Ankunft der Internierten in Brunsbüttelkoog: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Marine-Kohlenlager.jpg|thumb| | [[Bild:Marine-Kohlenlager.jpg|thumb|400px|Standort des Kohlenlagers]] | ||
Nach Fertigstellung des Kanals und der (jetzigen Alten) Schleuse plante man eine Kohlenbunkerstation der Marine nahe der Wasserecke des Südkais . 1896 wurde dieses Kohlenlager für ca. 8000t englischer Preßkohle zwischen Cuxhavener Straße und Südkai errichtet. Später wurde auch ein Gleisanschluß direkt für das Lager erstellt, um große Kohlenmengen für Kriegsschiffe zu bunkern. | Nach Fertigstellung des Kanals und der (jetzigen Alten) Schleuse plante man eine Kohlenbunkerstation der Marine nahe der Wasserecke des Südkais . 1896 wurde dieses Kohlenlager für ca. 8000t englischer Preßkohle zwischen Cuxhavener Straße und Südkai errichtet. Später wurde auch ein Gleisanschluß direkt für das Lager erstellt, um große Kohlenmengen für Kriegsschiffe zu bunkern. | ||
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Als 1913 die [[KiKaKo in Brunsbüttelkoog]] errichtet wurde, verlor das Marine Kohlenlager bald darauf seine Funktion. Es wurde nach dem 1. Weltkrieg z.B. als Empfangshalle für die Internierten (Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg) benutzt. Die folgenden Fotos geben einen Überblick über Größe und Nutzungsmöglichkeiten der aneinandergefügten Baracken. | Als 1913 die [[KiKaKo in Brunsbüttelkoog]] errichtet wurde, verlor das Marine Kohlenlager bald darauf seine Funktion. Es wurde nach dem 1. Weltkrieg z.B. als Empfangshalle für die Internierten (Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg) benutzt. Die folgenden Fotos geben einen Überblick über Größe und Nutzungsmöglichkeiten der aneinandergefügten Baracken. | ||
[[Bild:Marine-Kohlenlager-1912.jpg|thumb| | [[Bild:Marine-Kohlenlager-1912.jpg|thumb|400px|Marine-Kohlenlager 1912]] | ||
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[[Bild:Feuerlöschwesen-1.jpg|thumb| | [[Bild:Feuerlöschwesen-1.jpg|thumb|400px|Das Trümmerfeld des Kohlenlagers 1918]] | ||
In der Nacht zum 1. Mai 1928 wurde die Riesenhalle des Marine-Kohlenlagers, die nach dem Krieg noch als Empfangshalle für insgesamt ca. 30 000 Kriegsheimkehrer genutzt wurde, ein Raub der Flammen. Ein nicht bewachtes Maifeuer war Schuld daran. Nur der Shell-Tank von 1902 blieb zum Glück erhalten. | In der Nacht zum 1. Mai 1928 wurde die Riesenhalle des Marine-Kohlenlagers, die nach dem Krieg noch als Empfangshalle für insgesamt ca. 30 000 Kriegsheimkehrer genutzt wurde, ein Raub der Flammen. Ein nicht bewachtes Maifeuer war Schuld daran. Nur der Shell-Tank von 1902 blieb zum Glück erhalten. |
Version vom 17. Februar 2024, 14:21 Uhr
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Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de
An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv Brunsbüttel für Zeitungsartikel,
an Uwe Borchers, Jürgen Schmidt, Heinz Lewerenz, Manfred Janke, Ulf Biendara, Heimatmuseum Brunsbüttel und das WSA-NOK für Daten, Unterlagen, Postkarten, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.
Textquellen: Kanal-Zeitung, Brunsbüttelkooger Zeitung, Artikel von John Jacobsen und Walter Schulz
Viele Kriegsgefangene (Internierte) aus dem 1.Weltkrieg kehrten in den Jahren 1919 bis 1921 über den Seeweg nach Deutschland zurück, zum Teil auch über Brunsbüttelkoog.
Dort wurde für diese Anlässe ein Ausschuß gebildet, der durch aufwendige Vorbereitungen den Heimkehrenden einen würdigen Empfang bereiten sollte.
In der Kanal-Zeitung vom 6. Juni 1919 wurden die Leser um Spenden für einen liebevollen Empfang gebeten. Der Artikel hatte u.a. folgenden Text:
…. Da die Zahl der Heimkehrer, die von Brunsbüttelkoog nach dem Durchgangslager ins Lockstedter Lager überführt werden sollen, bei jedem Versand etwa 2000 betragen wird, sind zur Bewirtung und Beköstigung große Mittel an Geld und Liebesgaben erforderlich. Die amtlich dem hiesigen Hauptausschuß zum Empfang der Kriegsgefangenen zur Verfügung gestellten Mittel reichen bei weitem nicht aus, um den Empfang so würdig zu gestalten, wie es beabsichtigt wird, und wie ihn die Braven verdient haben. Ganz besonders benötigt werden noch Rauchwaren, aber auch Eßwaren, namentlich Kuchen und sonstiges Gebäck sind sehr erwünscht. Kleinere Gebrauchsgegenstände aller Art, sonstige Genußmittel (Bonbons, Likör usw.) werden ebenfalls dankbarst entgegengenommen. Jeder in Stadt und Land wolle mithelfen, damit die der Heimat Zurückgegebenen das Gefühl haben: ,Man hat uns nicht vergessen‘. Die Bitterkeit ihnen vom Herzen zu nehmen, muß jedem eine Liebespflicht sein. Darum gebe jeder, schließe sich keiner aus. Etwaige Liebesgaben sind zu senden an den Liebesgabenausschuß, etwaige Geldspenden an die Schleswig-Holsteinische Bank, Brunsbüttelkoog (Süd).
Durch den Aufruf kamen viele Spenden zusammen. Für Verpflegung und Krankenfürsorge wurde ebenfalls gesorgt.
In der Halle des ehemaligen Marine-Kohlenlagers fand man einen Empfangsort, der der Anzahl der heimkehrenden Internierten gerecht wurde.
Die Landungsstelle wurde ausgeschmückt, Begrüßungsreden, Musik und Chorgesang organisiert.
Auch der Vaterländische Frauenverein beteiligte sich aktiv an dem Empfang und der Bewirtung.
In einem weiteren Artikel der Kanal-Zeitung vom 4. Juli hieß es:
Nach amtlicher Mitteilung sollen die Tranportschiffe „Konstantin“ und „Christian Nebe“ mit ca. 4000 Mann Internierten aus Saloniki heute nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr hier eintreffen. Flaggen heraus!
Am 4. Juli 1919 trafen dann die beiden ersten Dampfer - „Christian Nebe“ und „Konstantin“ - aus Saloniki ein.
Die hellklingenden, weitschallenden Kirchenglocken der Paulus-Kirche empfingen den ersten Dampfer, „Christian Nebe“, mit 2200 Internierten in der Nordkammer der Neuen Schleuse, wo eine Abnahme-Kommission aus dem Lockstedter Lager und ein Empfangsausschuß auf sie wartete. Die Begrüßungsrede übernahm der Rektor der Schule Nord, Gustav Braasch (Volksschule_Brunsbüttel_Nord).
„Christian Nebe“
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Als das zweite Schiff, „Konstantin“, am Südkai festgemacht hatte, ergriff Pastor Graber das Wort zur Begrüßung.
Nachdem die ersten 900 Mann von „Christian Nebe“ in der Empfangshalle mit Kuchen, Kaffee, Bier, Zigarren und einer Erbsensuppe bewirtet waren, begaben sie sich mit ihrem Gepäck in den bei der Halle bereitstehenden Zug. Am späten Abend wurden sie ins Lockstedter Lager gefahren und wenige Tage danach, nach gründlicher Reinigung und ärztlicher Untersuchung, in die Heimat entlassen.
Die übrigen ca. 1300 Mann vom Dampfer „Christian Nebe“ wurden nach ihrer Bewirtung zu ihrem Schlafraum gebracht. 1700 Betten wurden für diesen Zweck aufgestellt.
Am anderen Morgen ging der nächste Zug ins Lockstedter Lager.
„Konstantin“
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
In gleicher Weise wurden danach die Internierten vom Dampfer „Konstantin“ bewirtet und transportiert. Ein dritter Zug am gleichen Tag und ein vierter am nächsten Morgen brachte auch diese ins Lockstedter Lager.
Unter der großen Zahl Heimkehrender, 4191 Offiziere und Mannschaften, befanden sich auch 4 Frauen und 1 Kind. Der Krieg hatte sehr lange gedauert, so daß sich einige Soldaten eine Frau genommen hatten und einer hatte seine Familie bereits „erweitert“.
Unter den Heimkehrern befanden sich auch Zivilgefangene und Kolonialtruppen aus Deutsch-Ostafrika, Kamerun, Togo und Deutsch-Südwestafrika.
Es waren insgesamt 29 Schiffstransporte mit insgesamt ca. 30 000 Personen. Eine Übersicht rechts zeigt Einzelheiten.
„… Maru …“
Ume Maru, Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Kaikyu Maru, Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Scotland Maru, Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
Cape Town Maru, Foto Wilhelm Döring, Brunsbüttelhafen
In der Inflationszeit der 1920er Jahre hat man in Brunsbüttelkoog, wie in vielen anderen Städten auch, für den innerörtlichen Handel Notgeld gedruckt. Auf einem dieser “Banknoten” (75-Pfennig) wurde eines der Fotos von der “Cape-Town-Maru” verwendet (siehe Bilder).
Weitere Transportschiffe
- INT-E015 Lisboa 29.10.1919-1.jpg
- Internierte-Lisboa-1.jpg
Transport ins Lockstedter Lager
Von der Ankunft der Internierten im Lockstedter Lager hat Jürgen Schmidt, Mitglied im Vorstand des Vereins für Kultur & Geschichte von Hohenlockstedt e.V. dem Brunsbüttel-Wiki freundlicherweise Fotos zur Verfügung gestellt. Hier der link für Interessierte: www.hohenlockstedt-museum.de
Akten eines Kriegsgefangenen
Postkarten, die Heimkehrer vom Durchgangslager Lockstedter Lager („LoLa“) schrieben, wurden portofrei versandt.
(Anmerkung: Bevor der Brunsbütteler Fußballsport ausschließlich vom BSC betrieben wurde und bevor Lockstedter Lager in Hohenlockstedt umbenannt wurde (1956), spielte der TSV-Brunsbüttelkoog in Punktspielen häufig gegen den 1. FC LoLa. Es soll oft recht ruppig zugegangen sein.)
Der Marine-Kohlenschuppen
Nach Fertigstellung des Kanals und der (jetzigen Alten) Schleuse plante man eine Kohlenbunkerstation der Marine nahe der Wasserecke des Südkais . 1896 wurde dieses Kohlenlager für ca. 8000t englischer Preßkohle zwischen Cuxhavener Straße und Südkai errichtet. Später wurde auch ein Gleisanschluß direkt für das Lager erstellt, um große Kohlenmengen für Kriegsschiffe zu bunkern.
Das Bild rechts zeigt den Standort des Kohlenlagers der Marine. Auf dem Plan sind Dampfziegelei Festge und Portland Zementfabrik Saturn gut erkennbar. Die Lotsen haben ihr Domizil noch nicht getauscht (siehe auch Die Lotsenhäuser im Bereich Brunsbüttel)
Als 1913 die KiKaKo in Brunsbüttelkoog errichtet wurde, verlor das Marine Kohlenlager bald darauf seine Funktion. Es wurde nach dem 1. Weltkrieg z.B. als Empfangshalle für die Internierten (Heimkehrer aus dem 1. Weltkrieg) benutzt. Die folgenden Fotos geben einen Überblick über Größe und Nutzungsmöglichkeiten der aneinandergefügten Baracken.
In der Nacht zum 1. Mai 1928 wurde die Riesenhalle des Marine-Kohlenlagers, die nach dem Krieg noch als Empfangshalle für insgesamt ca. 30 000 Kriegsheimkehrer genutzt wurde, ein Raub der Flammen. Ein nicht bewachtes Maifeuer war Schuld daran. Nur der Shell-Tank von 1902 blieb zum Glück erhalten.
(Siehe dazu Bauunternehmen_Kruse_Brunsbüttelkoog#Tank_drohte_zu_explodieren