Bauunternehmen Kruse Brunsbüttelkoog
Johannes Friedrich Detlef Kruse
Bauunternehmer Johannes Friedrich Detlef Kruse wurde auf einem Bauernhof in Schinkel bei Kiel am 8.7.1859 geboren (ca. ein halbes Jahr jünger als sein Kaiser). Er erlernte das Handwerk des Mühlenbauers und ging anschließend nach Eckernförde auf die Baugewerbeschule.
Da es nach Beendigung der Schule schwierig war, in Schleswig-Holstein Arbeit zu finden, verschlug es ihn zunächst nach Mühlheim/Ruhr. Dort arbeitete er, bis er eines Tages (1887) Post von seinem Vater bekam, daß es durch den Kanalbau jetzt Arbeit für ihn gab.
Er arbeitete dann zunächst bei einer Rendsburger Baufirma, mit der er später nach dem Brunsbüttel-Eddelaker-Koog kam.
Kruse wohnte zunächst in Ostermoor. Durch die häufigen Mittagsbesuche in der „Doppeleiche“ lernte er seine, aus Reinsbüttel stammende, spätere Frau kennen, die dort als Köchin tätig war. Sie heirateten und kauften später von Johannes Peters, einem Großgrundbesitzer und Landtagsabgeordneten, das Haus in der Fährstraße 37. Johannes Kruse gründete dort 1888 ein Baugeschäft. Dieses erworbene Bauernhaus, das ca. 100 m von der Straße entfernt auf einer Wurt lag, wurde zum Geschäftshaus umfunktioniert.
(Heute steht an dieser Stelle das Gasthaus „Brunsbütteler Stuben“.)
Siehe auch Läden im Koog-Fährstraße 9-146
Die Holzbearbeitungsmaschinen in der betriebseigenen Sägerei wurden noch mit Dampfmaschinen betrieben. Von 1888 bis 1935 war für den zugehörigen Dampfmaschinenkessel ein Heizer zuständig, der mit dieser Aufgabe voll ausgelastet war. Er (Johann Giese) mußte – genau wie der Kutscher – früher als andere zur Arbeit erscheinen, damit zu Beginn der normalen Arbeitszeit Maschinen und Fahrzeuge einsatzbereit waren. Das Holz für die Zimmerarbeiten wurde noch auf dem Wasser geflößt und dann in der eigenen Sägerei nach Bedarf zugeschnitten.
Trink- und Gebrauchswasser wurde über eine Zisterne (Regenbach) gesammelt und mit Hilfe einer Pumpe zu den entsprechenden Stellen befördert. Als Abfluß diente der Graben, der das Grundstück von einer Weide trennte.
Johannes Friedrich Detlef Kruse hat u.a. auch in Brunsbüttelkoog einige imposante Bauten fertiggestellt. Dazu gehören z.B. die Pauluskirche, die am 14. März 1915 eingeweiht wurde und die Zentralmaschinenstation für die Energieversorgung der Schleusen 1895.
Alte Zentrale und Schleusenkraftwerke
Artikel und Fotos von den Baustellen
Kanal-Zeitung 1914,19.03.
Kanal-Zeitung 1914,25.03.
Bau der Zentralmaschinenstation 1893 (Alte Zentrale und Schleusenkraftwerke)
Erläuterungen zum Bild vom Kirchenbau:
Der im transportablen Dampfkessel erzeugte Druck trieb über eine Transmission die Zementmischanlage an.
Im Hintergrund sieht man das bereits am 1.12.1908 fertiggestellte Pastorat mit dem Konfirmandensaal.
Johannes Kruse
Von Willi H. Lippert gezeichnete Werbung (Quelle Manfred Janke)
Von Willi H. Lippert gezeichnete Werbung (Quelle Sammlung Heinz Lewerenz)
Elektrizität kam erst ab 1935 hierher, aber das erlebte der Gründer des Bauunternehmens nicht mehr. Er starb am 18. Juni 1934 und hinterließ seinem Sohn Johannes Kruse das Baugeschäft. Die Sägerei war auch nach der Elektrifizierung noch bis ca. 1955 ständig in Betrieb. Als LKW´s mit den entsprechenden Transportmöglichkeiten aufkamen, wurde die Sägerei stillgelegt und ein Holzlager aufgebaut.
Passend zum damaligen Bild der Fährstraße bepflanzte Johannes Kruse (vor 1914) seine Auffahrt bis zur Straße mit Kastanienbäumen. In der Zeit nach 1918 mußten einige davon als Feuerung herhalten.
Auch Sohn Johannes hat als Baumeister in Brunsbüttelkoog „bleibenden Eindruck“ hinterlassen. Er hat beispielsweise das Volksschulgebäude in der Jahnstraße errichtet, das am 4. April 1951 eingeweiht wurde.
Fotos von der Familie Kruse
Villa Hamburg
Am 10. März 1939 ersteigerte Frau Anna Kruse die „Villa Hamburg“ in der Fährstraße 35. Das Haus wurde um 1890 von einem Hamburger Industriellen gebaut, daher der landläufige Name. Es ist später Eigentum der Stadt geworden und schließlich 1939 versteigert worden (s. Zeitungsartikel).
Bilder der Villa
1958 wurde von Kruse das Haus Fährstraße 35a für seine Söhne Richard und Klaus gebaut.
Am 01.04.1959 verkaufte Johannes Kruse sein Baugeschäft an Hans-Peter Thun.
Erinnerungen aus der Kindheit von Irene Kruse
Der Winter 1928/1929
Ich war 6 Jahre alt.
Am Morgen des 10. Februar erzählte uns mein Vater, es sollte ein Lastwagen mit Eisen beladen über den Kanal fahren. Danach würde der Weg hinüber dann freigegeben werden für die Öffentlichkeit. Meine Mutter rüstete zu einem Spaziergang und verabredete sich dazu mit Christel Schnoor und deren Sohn Karl.
Mitten auf dem Kanal blieben die beiden Mütter stehen, um die eingefrorenen Schiffe zu bewundern.
Wir froren ganz jämmerlich, lange Hosen gab es damals noch nicht für Kinder,auch keine gefütterten Stiefel. Durch Omas selbstgestrickte, großmaschige Strümpfe pfiff arg der Wind. Wir klapperten nur so.
Photo Bockmann 1929
Photo Bockmann 1929
Tank drohte zu explodieren
Im Jahre 1928 mußte die Südseite evakuiert werden.
In der Nähe des Benzintanks an der Kaimauer - nahe beim Wasserbauamt - dort, wo wir Kinder im Sommer gelegentlich auch in der "Wasserecke " badeten - hatten Betreiber des Maifeuers das Feuer ohne Aufsicht gelassen, in dem guten Glauben, es brennt schon alleine aus. Das hatte es aber nicht getan, es war vielmehr wieder fix in Gang gekommen und hatte auf das Gebäude übergegriffen und war so nun zu einer Großen Gefahr geworden - für den Benzintank dort nahe bei der Wasserecke. Ob man das Feuer nicht schnell genug löschen konnte - oder warum das so schlimme Folgen hatte, weiß ich nicht. Ich hatte in der Nacht schlimmes Ohrreißen und jammerte. Meine Mutter versuchte mich zu beruhigen mit Ohrentropfen und gutem Zureden.
Dabei standen wir am Fenster und sahen, daß mitten in der Nacht dort vorn auf der Straße eine Völkerwanderung im Gange war. Menschen mit Handwagen und Kinderwagen - voll beladen - mit Pütt und Pann. Vater, Mutter und Kinder zogen gen Büttel. Ich erfuhr, was dort los war. Die Südseite war in Gefahr, in die Luft zu fliegen - wenn der Tank explodieren würde.
Dazu kam es dann allerdings Gott sei Dank nicht.
Anmerkung: Das ehemalige Kohlenlager am Südkai nahe der Wasserecke diente nach dem 1. Weltkrieg mehrfach als Empfangshalle für tausende von Heimkehrern.
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