Bau der Eisenbahnhochbrücke Hochdonn
Daten und Geschichte
Anfang 1895 wurde die Eisenbahn-Drehbrücke bei Taterpfahl (heute Averlak) in Betrieb genommen. Etwas später, im Juni erfolgte die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals. Doch schon nach wenigen Jahren stellte sich heraus, daß Kanal und Schleusen dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen waren.
Für die „Marschenbahn“ mußte daraufhin eine neue Möglichkeit gefunden werden, den Kanal zu queren, da die Tragfähigkeit des Untergrundes an der jetzigen Stelle für eine Brücke nicht ausreichend war. Außerdem wäre der Transport von Erdmassen für einen Damm äußerst beschwerlich und teuer. Ca. 12 km nordöstlich wurde mit Hochdonn bei Burg ein Ort mit günstigeren Bodenverhältnissen gefunden. Dadurch erhielt die Marschenbahn eine vollständig neue Linienführung.
Im Jahre 1913, nachdem man eine von drei in Betracht kommenden Trassen ausgewählt hatte, wurde schließlich mit dem Bau einer Brücke aus Stahl begonnen. Fertiggestellt wurde die Brücke 1919, nachdem der 1.Weltkrieg für entsprechende Verzögerungen gesorgt hatte.
Die Inbetriebnahme erfolgte am 1.6.1920.
Daten der Eisenbahnhochbrücke:
- Länge – 2218m
- Durchfahrtshöhe – 42m
- Größte Höhe – 56,38m
- Hauptspannweite – 143,10m
- Länge des Schwebeträgers (Brückenelement über dem Kanal) – 121,03m
- Gewicht des Schwebeträgers – ca.1000t
- Länge des Führungsträgers – 67,20m
- Gewicht des Führungsträgers – ca. 60t
- Gewicht der gesamten Stahlkonstruktion – 14.745t
- Anzahl der Nieten – ca. 5 Millionen
- Gesamtbelastung eines Brückenpfeilers – 1500t
- Gesamtkosten – ca. 6,5 Millionen Mark
- Gesamt-Anstrichfläche für Konservierung - knapp 220 000m² (22 ha)
Der Erbauer Friedrich Voß
Verantwortlicher Ingenieur war der damalige Leiter des Brückenbauamtes des Kaiser-Wilhelm-Kanals, Friedrich Voß. Er war ebenfalls der Erbauer der „Prinz-Heinrich-Brücke“ in Holtenau (abgerissen 1992) sowie der Eisenbahn-Hochbrücke Rendsburg. 1922 wurde ihm von der Technischen Hochschule Braunschweig der Ehrendoktortitel verliehen. Einen Tag nach seinem Tode am 3. März 1953 erhielt Friedrich Voß das Bundesverdienstkreuz.
Nach ihm wurde ein Bereisungsschiff der Wasser- und Schiffahrtsdirektion benannt.
Der Bau der Brücke
Am Bau beteiligte Firmen:
- Stahlbau – Brückenbaufirmen Louis Eilers Hannover und Dortmunder Union
- Betonfundamente für die Stützen der Kragträger – Fa. Kruse und Dethlefs aus Wilster
- Grundwasserabsenkung und Druckluftgründungen - Kieler AG Habermann und Guckes
- Baggerarbeiten – Polensky und Zöllner
Die Brückenbaufirma Louis Eilers hat sich für einige Jahre auf der Nordseite Hochdonns in der Nähe der Fährstelle einen Lagerplatz eingerichtet.
Der Bau der Eisenbahn-Hochbrücke begann 1913 (nachdem die endgültige Trasse festlag) mit der Grundwasserabsenkung und den Gründungsarbeiten der Baufirma Habermann und Guckes AG.
Bereits 1914 konnte mit der Erstellung der Fundamente für die Kragträger begonnen werden. Der für den Damm benötigte Sandboden wurde zwischen Wacken und Gribbohm entnommen.
Die Bautätigkeiten (1913 bis 1919) fielen in der Hauptsache in die Zeit des 1. Weltkrieges (1914 bis 1918), so daß ebenfalls Kriegsgefangene (vorwiegend Russen) zu den Arbeiten herangezogen wurden.
Nach Fertigstellung der Stahlkonstruktionen beiderseits des Kanals wurde auf der Nordseite mit dem Bau eines Schwebeträgers – und auf der Südseite mit dem Bau eines Führungsträgers begonnen. Außerdem wurden zwei Prahme mit je 750t Tragkraft miteinander verbunden und ein Tragegerüst darauf montiert.
Am 8.August 1919 war es dann so weit. Der Führungsträger wurde mit Hilfe eines Schwimmkranes zum Schwebeträger gezogen und mit diesem verbunden. Dann wurde der vorher mit 1200 m³ Wasser ballastierte Prahmponton unter den Schwebeträger geschoben. Durch gleichmäßiges Abpumpen des Ballastwassers hob sich das Tragegerüst und der Schwebeträger löste sich langsam von seinem Lager. Dann wurde mit vier 5t-Winden und einer 12t-Sicherheitswinde das Konstrukt Führungsträger-Schwebeträger in ca. 1 Stunde von Hand herübergezogen. Nachdem der Schwebeträger drüben und abgesetzt war, wurde der Ponton (er hatte währenddessen 800 von insgesamt 1000t des Schwebeträgers übernommen) wieder ballastiert und konnte unter der Brücke herausgezogen werden.
Die Schiffahrt wurde für ca. 12 Stunden unterbrochen.
Ansichtskarten vom Bau der Eisenbahnhochbrücke
Die folgenden Ansichtskarten wurden freundlicherweise von dem Brunsbütteler Sammler Uwe Borchers zur Verfügung gestellt.
Zeitungsartikel
02.04.1913 Kanal-Zeitung 1913
23.07.1913 Kanal-Zeitung 1913
06.06.1914 Kanal-Zeitung 1914
17.06.1914 Kanal-Zeitung 1914
3.10.1914 Kanal-Zeitung 1914
26.10.1914 Kanal-Zeitung 1914
25.10.1916 Kanal-Zeitung 1916
Die Brücke in den Jahren 1920-1950
Die Brücke in den 1950er-Jahren
Die Brücke in den 1960er-Jahren
Die Brücke in den Jahren 1970 bis heute
Luftaufnahmen