Schöpfwerk Alter Hafen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Die „Opfer“ des Schöpfwerkbaus ==
== Die „Opfer“ des Schöpfwerkbaus ==
[[Bild:Friedr.-Ebert-Str-Braake-MJ.jpg|thumb|300px|Unter dem Deiche 5]]
[[Datei:003 (HK) Unter dem Deiche.jpg|thumb|left|300px|Unter dem Deiche 5]]


=== Haus „Unter dem Deiche 5“ ===
=== Haus „Unter dem Deiche 5“ ===
[[Bild:Friedr.-Ebert-Str-Braake-MJ.jpg|thumb|300px|Unter dem Deiche 5]]


Die Gemeinde [[Brunsbüttelkoog]] hatte im Jahr 1926 einen Gendarmerieposten in dem Neubau „Unter dem Deiche 5“ eingerichtet.  Ab 1945 wurde dieser der staatlichen Schutzpolizei angegliedert.
Die Gemeinde [[Brunsbüttelkoog]] hatte im Jahr 1926 einen Gendarmerieposten in dem Neubau „Unter dem Deiche 5“ eingerichtet.  Ab 1945 wurde dieser der staatlichen Schutzpolizei angegliedert.

Version vom 13. November 2023, 17:11 Uhr

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Uwe Möller, Tel. 04852 2189, mail: Gabuwe@t-online.de

An dieser Stelle herzlichen Dank
an Ute Hansen vom Stadtarchiv Brunsbüttel für Zeitungsartikel, Werbung und Daten aus dem Gewerberegister,
an Rainer Förtsch für seine fantastischen Luftaufnahmen,
an Uwe Borchers, Dieter Ausborm, Bernd Schmidt, Helga Jungklaus, Günter Remmers, Karl Martin, Heinz Lewerenz, Manfred Janke, Manuela Kramer, Norbert Wenn, Peter Umland, Petra Egge, Rainer Dürr, Reimer Schlichting, Uwe Niekiel, Jürgen Ehlert, Jürgen Stange, das WSA-NOK und die Brunsbütteler Zeitung für Daten, Unterlagen, Postkarten, Fotos, Zeitungsartikel und sonstige Unterstützung.

Textquellen: Chronik des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen Band I, 200 Jahre Brunsbüttel-Eddelaker-Koog von John Jacobsen, Brunsbüttelkooger Zeitung, Stadtarchiv Brunsbüttel

künstliche Braakekrümmung (Neuer Hafen)

Geschichtliches

In der Zeit vor der großen Flut von 1717 war der Deich bedeutend näher am Elbeufer. Auch damals hatte man Entwässerungsmöglichkeiten für die Braake (damals noch „Eddelfleth“), auf die hier mangels Daten nicht weiter eingegangen werden kann.
In einer fürstlichen Erklärung aus dem Jahre 1656 heißt es u.a.
“ … die gesamten Teiche (Deiche), Dämme, Schleusen, Wasserleitungen, Wege und Stege in einem solchen guten Zustand bringen, daß das Land versichert das Wasser loswerden könne“.
(Quelle:Chronik des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen Band I)

In einem späteren Schreiben des dänischen Königs heißt es u.a.:
“Wir Christian VII., von Gottes Gnaden König zu Dänemark …… die in dem Jahre 1717 bei der damaligen Ueberschwemmung durch Einreissung einer Schleuse unglücklicherweise enstandene große Braake, …“
(Quelle:200 Jahre Brunsbütteler-Eddelaker-Koog von John Jacobsen)

Am jetzigen Alten Hafen wurde nach der Schließung des Deiches 1762 die erste Entwässerungsschleuse gebaut. Der Plan oben zeigt, daß für diesen Schleusenbau extra eine künstliche "Braakekrümmung² hergestellt wurde (blau eingefärbt, als „Neuer Hafen“ bezeichnet), da der Untergrund des alten Braakebettes nach den verheerenden Fluten zu weich war. Heute ist das unser Alter Hafen.
Von ca. 1721 (Fertigstellung des Soldatendeiches) bis 1762 war eine Schleuse dort, wo die Braake die Westerbütteler Straße kreuzt.

1906 – Aus einem Artikel der Kanal-Zeitung geht hervor, daß die beiden hölzernen Schleusen vor der Ausmündung des Fleths (Braake) in den Hafen durch eine größere und massivere Steinschleuse ersetzt werden soll.

Im Zusammenhang mit Deichverstärkungen von 1906 bis 1910 wurde am Alten Hafen 1907 ein neues Entwässerungssiel errichtet (Quelle: „Chronik des Deich- und Hauptsielverbandes Dithmarschen“ -Band 1).

18.08.1931 – Bau eines Schöpfwerkes und Hafenausbaggerung aus Kostengründen vorläufig zurückgestellt

Alte Entwässerungsschleuse

Bis zur Fertigstellung des Schöpfwerkes konnten die Braake und die angrenzenden Ländereien, Flethe und Gräben über einen handbetätigten Sperrschieber (Schleuse) nur bei Ebbe entwässert werden. Das führte natürlich bei entsprechender Windrichtung und vor allem bei Sturmfluten zu langanhaltenden Überschwemmungen der Ländereien.

Sperrwerk Alter Hafen

Einbau Seedeichschleusentore 1949

Im Jahr 1949 wurden im Auftrag der Vierschleuseinigung von der Firma Carl Johannßen (Läden_in_Brunsbüttel-Süderstraße#Carl_Johann.C3.9Fen) neue Seedeichschleusentore eingebaut.

1955 wurde auf dem alten Sielfundament über die Anlage ein Schleusenhaus gebaut.

Die Planung des „Groß-Schöpfwerks"

Nachcolorierte Planungsskizze aus der BZ von 1959

Die an der Westküste vorherrschenden westlichen Windrichtungen drücken das Nordseewasser in die Elbe und somit auch in den Alten Hafen. Durch den Bau eines Schöpfwerkes könnte man tideunabhängig entwässern.
Im Dezember 1954 wurde ein Betrag von 10 000 DM für die Projektierung eines Schöpfwerks zur Verfügung gestellt. Die Kosten für das gesamte Projekt wurden mit 2,3 Millionen DM veranschlagt. Darin enthalten waren auch der Vorfluterausbau und die zwangsläufige Erneuerung einiger Flethbrücken.
Bei Verwirklichung des Baues würde eine Fläche von ca. 10 000 Hektar entwässert werden.
Im Sommer 1956 beschlossen die Sielverbände Helse, Brunsbüttel-Eddelaker-Koog, Kattrepel und Eddelak (Vierschleuseinigung) den Bau des Schöpfwerks. Bei der Befragung waren 57,5 % der Mitglieder dafür und 21,1 % dagegen. Da 21,4 % der Mitglieder nicht anwesend waren, wurden diese Stimmen laut Satzung der Mehrheit hinzugerechnet.

Die Mehrbelastung der Bauern durch Erhöhung der Deichabgaben würde durch zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung der bisher häufig überschwemmten Gebiete mehr als wett gemacht.

Die Entwässerung der Braake war bis zum Bau des Schöpfwerkes einzig durch Öffnen der Entwässerungsschleuse möglich – und das nur dann, wenn die Tide es zuließ. Das war im Durchschnitt nur 3,6 Stunden pro Tag möglich. Die Entwässerungsschleuse schaffte im Durchschnitt pro Stunde 144 000 Kubikmeter Wasser, so daß in diesen 3,6 Stunden rund 500 000 Kubikmeter entwässert werden konnten. Die Pumpen des Schöpfwerks haben eine Pumpleistung von 54 000 Kubikmetern pro Stunde, könnten aber ständig – auch bei Flut – pumpen. So stehen den 500 000 Kubikmetern der Schleuse die rund 1,3 Millionen Kubikmeter pro Tag des Schöpfwerks gegenüber. Bei Einsatz beider Entwässerungsmöglichkeiten kommen wir auf eine tägliche Entwässerungsleistung von 1,8 Millionen Kubikmeter.

So glaubte man sich auf der sicheren Seite.

Nebenstehender Plan gibt eine Übersicht über das gesamte Bauvorhaben und den zukünftigen Bootsplatz.

Detailliertere Angaben können den Artikeln der Brunsbüttelkooger Zeitung entnommen werden.

Foto 1959

Der Bau des Schöpfwerks

Seit Herbst 1959 wurde ununterbrochen für den Schöpfwerksbau gearbeitet. Die beim Bau anfallende Erde sollte dazu dienen, eine Wurt für die neu zu erstellende Segleranlage aufzuschütten. Um einen tragfähigen Untergrund für den Bau des Schöpfwerks zu gewährleisten, wurden 18m lange Betonpfähle gerammt. Die Gesamtbelastung des Untergrundes beläuft sich auf ca. 13 500t. Im März 1961 wurde Richtfest gefeiert und Ende des Jahres konnte das Schöpfwerk in Betrieb genommen werden.

Zeitungsartikel

Die “neue Braakebrücke"

Hauptsächlich für die Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße und der Langen Reihe wurde 1959 für die Zeit des Schöpfwerkbaues extra eine Füßgängerbrücke, bestehend aus Stahlträgern mit Holzbohlenbelag, erstellt. Zunächst hatte die Stadt vor, nach Beendigung der Baumaßnahme die Brücke zu kaufen, es ist aber nicht passiert. In der zweiten Hälfte der 1960er wurde sie wieder abgerissen.

Bau der neuen Braakeschleuse

Schöpfwerk und Pumpenhäuschen 1961

Nachdem 1961 das Schöpfwerk in Betrieb war, konnte der nächste Schritt vollzogen werden: Der Bau einer neuen Braakeschleuse (Siel).
Obwohl das Schleusenhäuschen erst 1955 gebaut wurde, mußte es dem kompletten Neubau der Braakeschleuse weichen. Die Notentwässerung war jetzt durch die Inbetriebnahme des Schöpfwerks gewährleistet.
Vor Beginn der eigentlichen Arbeiten mußte die 1955 bereits teilweise abgerissene Panzersperre komplett verschwinden (siehe Abschnitt „Die Panzersperren“).

Auf dem Foto rechts sieht man das Schleusenhäuschen noch rechts neben dem Schöpfwerksgebäude, es wird sich nach Fertigstellung direkt am Schöpfwerksgebäude befinden.

Die Panzersperren

Die Panzersperren in Brunsbüttelkoog

Wie in vielen anderen Städten so standen auch in Brunsbüttelkoog Relikte aus der Zeit des „Tausendjährigen Reiches“ in Form von Panzersperren aus Stahlbeton. Eine stand beim Sperrwerk "Unter dem Deiche", eine versperrte in der Nähe von der ehemaligen Commerzbank (Koogstraße 24-26) die Koogstraße, eine weitere steht zum Teil immer noch am Deich Altenhafen nahe der ehemaligen Ebsen-Werft.

Panzersperre Koogstraße

Die Panzersperre in der Koogstraße wurde im Juli 1950 abgerissen (siehe Bild rechts und Artikel der Brunsbüttelkooger Zeitung 1950). Fotos davon sind leider nicht vorhanden.

Panzersperre soll verschwinden-1955, Artikel vom 07.05.1955
Panzersperre soll verschwinden-1955, Artikel vom 21.05.1955

Panzersperre beim Schöpfwerk

Bei der Panzersperre beim Schöpfwerk (damals im Volksjargon auch „Chinesische Mauer“ genannt) wurde das Stück von der Braake (Fleth, Fleeth, Fleet) bis an den Deichrand bereits 1955 weggestemmt, um den Straßenverkehr nicht weiter zu beeinträchtigen. 1961, nach Fertigstellung des Schöpfwerks und Beginn des Neubaus der Entwässerungsschleuse, wurde der Rest abgerissen.

Panzersperre Altenhafen

Diese Panzersperre steht heute noch zum großen Teil, sie ist allerding stark bewachsen.

Einweihung des Schöpfwerks und der Braakeschleuse

Einweihung 11.10.1963

Nach 4 Jahren Bauzeit und einem Kostenvolumen von – laut Zeitung – ca. 4 Millionen DM war es endlich so weit, das Projekt Schöpfwerksbau im Zusammenhang mit Erneuerung der Braakeschleuse war fertiggestellt.
Das "Gesamtwerk" wurde am 11.10.1963 eingeweiht.

Die „Opfer“ des Schöpfwerkbaus

Unter dem Deiche 5
Unter dem Deiche 5

Haus „Unter dem Deiche 5“

Die Gemeinde Brunsbüttelkoog hatte im Jahr 1926 einen Gendarmerieposten in dem Neubau „Unter dem Deiche 5“ eingerichtet. Ab 1945 wurde dieser der staatlichen Schutzpolizei angegliedert.
In späteren Jahren bewohnte der Stadtinspektor Hermann Wohld das Gebäude.
Für den Bau des neuen Schöpfwerkes mußte die Braake verbreitert werden, um einen ausreichenden Einlauf für die Pumpen zu schaffen. Aus diesem Grund mußte das Haus weichen.

Alter Bootsplatz Friedrich-Ebert-Straße

Die SVB (Seglervereinigung Brunsbüttel) hatte zur damaligen Zeit ihren Bootsliegeplatz (Winterlager) mit einer kleinen Slipanlage in der Friedrich-Ebert-Straße bei dem Haus, das abgerissen werden mußte.
Die Mitglieder des SVB konnten dort ihre Boote zum Überwintern lagern. Im Jahr 1933 kostete ein Bootsliegeplatz dort beispielsweise 34 Reichsmark. Als Clubheim und Unterrichtsmöglichkeit hatte man ein kleines Holzhäuschen, die “Grüne Bude”, errichtet.
Um die Boote ins Winterlager oder im Frühjahr auf die Elbseite zu bringen, mußten gleiche Wasserstände in Braake und Elbe abgewartet werden. Dann wurde die Entwässerungsschleuse geöffnet und man konnte “durchschippern”. Die Masten durften natürlich nicht mehr stehen.

Die Genehmigung des Schöpfwerkbaus war das Ende dieses Winterlagers.

Luftaufnahmen

Luftaufnahmen im Zuge der Deicherneuerung

Die folgenden 12 Aufnahmen sind vom bereits verstorbenen Hobbyflieger und - fotografen Rainer Förtsch.

das 2. Schöpfwerksgebäude

Schöpfwerke überfordert?

Wie der nebenstehende Zeitungsbericht vom 29.10.1998 zeigt, schafften die Schöpfwerkspumpen es nicht immer, die anstehenden Wassermassen in die Elbe zu pumpen. So ist es nachvollziehbar, daß im Zuge der Deicherneuerung auch noch ein zusätzliches Schöpfwerksgebäude geplant war.

Der Pumpenauslaß

Info: 1966 wurde aus der Vier- die Fünfschleuseinigung. Zu den Sielverbänden Helse, Brunsbüttel-Eddelaker-Koog, Kattrepel und Eddelak kam jetzt noch Brunsbüttelkoog dazu.

Sperrwerk Bellmer Fleth

Da von der Deicherneuerung auch die Entwässerungsschleuse des Bellmer Fleths betroffen war, hier einige Worte und Fotos dazu.
1948 wurde von der Firma Carl Johannßen (Läden_in_Brunsbüttel-Süderstraße#Carl_Johann.C3.9Fen) die Absperrung (Verlat) Braake-Bellmer Fleth erneuert. Die entsprechenden Fotos aus dem Jahr 1948 wurden von der Tochter des Unternehmers, Luise Kolberg, zur Verfügung gestellt.
Anfangs war diese Schleuse offen und wurde von Hand betätigt, später baute man, wie auch bei der Entwässerungsschleuse Alten Hafen, ein Schutzhaus darüber. Zusätzlich elektrifizierte man die Betätigung der Schleuse (Siel).

Nach Fertigstellung der neuen Entwässerung wurde das Haus abgerissen (siehe Luftbild aus dem Jahr 2017 weiter unten).

Aktuelle Fotos und Zeitungsberichte

Artikel vom 29.08.2023

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