Realschule Brunsbüttel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. November 2021, 19:38 Uhr
Die Geschichte der Boje-Realschule
Quelle: Brunsbütteler Spuren Nr.IV
Textquelle Siegfried Drews, Realschul-Direktor der Boje-Realschule Brunsbüttelkoog von 1966-1983
Vorwort
Eigenständige Mittelschulen gab es in Dithmarschen erst seit Beginn unseres Jahrhunderts. Die erste im Kreisgebiet war die am 20.04.1911 eröffnete „Knaben- und Mädchenmittelschule i. E. " der Gemeinde Brunsbüttelkoog.
In der Kaiserzeit wurde noch eine weitere, nach dem Ersten Weltkrieg wurden 4 und nach dem 2. Weltkrieg 5 Mittelschulen im Kreisgebiet errichtet. Ende der 80er Jahre gab es insgesamt 13 Schulen dieser Schulgattung in Dithmarschen.
Es bestanden jedoch schon vorher Lehranstalten mit einem Bildungsziel, das über dem der Volksschule, aber wesentlich unter dem des Gymnasiums lag. Von diesen entstanden 1874 eine städtische Mittelschule mit Realschulcharakter in Heide und Marne, beide nur für Jungen. In ihnen unterrichteten vornehmlich akademisch vorgebildete Lehrer, damals Oberlehrer, heute Studienräte genannt. Französisch und Englisch waren obligatorische Fremdsprachen. In sechs Stufen wurden die Schüler zur mittleren Reife oder zum Übergang auf ein Gymnasium geführt.
Für Mädchen standen mit ähnlichem Bildungsangebot private „Höhere Mädchenschulen" in Heide, Meldorf, Brunsbüttelkoog, Marne, Wesselburen und in Lunden bereit. Sie führten ihre Schülerinnen in sechs Stufen, die von Klasse 6 bis Klasse 1 gezählt wurden, zum Abschlußzeugnis ohne Prüfung und Qualifikation oder auch mit beidem. Das Lehrerkollegium bestand aus der Vorsteherin (Eigentümerin) und fast nur weiblichen Lehrkräften. Da Schulgeld entrichtet werden mußte, besuchten vorwiegend Mädchen aus besser situierten Familien diese Privatschulen, doch gab es auch hier und dort halbe oder ganze Freiplätze. Diese beiden Schulsysteme sind als Vorformen der späteren Mittelschulen anzusehen.
Nach dem Verständnis der breiten Öffentlichkeit war die „Mittelschule" eine Schule, die in der Mitte zwischen der Volksschule und dem Gymnasium lag. Diese Einordnung führte zu dem Begriff der „Mittleren Reife" als Bezeichnung für den Mittelschulabschluß, im Gegensatz zum „Reife-Zeugnis" des Gymnasiums.
Im Zusammenhang damit stand ein anderer volkstümlicher Ausdruck für die „Mittlere Reife", nämlich das „Einjährige", den man sogar heute noch gelegentlich hören kann. Er rührt daher, daß der Inhaber dieses oder eines noch höheren Schulabgangszeugnisses in der kaiserlichen Zeit nicht zwei oder drei Jahre die allgemeine militärische Dienstpflicht abzuleisten brauchte, sondern nur eines, eben das „Einjährige". Dieser einjährige Militärdienst war wiederum die Voraussetzung für den Einstieg in die begehrte Reserve-Offizierslaufbahn. Das „Einjährige" zu haben, gab also nicht nur einen Bildungsgrad zu erkennen, sondern auch einen gesellschaftlichen Rang.
Die Entwicklung der Mittelschulen von der Kaiserzeit zur Weimarer Republik, vom Nationalsozialismus bis zur jetzigen Zeit hat in einem ständigen Umwandlungsprozeß zur Umorientierung ihrer inneren Gestaltung geführt und zur Einführung einer fachwissenschaftlichen Didaktik und Methodik bei einer gleichzeitig strengeren Ausrichtung auf das jeweilige neuzeitliche Berufsfeld ihrer Absolventen. Dieser ständige Wandel hat die „Boje-Realschule" seit ihrer Gründung im Jahre 1911 bis zum heutigen Tage zu einer Schule gemacht, die in allen Zeitepochen den ihr gestellten Anforderungen gerecht wurde.
1966 wurden die bisherigen „Mittelschulen" des Landes Schleswig-Holsteins in „Realschulen" umbenannt. Seit dieser Zeit heißt die durch eine Abschlußprüfung erreichte Qualifikation „Realschulabschlußzeugnis".
Die Schulleiter
Seit 1911 waren bis heute folgende Schulleiter an der „Boje-Realschule" tätig:
- Otto Prenzlin 1911-1933
- Claus Rickert 1933-1956
- Kuno Richardt 1956-1962
- Hermann Dietz 1962-1965
- Siegfried Drews 1966-1983
- Willers Jessen 1983-2002
- Kommissarisch Johannes Willer 2002-2003
- Walter van Heesch 2003-2009
- Hans-Peter Stein ab 01.02.2010
Die Boje-Mittelschule in Brunsbüttelkoog
Am 28.10.1910 wurde der Bau einer Mittelschule beschlossen.
Die „Knaben- und Mädchenmittelschule i. E." der Gemeinde Brunsbüttelkoog wurde als erste in Dithmarschen im Jahre 1911 gegründet. Das Schuljahr 1911/12 begann am 20. 4. 1911 mit den Aufnahmeprüfungen. 58 Schüler wurden eingeschult. Die Schule war zunächst im Hause der früheren Privatschule (seit 1896) in der Tiedemannstraße 17 untergebracht. Dieses Haus bot für den Anfang viel Platz: Es hatte fünf Klassenräume neben der Wohnung des Rektors.
Die Verwaltung der Schule übernahm ein Kuratorium, das sich wie folgt zusammensetzte:
- Vorsitzender: Koogsgemeindevorsteher der Landgemeinde Brunsbüttelkoog
- stellv. Vorsitzender: stellv. Koogsgemeindevorsteher
- zwei Mitglieder der Gemeindevertretung
- ein gewähltes Mitglied der Gemeindevertretung
- Rektor der Schule
- Pastor in Brunsbüttelkoog.
Die rechtlichen Verhältnisse waren durch ein Statut geregelt, das unter dem 18. Februar 1911 von der „Königlichen Provinzialregierung in Schleswig, Abt. für Kirchen- und Schulwesen, genehmigt worden war. Die Schule unterstand der Schulinspektion des Pastors Suhr in Eddelak.
Artikel aus der Kanal-Zeitung
Dem Unterricht wurde der Plan IV der Bestimmungen über die Neuordnung des Mittelschulwesens in Preußen vom 3. Februar 1910 zugrunde gelegt. Durch den stark zunehmenden Schiffsverkehr auf dem „Kaiser-Wilhelm-Kanal" wuchs die Einwohnerzahl des Ortes ständig. Das führte zu einem sehr raschen Anstieg der Schülerzahlen. Ostern 1912 zählte die Schule bereits 95 Kinder und ein Jahr später 162. Deshalb wurde ein eigener Mittelschulbau beschlossen, der nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Bomhoff in einer Bauzeit von knapp einem Jahr in der jetzigen Bojestraße erstellt wurde. Am 5. November 1913 wurde die neue Schule eingeweiht und ihr wurde auf Beschluß der Gemeindevertretung der Name „Boje-Mittelschule" verliehen.
Dies geschah in einem Festakt, in dem u. a. auch die Namensgebung begründet wurde.
Sie bezieht sich auf den Namen eines alten Dithmarscher Geschlechts, das dem Lande hervorragende Persönlichkeiten geschenkt hat. Sein Urahn Vage Boje, der um 1208 aus Friesland in Dithmarschen einwanderte, war Fährmann einer Elbfähre. Dieses „Brunsbütteler Elbfährrecht" vererbte er seinen Kindern und Kindeskindern bis 1559. Andere Nachkommen von ihnen haben sowohl im kirchlichen wie im politischen und gemeindlichen Leben Brunsbüttelkoogs, Wesselburens und Meldorfs eine bedeutsame Rolle gespielt. Es sind dies die beiden ersten Superintendenten Nicolaus Boje, der jüngere, in Meldorf und Nicolaus Boje, der ältere, in Wesselburen. Beide setzten sich voll für die Reformation ein. Zeitgenossen und Verwandte sind Boethius-Boje, von 1524-1561 Diakonus in Brunsbüttel und von 1561-1565 Hauptpastor daselbst.
Das alte Dithmarscher Geschlecht „Boje" von Fergen (=Fährleuten), Bauern und Gelehrten war Träger langfristiger geschichtlicher Entwicklungen in Dithmarschen. Diese Namensgebung charakterisiert die Zielsetzung, unter die die Gemeinde die Arbeit in ihrer Mittelschule gestellt sehen wollte.
Im Juli 1915 wurde sie als vollausgebaute Mittelschule anerkannt. Die Abschlußprüfungen mußten in den ersten Jahren vor einem Prüfungskollegium in der „Kaiser-Karl-Schule" in Itzehoe abgelegt werden. Mit Erlaß vom 21. 1. 1920 werden künftig die Abschlußprüfungen an allen vollausgebauten Mittelschulen in eigener Regie durchgeführt. Das galt danach auch verbindlich für die „Boje-Mittelschule".
Jahresbericht der Knaben-und Mädchenschule 1912-13
Interessante Einzelheiten über die ersten Schuljahre, über die Lehrkräfte, die Stundentafel, benutzte Schulbücher, über die Zusammensetzung der Schülerschaft u. a. m. sind in einem Jahresbericht der „Knaben- und Mädchenmittelschule i. E." für das Schuljahr 1912/13 von ihrem damaligen Rektor Prenzlin festgehalten. Daraus ein paar Zeilen:
Das jährliche Schulgeld für den Besuch der 6. und 5. Klasse (heute: R5 und R6) betrug 100,00 Mark,
für die 4. und 3. Klasse (heute: R7 und R8) betrug 130,00 Mark
sowie für die 2. und 1. Klasse (heute: R9 und R10) betrug 160,00 Mark.
Für minderbemittelte Schüler waren großzügig halbe und ganze Freiplätze vorgesehen. (Dies galt bis 1948. Danach wurde kein Schulgeld mehr erhoben).
Die Schule während der Kriegszeiten
Die Entwicklung der Schule während des Ersten Weltkrieges und seiner Nachkriegszeit verlief ohne besondere Ereignisse. In den 4 Kriegsjahren wurden Lehrkräfte zum Heeresdienst einberufen. Auch der Rektor Prenzlin war von 1916-1918 im Fronteinsatz. Mit der Vertretung der Schulleitung wurde der Mittelschullehrer Nommensen beauftragt. Die Schüler wurden zu Sammelaktionen herangezogen (Kriegsanleihen, Goldmarksammlungen); aber auch zu Paketaktionen mit Liebesgaben für die Frontsoldaten.
Der vaterländische Gedanke wurde gerade in dieser Zeit besonders gepflegt. „Mit Gott für Kaiser und Vaterland" hieß die Durchhalteparole, die von allen ernst genommen und beherzigt wurde. Dadurch war es möglich, daß auch der Unterricht ohne wesentliche Einschränkungen durchgeführt werden konnte. Selbst der Übergang aus dieser Zeit in die Weimarer Republik verlief ohne Störungen. Am 1. Juni 1921 wurden die Lehrer auf die neue preußische Verfassung vereidigt. Bemerkenswert sind jedoch die sinkenden Schülerzahlen ab 1918/19. In diesem Schuljahr besuchten 272 Kinder die Schule in sechs Klassen, 1923/24 - 200 Schüler, 1933/34 - 186 Schüler und 1938/39 - 127 Schüler, immer in sechs Klassen. Die Bestandsrückgänge dürften zu Lasten der Kriegszeit und der Nachkriegszeit gehen.
Nach der Machtübernahme durch Hitler am 30.1.1933 wurde die Arbeit in der Schule immer stärker durch das politische Geschehen beeinträchtigt. Die „nationalsozialistische Bewegung" forderte ihre mannigfachen Tribute. Die Lehrkräfte der Boje-Mittelschule wurden am 30.8.1934 auf den „Führer und Reichskanzler A. Hitler" vom Rektor der Schule vereidigt. In der Folgezeit mußten sie an Umschulungslehrgängen teilnehmen. Neue Bildungs- und Erziehungsprinzipien forderten Beachtung. Der Sonnabend wurde zum unterrichtsfreien Staatsjugendtag erklärt, an dem statt des Unterrichts sportliche und politische Veranstaltungen der Hitlerjugend durchgeführt wurden. Hinzu traten die vielen Beurlaubungen von Schülern und Lehrern zu politischen Kursen.
Im Zweiten Weltkrieg widerfuhr der Schule ein Schicksal, daß sie stärker in Mitleidenschaft zog als alle anderen Mittelschulen unseres Kreises. Gleich am ersten Tage des Krieges mußte das ganze Schulgebäude zwecks Einrichtung eines Lazarettes geräumt werden.
Nachdem dieses wenige Tage später nach Marne verlegt worden war, diente die Schule als Unterkunft für militärische Einheiten und Formationen verschiedenster Art bis zum Ende des Krieges, und selbst darüber hinaus als Auffang- und Durchgangsstelle für Vertriebene.
Der Unterricht mußte in verschiedenen Unterkünften erteilt werden: in der Schule Nord, in notdürftig hergerichteten schulfremden Räumen oder in zeitweilig freigewordenen Teilen der eigenen Schule - bis 1946.
Dieser Unterricht an den verschiedenen Stellen des Ortes wurde dadurch noch unergiebiger und trostloser, daß Schülern wie auch Lehrern Sonderdienste auferlegt wurden. Da gab es das jährliche 10- bis 12-tägige Kohlpflanzen, die Ausbildung der größeren Schüler als Flakhelfer auf Mole 4, den schon bestehenden Staatsjugendtag am Sonnabend jeder Woche, die Einberufung zu Lehrgängen aller Art und vieles andere mehr. Zu einer besonders starken Beeinträchtigung führten die vielen Fliegeralarme, die einen Unterrichtsausfall für den nächsten Tag bedeuteten, wenn sie sich über Mitternacht ausgedehnt hatten.
Eine Kinderlandverschickung vom 12. 5. bis 3. 10. 1941 nach Misdroy (Wollin) bedeutete unterrichtlich eine weitere Einbuße.
Die folgenden Fotos wurden freundlicherweise von der Brunsbüttelerin Helga Jungklaus zur Verfügung gestellt.
Im Schuljahr 1941/42 mußten die nicht zum Heeresdienst eingezogenen Lehrer dreimal wöchentlich Nachtdienst im Luftschutz verrichten. Nicht genug mit diesen, auf die Dauer zermürbenden Störungen, sollten neue Erziehungs- und Bildungsvorschriften, die Umorganisierung der Mittelschule in eine „nationalsozialistische Hauptschule", durchgeführt werden. (Runderlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 25. 6. 1941). Es handelte sich dabei um eine 4stufige Hauptschule, die eine Pflichtausleseschule war und die bis zu einem Drittel der Schülerzahl des jeweiligen 4. Schuljahrganges der Volksschule aufnehmen und nach einem um zwei Jahresstufen reduzierten Bildungsangebot unterrichten sollte. Daneben verursachten weitere Erlasse und Rundverfügungen große Unruhe und Mehrbelastungen, wie die Verlegung des Schuljahresbeginns von Ostern auf den Herbst oder die ebenfalls 1942 angeordnete Einführung der lateinischen Schrift als „Normalschrift". Diese Störungen wurden durch die Beanspruchung der Jugend zur Mitüberwindung wirtschaftlicher Engpässe zusätzlich vermehrt. Jungen und Mädchen mußten Buntmetalle, Eisen, Papier u. ä. m. sammeln. Sie züchteten Seidenraupen oder leisteten Arbeitseinsätze bei den Bauern oder in der Flugabwehr.
Die Schule in den Nachkriegszeiten
Durch die gegen Ende des Krieges immer zahlreicher eintreffenden Trecks von Vertriebenen reichten Privathäuser zu deren Unterbringung nicht aus, so daß Klassenräume zur Verfügung gestellt werden mußten. Erst am 5. März 1946 konnte der planmäßige Unterricht wieder aufgenommen werden. Durch den Zuzug der vielen Vertriebenen stieg die Schülerzahl 1947/48 auf 352 in 9 Klassen, 1951/52 sogar auf 480 in 14 Klassen. Durch die Abwanderung nach dem Westen und Süden der Bundesrepublik sank sie aber bis 1962/63 auf 293 Schüler, die in 12 Klassen unterrichtet wurden.
Nachdem 1951 die Volksschule Süd ihre neue Schule in der Jahnstraße bezogen hatte, nutzte man seitens der Mittelschule die Gunst der Stunde und richtete in den freigewordenen Räumlichkeiten der Festgestraße 11 Klassenräume ein. Ab jetzt mußten die Mittelschüler der 5. und 6. Klassen die Dampfähren "Odin", "Heimdall" und "Primus (2 Schornsteine) benutzen, um ihren Schulort zu erreichen. 1958 wurden die Räumlichkeiten für die Errichtung einer Hilfsschule (Sonderschule, ab 1960 Pestalozzi-Schule)benötigt.
Da danach immer noch Raumnot in der Mittelschule Bojestraße herrschte, wurde ein Klassenraum im Obergeschoß des damaligen Feuerwehrgebäudes (Fritz-Reuter-Straße) am Marktplatz als Klassenzimmer eingerichtet. Aber nur für ein Jahr, 1958 zog hier die Stadtbücherei ein.
Das große Leid der Nachkriegszeit war um vieles schwerer als in den „zwanziger Jahren". Zu der allgemeinen wirtschaftlichen Not trat noch das Elend der zugezogenen Vertriebenen. Auch der „Boje-Mittelschule" standen jetzt schwere Zeiten bevor. Nach dem Kriegsende hatte sie den Unterricht in der alten 6-stufigen Form wieder aufgenommen. Sie geriet jedoch bald in bildungspolitische Auseinandersetzungen der Parteien. Die von der SPD getragene Regierung in Kiel führte 1948 die 6-stufige Grundschule ein und entzog der Mittelschule die Voraussetzung ihrer Existenz. Als die CDU 1950 die Regierung übernahm, bestimmte sie die Rückumwandlung der Mittelschule in ihre alte Form auf dem Sockel der 4jährigen Grundschule.
1961 feierte die Boje-Mittelschule ihr 50-jähriges Bestehen. Sie beging es mit der Einweihung eines naturwissenschaftlichen Traktes, zweier Klassenräume sowie einer Küche mit Speiseraum und einer Gymnastikhalle (1. Bauabschnitt) einschließlich Umkleide- und Duschraum. Die Kosten dieses Erweiterungsbaues betrugen ca. 600 000,00 DM. Für den Gesamtbau im Jahre 1913 waren damals 300 000,00 Mark bezahlt worden. Geplant war bereits ein 2. Bauabschnitt, in dem ein Zwischentrakt mit einem Sprachlabor, eine Lehrerbücherei, eine Pausenhalle und neue Toiletten sowie der Umbau und die Renovierung der alten Turnhalle vorgesehen waren. Da die Finanzierung gesichert sein mußte, vergingen 10 Jahre, bis die Vertreter der Stadt „grünes Licht" für dieses Bauvorhaben geben konnten. Die Kosten betrugen immerhin 900 000,00 DM.
Es muß an dieser Stelle erwähnt werden, daß die Stadt Brunsbüttel in dieser Zeit für die Substanzerhaltung des alten Schulgebäudes einschließlich des 1961 erstellten 1. Bauabschnittes und für Lehrmittel jährlich erhebliche finanzielle Mittel bereitstellte.
1972 wurde der 2. Bauabschnitt fertiggestellt und am 15. 9. 1972 von dem damals amtierenden Bürgermeister H. Alberts übergeben, der am 9. 1. 1964 (lt. Schulchronik) bereits folgendes sagte: „Die schulfreundliche Stadt Brunsbüttelkoog wendet einen wesentlichen Teil der Steuereinnahmen für ihre Schulen auf, für die Vorbereitung der Jugend auf das spätere Leben. Hierfür kann kein Pfennig zu schade sein." So ist es auch bei den Amtsnachfolgern, den Herren Austermann und Tange, geblieben. Magistrat und Ratsversammlung haben stets die Belange der Boje-Realschule im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützt.
Nach der Umwandlung der Mittelschulen in „Realschulen" (1.1.1966, seit dieser Zeit heißt die Schule „Boje-Realschule") sollte auch der Schuljahresbeginn von Ostern auf den Herbst verlegt werden. Deshalb wurden in Schleswig-Holstein zwei Kurzschuljahre eingeführt.
- 1. Kurzschuljahr: 13. 4. 1966 bis 30. 11. 1966
- 2. Kurzschuljahr: 5. 12. 1966 bis 1. 8. 1967.
Die Stoffverteilungspläne für die einzelnen Fächer mußten reduziert werden und beanspruchten die Fachkonferenzen sehr stark, zumal der Leistungsstand der Realschule keineswegs darunter leiden durfte. Gleichzeitig wurden vom Ministerium neue Lehrpläne für Realschulen für das Schuljahr 1967/68 in Auftrag gegeben, die sich ganz auf das neuzeitliche Berufsfeld ihrer Absolventen ausrichteten. Durch die Einrichtung eines „Instituts für Praxis und Theorie in der Schule" (IPTS für Realschulen) in Heide wurde auch die „Boje-Realschule" als Ausbildungsschule für Realschullehreranwärter einbezogen. Seit dieser Zeit stellt die Schule jedes Jahr dafür 4 Studienleiter und je nach Bedarf Mentoren für diese Ausbildung zur Verfügung. Die dadurch ausfallenden Lehrerstunden wurden in allen Jahren durch eine zusätzliche Planstelle ausgeglichen.
Bis zum heutigen Tage war es immer das Ziel der Schule, Bewährtes nie leichtfertig aufzugeben, aber immer ein Gespür für die Erfordernisse der Gegenwart zu haben. Viele Lehrkräfte kamen an unsere Schule, die sie jedoch bald wieder verließen, weil sie in den größeren Städten unterrichten wollten. Das änderte sich jedoch, als die Realschulanwärter im IPTS - Heide ausgebildet wurden. Diese Lehrkräfte haben durch ihre Ausbildungszeit Dithmarschen kennengelernt, und viele wollten nach ihrem Examen hierbleiben. Davon profitierte auch die Boje-Realschule.
Obwohl ein oft häufiger Lehrerwechsel in einigen Schuljahren zu verzeichnen war, wurden die neuen Lehrkräfte stets in den alten Kollegenstamm integriert. Die Arbeit konnte kontinuierlich mit einem leistungsstarken Kollegium fortgesetzt werden. Aus dem Kollegium sind mehrere Lehrkräfte im Laufe der Jahre zu Schulräten in verschiedenen Kreisen Schleswig-Holsteins ernannt worden.
Die Zahl der Mädchen lag immer etwas höher als die der Jungen. Die geburtenstarken Jahrgänge ließen von 1974 bis 1980 die Schülerzahl über 400 (465) ansteigen. Erst ab 1981 ist ein Rückgang zu verzeichnen.
„Neben der Wissensvermittlung hat die Realschule die Aufgabe, Grundwerte zu vermitteln und die Schüler zu erziehen. Sie muß die jungen Menschen befähigen und anleiten, in unserer demokratischen Gesellschaft aktiv mitzuwirken." (Kultusministerium des Landes Schleswig-Holstein, 1978)
Die musische Ausbildung ist neben dem wissenschaftsorientierten Unterricht immer ein besonderes Anliegen der Boje-Realschule gewesen. In vielen Selbstdarstellungen, wie Elternabenden, Chor- und Musikdarbietungen, zeigten die Schüler ihr Können und erfreuten Eltern und Freunde der Schule. Laienspiel, Chor und Orchester vermittelten den Schülern das Erlebnis des Kennenlernens der eigenen Fähigkeiten, aber auch ihrer Grenzen.
Die jährlich durchgeführten Wanderfahrten erweiterten den Blick für die Schönheiten der engeren und weiteren Heimat.
Am 20. 4. 1986 wurde das 75jährige Bestehen gefeiert.
Im September 2008 wurde die Realschule in eine Regionalschule umgewandelt.
Bildergalerie
Die Schule in späteren Jahren
Aus der Chronik der Boje-Mittelschule
Seit Entstehung der Mittelschule in der Tiedemannstraße 17 im Jahre 1911 hat der erste Rektor der Schule, Otto Friedrich Karl Heinrich Prenzlin (geb. am 26.10.1880 in Gadebusch i. Mecklenburg) eine Chronik per Hand in Kurrentschrift geschrieben. Eine Beispielseite aus dem Jahre 1913 ist rechts aufgeführt. Sie beinhaltet als wichtigen Punkt die Namensgebung der neu errichteten Schule in „Boje-Mittelschule“.
Bei den anderen Abbildungen handelt es sich um eingeklebte Zeitungsartikel und Druckwerke aus der Chronik.
Bildergalerie aus dem Schulbetrieb
Laienspiel 1963
Musik 1963
Sport 1963
Vogelschiessen 1963
Klassenfotos bis 1970
Klassenfotos nach 1970
Schulfeier 1968, Fotos Paul Ausborm
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