Geplante Stromleitwerke in der Elbe 1939
Ende der 1930er Jahre war – neben der Kanalerweiterung (Geplante Kanalerweiterung 1939) auch ein großer Eingriff in die Strömungsverhältnisse der Elbe geplant.
Folgender Artikel ist - bis auf einige ausgelassene, nationalsozialistische Attribute - original aus der Brunsbüttelkooger Zeitung vom 24.02.1939.
Riesendämme bei Brunsbüttelkoog und Cuxhaven
Schiffahrt erfordert Vertiefung der Unterelbe
Bau von 2 je 9km langen Leitdämmen
6 – 8 Jahre Bauzeit
Einsatz von 1000 Arbeitern
Gewaltige Baustoffmengen erforderlich
Der Strom soll durch 2 je 9 km lange, gewaltige Stromleitwerke in seiner Führung soweit verbessert werden, daß das nach seiner Natur überhaupt erreichbare Höchstmaß an Fahrwassertiefe und Breite sowie an Selbsträumungsvermögen erreicht wird.
Bei dem Bau der gewaltigen Stromleitwerke handelt es sich um die Verbesserung des Fahrwassers der Unterelbe, das zwar durch die in den letzten Jahren erfolgreich ausgeführte Regelung zwischen Freiburg und der Ostemündung erheblich verbessert worden ist, mit 10m Wassertiefe aber für die gesteigerten Bedürfnisse der Großschiffahrt nicht mehr ausreicht.
Der eine Leitdamm wird sich von Cuxhaven aus in sanftem Bogen am Fahrwasser entlang in das offene Meer hinausspannen, der zweite beginnt bei Brunsbüttelkoog in der Nähe der Einfahrt zum Kanal und erstreckt sich ebenfalls an der Fahrrinne entlang in Richtung der Elbmündung.
Die beiden Riesenbauten sollen im Zusammenhang mit umfassenden Baggerarbeiten den Elbstrom so lenken und beeinflussen, daß das Fahrwasser sich aus eigener Kraft heraus auf seine größtmögliche Tiefe und Breite erhält und damit allen zukünftigen Ansprüchen der Schiffahrt gerecht wird.
Bei diesen Bauten handelt es sich um die größten Arbeiten dieser Art, die jemals durchgeführt wurden. 800 bis 1000 Arbeiter werden allein beim Bau der Leitdämme unmittelbar eingesetzt, weitere hunderte für die Heranschaffung der gewaltigen Baustoffmengen, die Durchführung der Baggerarbeiten usw. Die Arbeiten sollen bereits mit Beginn günstiger Witterung in Angriff genommen werden. Die Bauzeit wird auf 6-8 Jahre veranschlagt.
Die beiden Leitdämme werden in der üblichen Weise aus Steinschüttung mit Senkstück-Unterlagen hergestellt. Sie erhalten eine Höhe von etwa 1 ½ Meter über Mittel-Niedrigwasser.
Beide Dämme werden also bei Hochwasser nicht sichtbar sein. Der Bau der beiden Leitdämme, der ein Eingriff in die gewaltigen Naturkräfte eines lebendigen Organismus ist, bedeutet ein kühnes Wagnis unserer Strombauer. Er ist aber bei der heutigen Kenntnis der Stromverhältnisse und dem Hochstand der technischen Mittel in jeder Beziehung zu verantworten.
Welche gewaltige Arbeit die 1000 Arbeiter, die bei Cuxhaven und Brunsbüttel in Barackenlagern, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeitsfront vorbildlich gestaltet werden sollen, zu bewältigen haben, besagen folgende Zahlen:
Es sollen 1 Million Tonnen Schüttsteine und 1,5 Millionen Kubikmeter Senkstücke (Buschmatratzen) verarbeitet werden. Das sind nicht weniger als 6000 Kahnladungen Buschwerk und 50 000 Eisenbahnwagen Schüttsteine. Die erstmalige Herstellung des vertieften Stromschlauches wird weiter durch zusätzliche Baggerung von 25 Millionen Kubikmeter Boden unterstützt.
Die Skizze gibt einen Überblick über die Größe des genannten Leitdammes bei Brunsbüttelkoog. Der Strom wird durch diesen Damm in seiner Breite eingeschränkt und die dadurch bewirkte Zusammenfassung des Ebbe- und Flutstroms hat infolge der höheren Stromgeschwindigkeit ein größeres Selbsträumungsvermögen zur Folge. Das Fahrwasser erhält sich dann aus eigener Kraft auf eine größere Breite und Tiefe als bisher. Der Leitdamm bei Cuxhaven schließt sich unmittelbar an die Kugelbake an und läuft in einer schlanken Krümmung über den Mittelgrund in Richtung Scharhörn. Die Endpunkte beider Leitdämme werden nach ihrer Fertigstellung – da die Dämme nur wenig über Mittel-Niedrigwasser hinausragen und bei Flut nicht sichtbar sein werden – durch Leuchtfeuer gekennzeichnet.
Ende des Zeitungsartikels
Am 1. September des gleichen Jahres brach der 2. Weltkrieg aus und die Planungen verschwanden in irgendwelchen Schubladen, wo sie auch nach Kriegsende nicht wieder auftauchten.