Beamtenviertel Brunsbüttel

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Die in diesem Beitrag verwendeten Fotos stammen (wenn nicht anders gekennzeichnet) vom WSA-Brunsbüttel

Beamtenkolonie vom Wasserturm aus gesehen am 3.2.1911-oben rechts die Ziegelei, wonach der Ziegelweg benannt wurde

Das "Beamtenviertel"

Beim Kanalbau schufteten bis zu 9000 Arbeiter ca. 8 Jahre lang jeden Tag bis zu 12 Stunden für einen Lohn von 2,50 Mark pro Tag mit Schaufel, Spaten und Spitzhacke. (Man darf dabei allerdings nicht vergessen, daß damals z.B eine Flasche Braunbier nur 5 Pfennig und ein viertel Pfund Wurst 15 Pfennig kosteten.)
Bald wurde auch Wohnraum für Beamte und Arbeiter der Stadt benötigt. So entstand das schöne Brunsbütteler Beamtenviertel. Eine Siedlung aus 63 Mehrfamilienhäusern mit Fachwerk, voluminösen Dächern und einem offenen, durchgrünten Charakter. Es ist dem Vorbild englischer Gartenstädte nachempfunden und architektonisch an den Jugendstil angelehnt.

Hintergründe zum Beamtenviertel:

Es entstand 1908 bis 1910 als Siedlung für die Kanallotsen und –beamten. Es ist heute die einzige vollständig erhaltene Gartenstadt Schleswig-Holsteins aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Kaiser Wilhelm II. selbst hat auf die Gestalt des Viertels Einfluß genommen. Viele der Gebäude sind Kulturdenkmäler nach dem Denkmalschutzgesetz.

Pläne

Planung des Beamtenviertels (Quelle:WSA-Brunsbüttel)

Straßen im Beamtenviertel

Kautzstraße

Die Kautzstraße ist benannt nach dem Kanalamtspräsidenten Kautz. (Sie hieß während der Nazizeit Adolf-Hitler-Straße, danach wieder Kautzstraße)
Siehe auch Alte Straßennamen in Brunsbüttel

Loewestraße

Die Loewestraße ist benannt nach dem Kanalamtspräsidenten Loewe, dem Vorgänger von Kautz

Posadowskystraße

Die Posadowskystraße ist benannt nach dem Staatssekretär im Reichsamt des Innern und Vizekanzler, Arthur Adolf Graf von Posadowsky-Wehner

Mittelstraße

Die Mittelstraße erhielt ihren Namen erst nach dem 2. Weltkrieg. Anfangs hieß sie Jonquieres-Straße nach dem Ministerialdirektor Wilhelm von Jonquières im Ministerium des Innern (siehe Plan des Beamtenviertels). Während des 2. Weltkrieges hieß sie Hindenburgstraße.

Delbrückstraße

Die Delbrückstraße ist benannt nach dem Staatssekretär des Innern, Delbrück. Vordem hieß diese Straße Möllerweg, benannt nach dem Möllerhof, der später als Krankenhaus fungierte. (Krankenhaus Brunsbüttel)


Fülscherstraße

Die Fülscherstraße ist benannt nach dem Geheimen Oberbaurat Fülscher im Ministerium des Innern

Scholerstraße

Die Scholerstraße ist benannt nach Geheimen Baurat Scholer, Kiel

Bötticherstraße

Die Bötticherstraße ist benannt nach dem Staatsminister von Bötticher, zur Zeit Bismarcks Staatssekretär des Innern, Oberpräsident in Schleswig (nach ihm wurde auch ein Dampfschlepper des Wasserbauamtes Brunsbüttelkoog benannt)

Wurtleutetweute

Die Wurtleutetweute ist die Twiete (Tweute) für die Wurtleute, die an der alten Wurt wohnten.

Die Wurtleutetweute in Brunsbüttel

Herrliche Übersicht über das Beamtenviertel aus dem Jahr 2013 (Foto Rainer Förtsch)

Erhaltungssatzung

Erhaltungssatzung Beamtenviertel

Für den Bereich des Beamtenviertels in Brunsbüttel hat die Ratsversammlung am 18.02.2004 eine Erhaltungssatzung gemäß § 172 Baugesetzbuch erlassen. Die Satzung als PDF-Datei zum Download

Das Erscheinungsbild (Übersichtsplan Beamtenviertel) der Siedlung wird durch die sehr abwechslungsreich gestalteten Gebäude und ihre stadträumliche Anordnung geprägt und ist neben der stadtgestalterischen Qualität insbesondere von hohem historischen Wert und künstlerischer Bedeutung.

Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebietes aufgrund seiner städtebaulichen Gestaltungsanleitung Beamtenviertel und der besonderen Architektur der Einzelgebäude bedürfen der Rückbau, der Abbruch, die Änderung oder die Nutzungsänderung sowie die Errichtung baulicher Anlagen im Geltungsbereich dieser Satzung der Genehmigung.

Dies bezieht sich auf die Wohngebäude, Nebenanlagen und Garagen sowie straßenbegleitende Grundstücksgestaltungen.

Geltungsbereich

Der Geltungsbereich dieser Satzung umfasst das Gebiet mit den folgenden Straßen: Wurtleutetweute, nördliche Bebauung Kautzstraße, Posadowskystraße zwischen Kautz- und Loewestraße, Scholerstraße, Fülscherstraße, Loewestraße, Mittelstraße, Delbrückstraße, Bötticherstraße 1 u. 3, Realschule Brunsbüttel und die Ecke Ausmündung der Wurtleutetweute in die Koogstraße.

Das alte Beamtenviertel

Lage der alten Beamtenkolonie und Planung der Neuen Schleusen

Vor Beginn des Baus der Neuen Schleusen in Brunsbüttel existierte bereits eine Beamtenkolonie mit Straßennamen wie Schillerstraße (damals zu Ehren des 100. Todestages unseres Dichterfürsten – der Name wurde weiterverwendet), Schliepnerstraße (nach dem damaligen Hafenkapitän Schliepner), Posadowskystraße (die Straße von der Koogstraße bis zum damaligen Elblotsenhaus – dem späteren Kanallotsenhaus, im jetzigen Beamtenviertel wiederverwendet), Scholerstraße (im jetzigen Beamtenviertel wiederverwendet), Richterstraße (nach dem Staatssekretär Richter) und Beamtenstraße (die Wohnstraße für die Beamten).
Diese sogenannte Beamtenkolonie (Baubeginn ca. 1890) mußte komplett dem Bau der Neuen Schleuse Brunsbüttel (1908 bis 1914) weichen.


Ergänzende Themen