Ditmarsia

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das heutige Logenhaus in Brunsbüttel
Logenhaus in Marne
Von den Nazis beschlagnahmt.
Zur Geschichte der Brunsbütteler Loge "Ditmarsia"
Das Bijou der Loge Ditmarsia, entworfen von Jens Rusch
27.04.1929
Vier Altstuhlmeister, darunter die Brunsbütteler Willi Hansen, Wolfgang Dahme und Siegfried Baumann
Altstuhlmeister Bruder Klaus-Dieter Mielke

Die Geschichte der Loge

Ihren Ursprung hat die Freimaurerei in Dithmarschen in der 1796 in Altona gegründeten Loge "Carl zum Felsen". Sie zählte Mitte des 19. Jahrhunderts ca. 250 Mitglieder, die zum Teil weite Anreisen in Kauf nehmen mussten und so den Wunsch entwickelten, eigene Logen zu gründen. Deshalb stifteten Felsenbrüder zunächst 1867 die Loge „Wilhelm zum gekrönten Anker“ in Glückstadt (heute in Itzehoe). Hieraus entstand 1881 die Loge "Ditmarsia" in Marne, aus ihr wiederum 1930 die Loge "Georg zur Dithmarscher Treue" in Heide.

Die dunkle Zeit

Im Zuge der nationalsozialistischen "Politik" mussten dann 1935 allerdings alle Logen in Deutschland geschlossen werden. Bekennende Freimaurer waren politischer Verfolgung ausgesetzt. Erst im Jahre 1948 wurde die Heider Loge dann wiedereröffnet. Sie besteht aktuell aus knapp vierzig Mitgliedern, die sich regelmäßig zu rituellen Arbeiten im Logenhaus treffen. Hier arbeiten sie daran, altes freimaurerisches Gedankengut zu erhalten und zu vertiefen. Im Mittelpunkt steht hierbei die Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.

Im Jahre 1976 wurde dann in Heide in der Feldstraße zusammen mit der dortigen "Druidenloge" das Logenhaus erbaut, zum großen Teil durch die Selbsthilfe der Brüder.

Festschrift

Festschrift zum 125ten Stiftungsfest

Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 125-jährigen Bestehens der "Ditmarsia" ist eine Festschrift herausgegeben worden, die hier heruntergeladen werden kann: → Festschrift zum 125ten Stiftungsfest

Textauszug aus der Festschrift:

Zeitläufe, die wir uns in Bezug auf eine unausgesetzte Logentätigkeit als ideal vorstellen, kann man sicherlich ohne Abstriche als "erwünschte Kontinuität" bezeichnen. Über Jahrhunderte hinweg wäre das aber ganz sicher ein Novum und würde kaum einem natürlichen Kriterium entsprechen. Unsere Welt wird durch ständige Anpassungen an veränderte Situationen und Grundbedingungen bestimmt. Das Yin und Yang fernöstlicher Philosophien entspricht auf wunderbare Weise dem Pulsschlag von Ebbe und Flut in unserer Küstenregion - entspricht dem Pendelschlag des Werdens und Vergehens im gesamten Kosmos. Zum 125jährigen Bestehen der Johannisloge DITMARSIA Das hat die Geopsyche der Menschen hier so sehr geprägt, daß hanseatische Kaufleute daraus sogar eine ihrer markigen Philosophien entlehnten: "Kaufmannsgut kennt Ebbe und Flut". Der Gezeitenwandel als Miniaturkonzept eines kosmischen Werdens und Vergehens hat als Urprinzip große Religionen geprägt, das Yin und Yang des Buddhismus ebenso, wie den Dualismus der Katharer und Waldenser. Für das Logenleben würde das im schlechtesten Sinne ebenfalls ein Auf und Ab bedeuten. Eine naturgewollte Diskontinuität- in Bezug auf Mitgliederzahlen, wirtschaftliche Stabilität oder Motivation der Mitglieder vielleicht.

Grußwort Logenmeisters


„Meine lieben Brüder“, am 18. Februar 2006 begehen wir feierlich den Gründungstag unserer Johannisloge „Ditmarsia“, die am 17. Februar 1881 in Marne gestiftet wurde. Bei dem Rückblick, zu dem ein 125. Stiftungsfest ein verpflichtender Anlass ist, gedenken wir in Dankbarkeit aller Brüder der Freimaurerloge „Ditmarsia“ die auch in schwierigen Zeiten den Bestand unserer geliebten Johannisloge über eine so lange Zeit erhalten haben. Damit dieses auch für die Zukunft so bleiben wird, wünschen wir der Loge weiterhin den Geist der Liebe, der Eintracht und des Friedens. Werden wir nicht müde in dem Streben nach den Idealen in der Freimaurerei, denn wir alle wissen, dass wir der Freimaurerei nicht nur den stillen Raum des Tempels verdanken, in dem wir für die unruhigen Forderungen unseres Alltages Ruhe gewinnen und Kräfte sammeln können, sondern wir verdanken ihr auch die von uns allen so gewünschte herzliche Brüderlichkeit. Es gibt nur wenige Plätze auf der Welt, die uns so reich beschenken können, wie die stillen Räume in unseren Tempeln. Nutzen wir weiterhin die Loge, als Werkstatt unseres drf.gr. Baumeisters d. g. Welt, um das ein jeder auf seine Art als Mitarbeiter oder nur als Handlanger dazu beiträgt, dass wir unser gemeinsames Ziel erreichen werden. Wenn wir uns außerdem darauf besinnen, was insbesondere der christliche Zweig der Freimaurerei uns geben kann, dann werden wir feststellen, dass in erster Linie die christliche Einstellung das Fundament für unsere Arbeit am rauen Stein ist. Die Loge ist ein Bauplatz Gottes, aber gewiss nicht der einzige. Die Kirche und die Kunst, die Wissenschaft und die Kultur, die Weltgeschichte und die persönlichen Schicksale sind Orte, wo er wirkt. Aber auch wir haben den Glauben und die Zuversicht, dass unsere Loge durchaus in die Reihe dieser Lebenswerte gezählt werden darf. Eine Rangordnung wollen wir aber nicht aufstellen, nur daran uns dankbar freuen, das die Johannisloge „Ditmarsia“ zwar einerseits geschichtliche Stiftung, aber auch anderseits Bauplatz Gottes ist.

Klaus-Dieter Mielke Alt-Logenmeister

Galerie

Einmalige Spende

Kontakt

Die Loge "Ditmarsia", zunächst in Marne begründet, wurde nach der "dunklen Zeit" am 3. Mai 1949 in Brunsbüttel wiedererrichtet, wo sie bis heute besteht. 2003 bezogen die "Ditmarsen" ihr schönes, neues Logenhaus am Theodor-Heuss-Ring 7 in Brunsbüttel.

Eine weitere Loge existiert sieben Kilometer von der "Ditmarsia" in Brunsbüttel entfernt, die Johannisloge "St. Michael" in St. Michaelisdonn.


Das Logenmeister-Portrait "August Emil Hansen "

das Logenmeister-Portrait, gemalt von Hans Gross

Hoch würdiger Meister, würdige und geliebte Brüder


bevor wir gleich dieses wertvolle Gemälde, das dort noch verhüllt auf der Staffelei steht, für den Verbleib in den Räumen der JL Ditmarsia freigeben werden, möchte ich Sie zu einer kurzen, aber wichtigen Zeitreise einladen.

Es ist wichtig, zu wissen, auf welchem Nährboden – in welchem geistigen, wirtschaftlichen und ideologischen Umfeld ein Kunstwerk entstand.

Das ist bei diesem Gemälde vielleicht zweitrangig, denn es stellt primär eine private, eine familiäre Würdigung des Malers Hans Gross an seinen Schwiegervater August Emil Hansen, unseren Mitbruder dar.

Es kann aber durchaus auch eine Auftragsarbeit gewesen sein, denn es ist bekannt, dass August Emil Hansen seinem Schwiegersohn hin und wieder unter die Arme griff.

Ich möchte Bruder Mark Riemann, der in Marne lebt, genau wie seinerzeit der dargestellte Bruder August Emil Hansen, jetzt bitten, einige kurze Informationen zur Person einzubringen und das Bild zu enthüllen.

Wir werden im Anschluss an diese Festarbeit diese Szene kurz für ein Foto wiederholen, dass wir dann der großzügigen Spenderin, der Enkelin des Dargestellten Frau Frauken Grohs-Collinson nach Birmingham / Alabama mit unserem Dank senden werden.

Dieses Gemälde entstand 1926

In der Zeit zwischen zwei Weltkriegen

Eine Zeit, die mit unserer heutigen Saturiertheit wohl kaum zu vergleichen ist. Deshalb fällt es uns auch schwer, nachzuvollziehen, zu welchen Konzessionen, zu welchen Kompromissen die Menschen, die unaufhaltsam ins sogenannte „Dritte Reich“ steuerten, genötigt waren.

Aber selbst heute, im reichen Deutschland, im Frieden und im Wohlstand, gelingt es lediglich zwei Prozent der Kunststudenten, in ihrem Künstlerberuf ein Auskommen zu finden. Sie landen in Designerberufen oder werden Kunsterzieher oder Pädagogen, sogennante „künstlerische Berater“ oder heiraten eine Lehrerin.


Künstler haben heute immer noch das gleiche Berufsrisiko wie Bergsteiger oder Tiefseetaucher.

Lassen Sie sich bitte nicht täuschen von den Meldungen über Riesensummen, die Gemälde auf Auktionen erzielen. Diese Künstler sind alle tot – und für das Publikum besonders wertvoll, wenn sie verhungert sind.

Um also nicht zu verhungern, machten Künstler in schweren Zeiten das, was sie heute ebenfalls machen: Sie malten für Brot und Suppe – besonders, wenn sie eine Familie zu ernähren hatten.

Der künstlerische Impetus muss dabei häufig den Vorstellungen des Empfängers angeglichen werden, oft sogar völlig weichen. Sehr zum Leidwesen des Künstlers – und glauben Sie mir bitte, meine lieben Brüder – ich weiss sehr genau, wovon ich hier rede.

Ich weiss auch, wovon ich rede, wenn ich über die existentiellen Zwänge der Künstler rede, die versuchten, sich und ihre Familien über die schweren Zeiten im dritten Reich hinweg zu retten. Ich musste mich dieser Frage stellen, als ich von der Gustav-Gründgens-Hoffotografin Frau Rosemarie Clausen unveröffentlichte Fotos erbat, und ich muss mich ständig damit auseinandersetzen, wenn ich mich um eine realistische und faire Darstellung des Werkes von Hans Gross bemühe.

Das Verhängnis der Künstler ist, dass sie Spuren hinterlassen. Und noch schlimmer: Dass sie interpretierbare Spuren hinterlassen.

Wie freimütig künstlerische Arbeiten interpretiert werden, und wie unkorrigiert und salopp sie auch heute noch falsch interpretiert werden dürfen, können wir tagtäglich miterleben.

Wie einfach ist es da erst, einen künstlerischen Nachlass in einem beliebigen Lichte erscheinen zu lassen?

Hans Gross lebte in Dithmarschen inmitten eines flächendeckenden Modellversuches. Man nannte es „Neuland“, berief sich auf Goethes Schluss-Szenen in Faust II, wo er in einem „freien Volk auf freien Boden“ das Idealbild des Altersfausts entwickelte und schuf das Bauernideal vom sogenannten „Reichsnährstand“. Ein längst eingedeichter Koog erhielt den Namen „Adolf Hitler-Koog“ und für die allgegenwärtige Indoktrination wurde ein Seminargebäude namens „Neulandhalle“ gebaut.

Dithmarschen war begeistert – und ich wage zu spekulieren, dass das heute nicht viel anders sein würde. Es gab keine Arbeitslosen mehr, denn der „Reichsarbeitsdienst“, bei dem auch mein Vater mitschuftete, wurde beim Deichbau und als Erntehelfer eingesetzt.

Noch wusste ja niemand von Kriegsvorbereitungen und Konzentrationslager, man konnte nichts anderes wahrnehmen, als eben diese augenscheinlich willkommenen Errungenschaften.

In diese flächendeckende Volksbewegung – und nirgendwo war sie flächendeckender als in Dithmarschen – integrierte man auch Regionalkünstler. Das war irgendwie logisch und wird auch heute nicht anders gemacht, auch wenn es sich nur um harmlose touristische und städteplanerische Projekte handelt.

Willi Graba schuf für die Neulandhalle Deichbau-Wandgemälde und Hans Gross freute sich über Aufträge für Plastiken und ein Titelblatt für die Zeitschrift Dithmarschen. Das bedeutete Brot für die Familie.

Zu den Kindern gehörte nun auch bereits Tochter Frauken, die ihren Vater Hans Gross als einen sensiblen, mitfühlsamen Menschen charakterisiert, als intellektuellen Künstler eben.

Und genau so habe auch ich ihn in Erinnerung. Bei meinem Freund Rainer Schmidt, der in seiner Nachbarschaft in Heide wohnte, lernte ich Hans Gross als einen wohlwollenden, sanften Hochbegabten kennen, aber auch als einen leidgeprüften Künstler.

Inzwischen war die dunkle Zeit einem neuen Licht gewichen, aber die bildenden Künstler hatten andere Spuren hinterlassen, als die Heerscharen von Mittläufern im sogenannten „Reichsnährstand“ Dithmarschens. Deren Ernte war längst eingefahren und ernährt auch heute noch unkommentiert so manchen Enkel. Aber über Kraut und Rüben redet man halt weniger, als über ein Hakenkreuz in einer Titelillustration und so mag es denn während der Zeit der „Entnazifisierung“ bisweilen hochwillkommen gewesen sein, von der eigenen Schuld abzulenken indem man den Finger an Andere legte. Bei Schriftstellern war das besonders leicht, denn ihre textlichen Hinterlassenschaften konnte man als schriftgewordene Schuldbekenntnisse interpretieren – ganz gleich, ob es sich um literarische Schöpfungen handelte oder ideologische Manifeste.

Hans Gross wurde in Dithmarschen niemals rehabilitiert.

Eine Ausstellung im Dithmarscher Landesmuseum glich im Tenor einer Anklage gegen die sich der inzwischen verstorbene Künstler nicht mehr wehren konnte.

Selbst die Intervention der Tochter hat daran wenig ändern können und genau aus diesem Grunde bemühe ich mich an dieser Stelle und bei jeder anderen Gelegenheit um eine tolerantere, eine realistischere Bewertung, die als höchstes Maß die künstlerische Qualität bewertet.

Dieses Portrait unseres Bruders August Emil Hansen hat einen langen, einen sehr langen Weg hinter sich, meine Brüder.


Und jetzt befindet es sich dort, wo es hingehört, dort wo sich der Dargestellte 1926 geborgen und unter Seinesgleichen fühlte.

Das Portrait ist vergleichsweise realistisch angelegt, aber die expressive Ausdruckskraft der Arbeitsweise eines Hans Gross, der mit Emil Nolde befreundet war und Anerkennung im Bauhaus-Umfeld fand, ermöglicht ein Empfinden für den Charakter und das Wesen des gezeigten Bruders.

Güte und Milde wird ihm in den Schilderungen seiner Enkelin zugesprochen Und das sind zutiefst freimaurerische Wesenszüge.

Hiermit übergebe ich dieses wertvolle Gemälde zunächst als Dauerleihgabe der Bruderschaft der Ditmarsia. Nach meinem Ableben, so verfüge ich testamentarisch, geht es in den Besitz der Loge über.


Es geschehe also.


Bruder Jens Rusch Johannisfest 2008