Die Wurtleutetweute in Brunsbüttel
Der Name
Die Bezeichnung „Wurtleutetweute“ läßt sich aus Einzelbegriffen ableiten:
Wurt ist eine Bezeichnung für einen aufgeschütteten Hügel (auch „Warft“ genannt), auf denen ein oder mehrere Häuser zum Schutz gegen Hochwasser errichtet wurden. Die Bewohner waren dann entsprechend die „Wurtleute“.
„Tweute“ (auch Twiete) ist die Bezeichnung für eine kleine Straße oder Zuwegung zu einem Wohngebiet.
Die Wurtleutetweute ist also der Weg (die Tweute) zu den Wurtleuten.
In einer Anekdote aus früheren Zeiten wurde sie auch „Kuddelmuddelstraße“ genannt:
Eine Touristin früherer Zeiten wollte einen Dankesbrief an ihre Gastgeberin schreiben, nur fiel ihr beim besten Willen die Straßenbezeichnung nicht ein. Als Adresse schrieb sie dann „Kuddelmuddelstraße“. Der Brief ist damals angekommen.
Im Gespräch unter „Plattdeutschen“ hieß es früher nur „Ik wohn in de Kuddelmuddelstroot“.
Geschichte
Die Wurtleutetweute ist wohl die älteste Straße im Bereich Brunsbüttelhafen und Brunsbüttelkoog und hat nichts mit dem Kanalbau oder der Entstehung desselben zu tun.
Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts erschien diese Straße in alten Plänen noch unter dem Namen „Wöhrdener (Wurdener, Wördener) Tweute“. Ausschlaggebend für diesen Namen war wohl die Tatsache, daß der Weg von Westerbüttel bis zu den Wurtleuten des 1674 ausgedeichten, südlichsten Wurtdorfes Oldeburwöhrden (Olbarwurden, Oldeburwörden) führte.
Ca. 1850 hieß sie „Wurthleutetweute“
In einer Akte von 1872 wurde die Straße „Wurthleuter Tweute“ genannt
Ca. um 1900 erschien die heutige Bezeichnung „Wurtleutetweute“ in den Karten.
Nach Angaben des Kunsthistorikers und Heraldikers Willi H. Lippert in der Erklärung seiner - nach etlichen alten Unterlagen gefertigten - Karten, befand sich die Wördener Tweute vor der großen Flutkatastrophe 1717 etwa dort, wo sich heute Boje- und Elbstraße befinden (aus "200 Jahre Brunsbüttel-Eddelaker-Koog", Brunsbüttelkoog - Junge Stadt im alten Deichring von John Jacobsen). Erst danach hatte sie ihren heutigen Verlauf.
Bevor 1851/53 die Chaussee Meldorf-Marne-Brunsbüttel-Eddelaker-Koog entstand (in der Gemeinderatssitzung vom 9. September 1898 wurde sie im Bereich des Kooges als Koogstraße bezeichnet - siehe Läden im Koog-Koogstraße 1-8 und Läden im Koog-Koogstraße-Abschluß), ging die Wurtleutetweute bis an den Deich. Erst nach 1900 wurde das Teilstück von der Koogstraße bis an den Deich in Schulstraße umbenannt (von 1926 bis nach dem 2. Weltkrieg Mangelsstraße, danach wieder Schulstraße).
Als in den Jahren 1908 bis 1910 das neue Beamtenviertel Brunsbüttel gebaut wurde, hat man die Straßen innerhalb des Viertels (und auch die Wurtleutetweute) in mühevoller Handarbeit mit Klinkern gepflastert (siehe Fotos weiter unten).
Die Anfahrt zum Friedhof war derzeit auch bedeutend steiler, erst nach der Asphaltierung in den 1960er-Jahren wurde diese verändert.
Pläne von der Wurtleutetweute
Fotos von der Wurtleutetweute
Gabelung Wurtleutetweute-Kautzstraße
Wurtleutetweute Richtung Koogstraße
Häuser Wurtleutetweute 1911-1913
Hof Martens
Eine Besonderheit in der Wurtleutetweute 6 war der Hof des Bauern Hermann Martens. Der erste Hof war ca. 1897 niedergebrannt und auch wieder aufgebaut. 1908, als das Anwesen schon vom Fiskus zwecks Kanalerweiterung aufgekauft war, brach in der Scheune erneut ein Feuer aus (wahrscheinlich Brandstiftung). Das Wohnhaus konnte gerettet werden, wurde dann aber 2012 für den Bau eines altengerechten Mehrfamilienhauses abgerissen.
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