Schwebefähre in Brunsbüttel
Projekt Schwebefähre
Aus "Die Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Kanals 1887 - 1914" von K.E.Kaminski
Drei Petitionen an das Preußische Abgeordnetenhaus: Der Landmann Nottelmann, Hohenhörn, bittet um Verbesserung der Fähranlagen über den Kanal bei Hohenhörn. - Die Koogsgemeindevertretung von Brunsbüttelhafen beschwert sich über die Fähranlagen über den K.-W.-Kanal in Brunsbüttelkoog, bittet um Abhilfe und ersucht um Berücksichtigung berechtigter Entschädigungsansprüche. - Die Stahl- und Walzwerke, die chemische Düngerfabrik von Rendsburg, Audorfer Land- und Industriegesellschaft, Amts- und Gutsvorsteher zu Rade beschweren sich über die Betriebsstörungen an der Nobiskruger Fähre. - Die Bauerschaftsvertretung Burg i. Dithmarschen bittet um Einrichtung einer Drehbrücke oder Dampffähre über den Kanal im Zuge der Chaussee Burg und Wilster.
In dem Schlußwort zu diesen drei Petitionen weist der Berichterstatter des Abgeordntenhauses darauf hin, daß die Kanalverwaltung bisher nicht imstande gewesen sei, ihre 1886 zu Protokoll gegebenen Versprechungen zu erfüllen, und die Kommission beschließt auf Antrag des Berichterstatters mit allen gegen eine Stimme:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter Anerkennung der Tätigkeit der Kanalverwaltung, Mißstände bei den Fähranlagen über den K.-W.-Kanal zu beseitigen, jedoch im Interesse der berechtigten Klagen der Antragsteller die Eingaben der Königlichen Staatsregierung zu überweisen, daß sie bei der Reichsregierung die Abstellung der Klagen nachdrücklichst befürwortet.
Aus der Erklärung des Reichskommissars Geh. Oberregierungsrat v. Jonquieres:
Halte die Kanalverwaltung Dampffähren für nicht verwendbar, so sei sie andererseits jetzt dem Gedanken der Schwebefähren, wie sie bei Rouen, Bilbao und Bizerta in Gebrauch seien, nähergetreten, weil diese ein von den Eisverhältnissen völlig unabhängiges Beförderungsmittel darstellen. Um die technische Durchführbarkeit und die Höhe der Kosten solcher Einrichtungen an einzelnen Stellen des Kanals festzustellen, sei die Aufstellung eines Projektes für Brunsbüttelkoog angeordnet. Nach den vorläufigen Schätzungen würden indessen die Kosten sich voraussichtlich so hoch stellen, daß die Ausführung ohne finanzielle Heranziehung der Interessenten kaum zu erwarten sei. Gegen den Bau von Dampffähren argumentierte bereits einen Monat vorher im Herrenhaus Staatssekretär Graf Posadowsky:
Nur eins will ich bemerken, daß die Frage der Einrichtung einer Dampffähre eingehend geprüft und daß man auch im Preußischen Arbeitsministerium zu der Überzeugung gekommen ist, daß bei einer Breite des Niveaus von 66 Metern bei der Fähre eine Maschinenkraft zur Anwendung gelangen müßte, die in der erforderlichen Stärke für diese Strecke gar nicht entwickelt werden könnte; es würde die Befürchtung naheliegen, daß gerade mit der Dampffähre die Gefahr von Unfällen verbunden sein könnte, wenn die Fähre mit zu großer Fahrt auf das jenseitige Ufer auffährt.
Der Artikel aus der Kanal-Zeitung 1905 weist auf die schlechten Zustände der Fähranlagen Brunsbüttel, Ostermoor und Burg hin, worauf seitens der Staatsregierung eine Abhilfe z.B. in Brunsbüttel durch den Bau einer Schwebefähre in Aussicht gestellt wurde.
Der Plan kam allerdings nie zur Ausführung, da bereits gegen Ende 1905 eine größere Erweiterung des Kanals und der Bau neuer, größerer Schleusen in Planung war (Bau der Neuen Schleuse Brunsbüttel).
Der im Jahre 1877 geborene Otto Franzius, ein deutscher Ingenieur für Wasserbau, erhielt 1903 den „Schinkelpreis“ für seinen Entwurf einer Schwebefähre über den Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Brunsbüttel.
Dieser Entwurf sah eine Schwebefähre am damaligen Fähranleger Brunsbüttel vor und zwar zwischen dem Anleger der Haupt- und dem der Nebenfähre (s. linker Plan).
Ein Vergleich der beiden oberen Pläne läßt die geringe Erweiterung des Kanalquerschnittes erkennen. In sein Konzept hat Franzius detaillierte Planungen der Fundamentierung, des Fährgerüstes incl. konstruktiver Einzelheiten und sogar das dann nötige Haus für einen „Fährmeister“ eingebunden. Auch die gesamten statischen Berechnungen hatte er gefertigt.
Die Pläne der Schwebefähre sind vom Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin
Pläne der Anlage
Übersichtsplan 1903
Ludwig und Otto Franzius
Otto Franzius, geb. 30. Mai 1877 in Bremen, war der Neffe des am 1. März 1832 geborenen Ludwig Franzius. Ludwig hat als Wasserbau-Ingenieur beispielsweise die Weserkorrektion geplant und durchgeführt. Nach ihm wurde aufgrund seiner Leistungen ein fiskalischer Saugbagger in Bremerhaven benannt.
Quelle:Wikipedia