. Wenn aber nun im Zeichen des werdenden „Wirtschaftswunders" dafür gesorgt war, daß Baustoffe und Reparaturmaterial plötzlich wieder in jeder Menge zu haben waren, so mangelte es doch an der Beschaffung des notwendigen Baukapitals, da infolge der Währungsreform die Eigenmittel des Unternehmens stark zusammengeschmolzen waren. Auch die früheren Darlehnsgeber der Genossenschaft waren nicht in der Lage, mit Hypotheken zu helfen. Der unvorstellbare Wohnungsmangel, der durch die Zerstörung der Wohnhäuser in den Großstädten entstanden war, wirkte sich auch in Brunsbüttel-Brunsbüttelkoog aus.
Katastrophale Ausmaße erreichte die Wohnungsnot u. a. auch durch das Einfließen der Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten. Die Genossenschaft mußte sich im Rahmen der ihr gestellten wohnungspolitischen Aufgaben vorwiegend dem Bau von Mietshäusern widmen. Der Beginn dieses neuen Abschnittes in der Entwicklungsgeschichte des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens Brunsbüttel-Brunsbüttelkoog fällt in das Jahr 1950.

Häuser des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens

Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit.


Als erste Miethausbauten nach Kriegsende entstanden die Häuser Scholerstraße 14/16 mit 10 Wohnungseinheiten. Es folgten in den Jahren 1951/52 die Häuserblocks Wurtleutetweute 42/47 mit 57 Wohnungseinheiten und Karlstraße 22/26, Frischstraße 11/13, Annastraße 13/19 mit 53 Wohnungseinheiten, die aus dem ERP-Programm (European Recovery Program) finanziert wurden. Im Jahre 1952 wurden die Häuser Wurtleutetweute 37/51 mit 35 Wohnungen mit Hilfe von Landesmitteln aus dem Schwerpunktprogramm und 6 Wohnungen in der Breslauer Straße für Postbedienstete erbaut. Im Jahre 1953 entstanden 15 Wohnungseinheiten für Bundesbedienstete in den Häusern Scholerstraße 22/26, 1954 folgten 5 weitere Mietwohnungen in dem Hause Scholerstraße 20. Im Jahre 1956 wurden an der Stelle der durch Kriegseinwirkungen zerstörten Häuser Schleusenstraße 2, 6, 8 neue Häuser mit 15 Mietwohnungen errichtet. Im gleichen Jahre baute das Wohnungsunternehmen in der Koogstraße 34 (Läden im Koog-Koogstraße 24-36) ein weiteres Wohnhaus mit 5 Wohnungen und den Geschäftsräumen für das Arbeitsamt; ferner wurden im Zuge des II. Barackenräumungsprogramms am Schlesier-Platz zwei Wohnblocks mit 36 Wohnungen gebaut.

Mitgliederstand von 1899 – 1958

Im Jahre 1957 konnte das Wohnungsunternehmen 5 Wohnungen in der Scholerstraße 12 und 12 Wohnungen für Bundesbedienstete in der Delbrückstraße l errichten.
Aber auch die Errichtung von Eigenheimen und Kleinsiedlungen, die das Wohnungsunternehmen als seine Hauptaufgabe betrachtete, machte in den Jahren nach der Währungsreform wieder erhebliche Fortschritte. Es konnten in den Jahren von 1949 bis 1958 insgesamt 53 Erwerbshäuser gebaut und an die Kaufanwärter abgegeben werden. Auch konnte der Bau von 27 Kleinsiedlungen durchgeführt werden. Ferner wurden unter der finanziellen Betreuung des Wohnungsunternehmens 11 Eigenheime errichtet.

Die Ausdehnung des Aufgabengebietes der Genossenschaft in der Nachkriegszeit machte es schließlich unmöglich, deren Geschäfte wie bisher ehrenamtlich zu führen. So wurde im Jahre 1953 Friedrich Holm als erster hauptamtlicher Geschäftsführer des Unternehmens tätig. Ende 1957 übernahm Holm die Geschäftsführung der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Süderdithmarschen eGmbH in Meldorf. Dem Vorstand des Wohnungsunternehmens gehörten 1959 an: Otto Sievers, Heinrich Möller, Willy Häbel und Paul Denau. Der Aufsichtsrat setzt sich zur Zeit (1959) zusammen aus den Baugenossen Walter Brandt, Erich Ebert, Alfred Gritzka, Hugo Grützke, Arthur Kann, Heinrich Lichotka, Alfred Manthai, Eduard Schulz und Karl Vollert.
Vom Wohnungsunternehmen wurden in den ersten 60 Jahren (von 1899 – 1959) rund 500 Mietwohnungen sowie 160 Eigenheime und Kleinsiedlungen gebaut.

Zeitungsartikel

Lotsen-Siedlungs- und Baugenossenschaft

Brunsbütteler Zeitung

Theodor Henckel

Hauptmann a.D. Theodor Henckel, Jahrgang 1852, kam 1888 nach Brunsbüttelhafen, wo er bis zu seinem Tode auch lebte (Auf dem Deiche). Er bekleidete von nun an das Amt des Barackeninspektors für die Arbeiter des Kanalbaus

Zur Zeit des Kanalbaus war die Koogstraße noch länger. Dort, wo jetzt die Neue Schleuse ist, waren zu der Zeit Barackenlager für die am Kanalbau beschäftigten Arbeiter

Im Bereich des Brunsbüttel-Eddelaker-Koogs übernahm Henckel mehrere ehrenamtliche Aufgaben, wie z.B. auch die des Vorstandsvorsitzenden des 1899 gegründeten Arbeiter- und Bauvereins für die Gemeinden Brunsbüttel und Brunsbüttel-Eddelaker-Koog. Er starb am 11. Juli 1914 im 62. Lebensjahr.


Quellen:
Text: Archiv Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen, hier: Sonderbeilage der Brunsbüttelkooger Zeitung vom 14.01.1959; K.E.Kaminski - Rückblick 75 Jahre Arbeiter-Bauverein; Walter Schulz-Geschichte der Baugenossenschaften – 4 Artikel Brunsbütteler Zeitung
Postkarten, Fotos, Dokumente und Zeitungsartikel: Stadtarchiv, Ingrid Krabbe, Helga Jungklaus, Uwe Borchers und Bernd Schmidt

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