Zur Traube
1674 hatte eine gewaltige Sturmflut das alte Brunsbüttel nebst Kirche und Schule zerstört und mit Erlaubnis des dänischen Königs Christian V. durfte an dem von der Kirchspielsgemeinde ausgesuchten Ort das neue Brunsbüttel wieder aufgebaut werden.
Eines der ersten Bauwerke war wohl 1675 eine kleine Krugwirtschaft auf dem Grundstück des heutigen Hotels „Zur Traube“, gebaut von einem gewissen Major Peter Boie.
Als Krugwirtschaft bezeichnete man Ausschankstätten, die gewerblich „so nebenbei“ von Händlern, Schiffern, Fährleuten, Handwerkern und sogar von Kirchspielsschreibern betrieben wurden. Der Besitzer wurde dann auch Krüger (plattdeutsch „Kröger“) genannt.
Im Laufe der Zeit wuchs das Haus am Nordermarkt zu einer Gastwirtschaft – und schließlich, unter der Leitung von Henny Haack, zum Hotel heran.
Es sind hier 32 mehr oder weniger bekannte Besitzer aufgeführt, von denen jeweils unterschiedliche Datenmengen vorhanden sind.
Besonders zu erwähnen sei hier Henny Haack, die den Gasthof (bzw. das Hotel) 30 Jahre lang durch gute und schlimme Zeiten führte.
Betreiber in chronologischer Reihenfolge
- Peter Boie (1609-1679) – 1675, Eigentümer
- Matthias Rolfs – 1675, Pächter, gestorben 1679
- Margreta Rolfs – 1679, Witwe von Matthias
- Jakob Rolfs (1667-ca.1724) – Sohn von Matthias und Margreta
- Matthias Rolfs II (1693-1746) – Sohn von Jakob
- Claus von Essen (1744-1804) – letzte Drittel des 18. Jahrhunderts
- Margret von Essen – Witwe v. Claus, ab ca. 1804
- Martin von Essen (1780-1836) – nach 1808, Sohn von Claus und Margret
- Peter Petersen (1800-1877) – 1830er Jahre
- Carl Friedrich Petersen (1824-1896) – Sohn von Peter
- Christian Jürgensen – 1888 bis 1889
- Johs. Arnold Ploog - 1889 - 1891
- C. Jacobsen – 1891
- Peter Hinrich Gustav Petersen (1860-1945) – bis ca. 1892 Sohn von Carl Friedrich
- Claus Friedrich Hadenfeldt (1867-1935) – ab. ca. 1893
- Fritz Ebel – ab ca. 1895 bis ca. 1898
- G. Petersen - ca. 1898 bis 1900
- August Ballerstädt – ab 1900
- Hans Max Jacob Dethlefs – ab ca. 1903
- Heinrich Fricke – ab 07.10.1905
- Bertha Schröder – ab 22.07.1907
- Wilhelm Trenkel – ab 01.12.1910
- Peter Hinrich Haack – ab 18.08.1913
- Jürgen Kock – ab 14.06.1927
- Lambertus Johannes de Groot – ab 05.06.1929
- Wilhelm Voß – ab 02.01.1930
- Peter Hinrich Haack – ab 20.12.1932
- Henny Haack – Tochter, ab 06.02.1933
- Kurt Brehmer – ab 22.11.1963
- Waltraud Brehmer und Eggert Schmieleau – Witwe von Kurt, ab 11.10.1970
- Eggert und Elsbeth Schmielau – ab 01.01.1982
- Michael Schierhorn – ab 01.09.1989
- Silke Martens – ab 01.02.2016
Die folgenden Daten sind vom Historiker Dr. Walter Gerber (der wiederum auch Daten von Wilhelm Johnsen benutzte) und vom Stadtarchiv Brunsbüttel,
Werbung und Akten vom Stadtarchiv Brunsbüttel,
Postkarten und Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet, von Uwe Borchers, Annegret Boll und Rainer Dürr.
Es sind im Folgenden nur die Namen der Personen genannt, von denen Daten, Werbung oder Fotos existieren.
Peter Boie, Eigentümer ab 1675
1675 erwarb ein Peter Boie (1609 – 1679) das Grundstück und war wohl somit auch der Besitzer des ersten Hauses. Er hat es anscheinend aber nicht selbst bewohnt, sondern an Matthias Rolfs verpachtet.
Matthias Rolfs, Pächter ab 1675
Er war ein wohlhabender Kaufmann und wohl der erste Gastwirt auf dem Grundstück der späteren „Traube“. Er belieferte die Kirche mit Wein für die Visitationsmahlzeiten und verlieh auch Geld an diese.
Margreta Rolfs, ab 1679
1679, noch zu Lebzeiten übertrug Matthias Rolfs das Eigentum an seine Frau Margreta Rolfs. Oben genannter Peter Boie („Petrus Boie major“) trat für sie als Curator ein. Der Kirchspielschreiber Johan Boje war Mitunterzeichner des Dokuments.
Jakob Rolfs
Der Sohn von Matthias und Margreta, Jakob Rolfs, übernahm dann die Gastwirtschaft. Er war nicht nur Gastwirt, sondern auch Steuereinnehmer und Rechnungsführer des Kirchspiels, ein vielseitig gebildeter, gewandter Mann.
Matthias Rolfs II
Matthias II, der Sohn von Jakob, hat wahrscheinlich die Krugwirtschaft weiterbetrieben. Nach ihm wechselte nicht nur der Besitzer, sondern auch der Name. Über den unmittelbaren Nachfolger des letzten Rolfs ist nichts bekannt.
Claus von Essen
gehörte die Gastwirtschaft im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und war auch als Gewürzhändler und Krämer bekannt.
Martin von Essen
war der Sohn von Claus. Er wurde bei der Heirat mit Anna Margaretha geb. Wohlenberg im Kopulationsregister noch als „Müller im Neuen Kooge“ bezeichnet. Erst danach hatte er die Gastwirtschaft übernommen, die bis dahin seine Mutter Margret fortgeführt hatte. Die Gastwirtschaft florierte und war wohl die größte im Ort, ein Anwesen mit Ausspann, fast so alt wie der Flecken. Noch zu Lebzeiten gab er den Besitz an einen mutmaßlichen Verwandten ab.
Peter Petersen
Der Gastwirt und Gewürzhändler Peter Petersen übernahm den Gasthof. Dem Bericht nach unterhielt er einen Saal für Tanz und andere Gelegenheiten, was sich zweifellos auf die Gastwirtschaft am Nordermarkt, die heutige Traube, bezieht.
Hier trafen sich in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts die vornehmen Herren, wie der schwerreiche Bauer Hans Wolter von Mühlenstraßen und der Landesgevollmächtigte Peter Hinrich Piehl aus Brunsbüttel.
Carl Friedrich Petersen
Er war der Sohn und Nachfolger des Peter Petersen. Höchstwahrscheinlich hat er das baufällig gewordene Giebelhaus am Nordermarkt abbrechen lassen und durch den Maurermeister Mohr einen aufwendigen Neubau errichten lassen, der heute noch steht.
Vermutlich war es jener Carl Friedrich Petersen, der dem Gasthof den Namen „Zur Traube“ verliehen hat, mit dem entsprechenden Zunftzeichen, der Traube, über dem Eingang.
Christian Jürgensen, 15.05.1888 bis 1889
Aus dem Brunsbütteler „Kirchspielsbuch für Kleinanzeigen Brunsbüttel“ (Vorläufer der Kanal-Zeitung):
20. Mai 1888: Ergebene Anzeige, daß ich meinen Gasthof vom 15. des Monats ab an Herrn Jürgensen abgetreten habe.
C. F. Petersen
Johs. Arnold Ploog, 1889 - 1891
C. Jacobsen, ca. 1891 - 1893
Claus Friedrich Hadenfeldt ca. 1893 - 1894
Fritz Ebel 1894 bis ca. 1898
G. Petersen, ca. 1898 bis ca. 1900
August Ballerstädt, 1900 bis 1903?
Hans Max Jacob Dethlefs, ca. 1903 bis 1907?
Witwe Bertha Schröder, 22.07.1907 bis 30.11.1910
Wilhelm Trenkel, 01.12.1910 bis 17.08.1913?
Peter Hinrich Haack, 18.08.1913 bis 13.06.1927
Am 18.08.1913 übernahm Peter Hinrich Haack aus Westerdeich bei Marne die „Traube“, zunächst nur pachtweise, 1914 durch Kauf. 1927 verkaufte er den Gasthof an den Bauern Jürgen Kock.
Jürgen Kock, 14.06.1927 bis 04.06.1929
Lambertus Johannes de Groot, 05.06.1929 bis 31.12.1929
Wilhelm Voß, 02.01.1930 bis 19.12.1932
Peter Hinrich Haack, 20.12.1932 bis 05.02.1933
Nach den kurzen Intermezzi der Vorjahre drohte der Konkurs. Um seine, auf dem Grundstück ruhenden, Hypotheken zu retten, sah sich Peter Hinrich Haack genötigt, die Traube wieder zu übernehmen. Als 1933 Tochter Henny aus Kassel zurückkam und ihre Konzession erhielt, übernahm sie den Gasthof, da ihr Vater der Aufgabe nicht mehr voll gewachsen war.
Henny Haack, 06.02.1933 bis 10.11.1963
Fotos von Henny Haack
Die Kreuze deuten jeweils auf Henny Haack.
Werbung
Kurt Brehmer, 22.11.1963 bis 10.10.1970
Waltraud Brehmer und Eggert Schmielau 11.10.1970 bis 31.12.1981
Ende der 1970er haben Waltraut Bremer und Eggert Schmielau das Hotel gemeinsam geführt. 1978 wurden der Anbau und die hinteren Parkplätze geschaffen.
Zeitungsartikel, Fotos
Eggert und Elsbeth Schmielau, 01.01.1982 bis 31.08.1989
Michael Schierhorn, 01.09.1989 bis 31.01.2016
Silke Martens, ab 01.02.2016
Zeitungsartikel
Der Nordermarkt um 1908
Einen interessanten Blick auf Brunsbüttel aus der Vogelperspektive hat der alte Fotograf oben im Bild festgehalten. Es zeigt den Nordermarkt, von links ist der Gasthof „Zur Traube“ mit der Hausnummer 9 zu sehen, dessen Geschichte nun bereits über 340 Jahre zurückreicht.
Im benachbarten Gebäude, mit der Hausnummer 8, war in der Vergangenheit auch einmal eine Krugwirtschaft. Anschließend bewohnten dann die Familien Boie, Piehl und Hedde das Haus. Bis in die jüngere Zeit hinein bestand dort die Tischlerei Meier. Später befand sich in dem Gebäude ein zahntechnisches Labor und danach hatte eine Immobilienfirma hier ihren Sitz.
Im nächsten Hause, Nummer 7, befand sich bis in die 1990er-Jahre eine Steuerberatung und eine Landwirtschaftliche Buchstelle. Früher firmierten hier die Kolonialwarengeschäfte Petersen und Stücker, bevor es in die Galerie Stücker umgewandelt wurde.
Das Haus Nummer 6 war ehemals im Besitz von Pinck, danach Westphalen, gefolgt von Grewe. 1922 erfolgte der Abbruch und anschließend ein Neubau. Es entstand das sogenannte Kuhlmannsche Haus. Zu Westphalen´s Zeiten befand sich im Obergeschoß der „Kaisersaal“. Auch hier wurden bauliche Veränderungen vorgenommen.
Schon im 17. Jahrhundert befand sich in dem Hause am Nordermarkt Nummer 5 (später „Jürgensen´s Hotel“, heute, 2018, „Ginelli“), eine Krugwirtschaft. 1875 wurde das Gebäude umgebaut und aufgestockt. Das sechste Gebäude auf dieser Ansicht vom Nordermarkt, Nummer 4, ist das ehemalige Rathaus Brunsbüttels und heutige Heimatmuseum. Auf diesem Foto ist es noch als das „Sylvestersche Haus“ zu erkennen. Nachdem es im Jahre 1904 abgebrannt ist, entstand an dem Platz ein Neubau.
Verwandte Themen
- Sammlung Uwe Möller
- Gasthof Zur Fernsicht und Wagners Hotel
- Hotel Zur Post
- Zur Traube
- Hotel zur Kanalmündung
- Das Rössl in Brunsbüttel
- Der Knurrhahn in Brunsbüttelkoog
- Läden_im_Koog-Koogstraße_64-67#Hotel_.E2.80.9EKaiserhof.E2.80.9C
- Hotel Hamburger Hof
- Strandhalle Brunsbüttel
- Jürgensen´s Hotel in Brunsbüttel-Ort
- Gastwirtschaft Glück im Winkel
- Goethestraße,Stadien,Sportcasino