Willi H. Lippert: Unterschied zwischen den Versionen

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== Vernissage am 01.10.2023 im Heimatmuseum Brunsbüttel ==
== Vernissage am 01.10.2023 im Heimatmuseum Brunsbüttel ==


[[Bild:Lippert Enkel und Urenkel-Jutta Plambeck.jpg|thumb|450px|left|Enkel und Urenkel Lipperts mit Jens Rusch, Foto Plambeck]]
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https://familienwappen-ortswappen.de/der-kunst-wegen-nach-brunsbuettel/
https://familienwappen-ortswappen.de/der-kunst-wegen-nach-brunsbuettel/
== Die Laudatio ==
== Die Laudatio ==
'''„Everybody dies famous in a small town“'''
'''„Everybody dies famous in a small town“'''

Version vom 3. Oktober 2023, 17:49 Uhr

Quellen: Kunstbüttel, Stadtarchiv Brunsbüttel, https://familienwappen-ortswappen.de/der-kunst-wegen-nach-brunsbuettel/, Heinz Lewerenz, Uwe Borchers, Manfred Janke,Ute Pohl, Wikipedia

Diese Seite wurde von Helge Bösenberg und Jens Rusch auf Dithmarschen-Wiki erstellt und von Uwe Möller auf Brunsbuettel-Wiki übertragen und erweitert.

Künstlername W.H. Lippert Geburtsname Willi Horst Otto Lippert (Spitzname „Horsa“) Kurzbeschreibung deutscher Kunstmaler, Bildhauer, Grafiker, Numismatiker und Heraldiker

Biographie

W.H.Lippert 1950er
Selbstbildnis
Wappen Familie Lippert


  • Geboren 12. November 1898 in Rathenow
  • Ostern 1905 eingeschult, Notabitur
  • 1915 Eintritt in die Kaiserliche Marine, Ausbildung zum Funker
  • 1918 Studium an der Kunstakademie Berlin bei Professor Arthur Kampf. Daneben belegte er noch die Fächer Psychologie und Musik. Im Leichenkeller mußte er den Medizinstudenten beim Sezieren zusehen, um die Anatomie für seine bildhauerische Ausbildung zu erlernen. Schüler von Professor Lederer an der Kunstakademie in Dresden. Das Geld fürs Studium verdiente er mit der Gestaltung von Notgeld für fast alle schlesischen und pommerschen Städte.
  • 1920 entstehen erste Federzeichnungen.
  • Bis 1922 Notgeldentwürfe für 10 weitere Städte
  • 1922 Nach dem Studium baute sich Lippert ein eigenes Atelier aus Holz. Hier lebte und arbeitete er. Die im impressionistischen Stil gemalten Bilder brachten ihm von Berliner Kunstkritikern ein sehr hohes Lob ein. Schaffung mehrerer Portraits in Temperamalerei, „Horsa“ lernt seine spätere Frau kennen
  • 1924 eigenes Atelier auf väterlichem Grundstück
  • 1924 - 1932 aktive Schaffenszeit, viele Malereien und auch auch Bildhauerarbeiten. Heute sind noch zwei Skulpturen bekannt, ein halb-lebensgroßer, weiblicher Akt steht mit Einschußlöchern in Bauch und Oberschenkel vor dem Krankenhaus in Rathenow und „der ruhende Pilgerer“, der auf dem Friedhof von Melsungen steht.
  • Die Nazi-Zeit kündigte sich an, Lippert fand Zugang zum antinazistischen Kreis „Der Mittelpunkt“ (später „Gruppe 32“)
  • 24.12.1932 heiraten „Horsa“ und „Bärle“
  • 1933 wurde Lippert in das Konzentrationslager Oranienburg gebracht, wo er „Lagergeld“ entwarf. Nach kurzer Zeit wurde er nach Intervention seiner Frau wieder entlassen, angebliche Verwechslung
  • 1933 weitere Portraits, Bilder von Bauten und Landschaften in verschiedenen Techniken
  • 1936 Fertigstellung seines Ateliers nach eigenen Entwürfen
  • 1939 Geburt eines Sohnes
  • 1940 Einberufung zum Militär, zunächst nach Quickborn bei Burg/Dithmarschen, später zur Batterie Friedrichshof bei Hopen
  • 1945 Im Januar wurde er zur Batterie Mühlenstraßen verlegt, hier erlebt er das Kriegsende
  • 1946 „Brunsbüttelkoog“ wird seine neue Heimat
  • Er gestaltete u.a. Casino-Räume für die englische Besatzungsmacht
  • Schaffung zahlreicher Buchillustrationen, z.B. für „Bauern, Handwerker, Seefahrer“ (von Wilhelm Johnsen)
  • Als Heraldiker schuf er etwa 240 Wappen für Städte und Familien. Die Wappen von Dithmarschen, Heide, Burg und St.Michaelisdonn stammen ebenfalls von ihm.
  • 1947 Mitbegründer der Volkshochschule Brunsbüttel e.V. (mit John Jacobsen)
  • 1948 – Schaffung der Urkunde der Stadtwerdung für das damalige Brunsbüttelkoog
  • 1951 Schaffung des neuen Brunsbüttel(koog)er Wappens
  • 1956 besuchte er noch einmal Rathenow
  • 1963 W.H.Lippert gibt seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender der VHS ab, er erhielt die Ehrenmitgliedschaft
  • 1981, am 13. November stirbt Will H. Lippert 83-jährig in Brunsbüttel

Er soll kein Künstler werden, meinte Vater Lippert, doch dann ging Willi Horst Lippert, gerade 20jährig aus dem 1. Weltkrieg zurückgekommen, 1918 nach Berlin und begann dort ein Studium an der Kunstakademie unter Professor Kampf und von Lederer (https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Kampf). Das Studium finanzierte er selbst, zum Teil mit der grafischen Gestaltung von Notgeld.

Lippert, der seit seiner Wandervogelzeit nur noch Horsa genannt wurde, studierte nebenher noch Psychologie und Musik. In seinem Geburtsort Rathenow, etwa 70 km von Berlin, baute Lippert sich später auf einem großen Grundstück mit vielen Bäumen ein Atelier. WHL (Lippert's Stecherzeichen auf Holz- und Linolschnitten) lernte 1922 seine spätere Ehefrau kennen; sie heirateten jedoch erst 1932. Für Bilder und Bronze-Plastiken stand ihm Herta „Bärle“ Lippert häufig Modell: Das Geld können wir uns sparen! Eine Unmenge von Zeichnungen, Linol- und Holzschnitten, Aquarell- und Ölbildern entstanden. Weiter war Lippert ein hervorragender Bildhauer.

Konzentrationslager

Der Künstler kam ins Konzentrationslager Oranienburg, wurde jedoch nach zwei Wochen wieder frei gelassen. Die "KZ-Schutzhaft" wurde später als Versehen bezeichnet.
Das große Gipsmodell "Jugend/Mitte/Alter" wurde 1933, drei Tage vor dem Bronzeguß von Jung-Nazis zerstört. In den Kasernen von Rathenow fertigte Lippert große Wandgemälde an. Es gab so viel Arbeit, dass er andere Maler mit anstellte.

Brunsbüttelkoog

Während des Zweiten Weltkrieges kam Lippert mit dem Militär nach Brunsbüttelkoog. In seiner Freizeit zeichnete er viel und organisierte Musikveranstaltungen. Nachdem das Atelierhaus in Rathenow unbewohnbar geworden war, verließ Herta Lippert mit einem notdürftig repariertem Kinderwagen, ein paar persönlichen Sachen und einigen aufgerollten Ölbildern, ihren sechsjährigen Sohn an der Hand, die Heimat und zog in Richtung Westen zu ihrem Mann nach Brunsbüttelkoog.

Der Lehrer

Brunsbüttelkoog hatte viele Flüchtlinge, die Arbeit knapp. Horst Lippert gab, vorerst ohne feste Anstellung, Zeichenunterricht an der Realschule Brunsbüttel. Schiffsbilder tauschte er gegen Lebensmittel. Mit John Jacobsen gründete er die Volkshochschule Brunsbüttel e.V. und gab dort auch Vorträge. Als Heraldiker erarbeitete er über 240 Familien- und Städtewappen; so auch das Wappen der Stadt Brunsbüttel (zu der Zeit noch Brunsbüttelkoog).

Auswahl einiger Arbeiten

Dithmarscher Wappen

Willi H. Lippert hat für den Kreis Dithmarschen und mehrere Dithmarscher Orte Wappen entworfen.
Am 01.01.1970 entstand Norderstedt aus der Zusammenlegung der Dörfer Friedrichsgabe, Garstedt, Harksheide und Glashütte. Auch hierfür entwarf Lippert das Wappen.

Originale in Privatbesitz

Zeichnungen für Brunsbüttel und Brunsbüttelkoog

Die Zeichnungen für das Buch „Bauern, Handwerker, Seefahrer“ von Wilhelm Johnsen und John Jacobsens „Brunsbüttelkoog – Junge Stadt im alten Deichring“ hat Lippert gefertigt.

Aus dem Skizzenbuch

Werbezeichnungen

Zeitung, Akten

Grab Lippert


Vernissage am 01.10.2023 im Heimatmuseum Brunsbüttel

Enkel und Urenkel Lipperts mit Jens Rusch, Foto Plambeck


Zum 125. Geburtstag von Willi H. Lippert eröffnete der Verein für Brunsbütteler Geschichte (https://www.verein-fuer-brunsbuetteler-geschichte.de/) zusammen mit der Volkshochschule_Brunsbüttel_e.V. am 01.10.2023 eine Ausstellung im Heimatmuseum Brunsbüttel.
Enkel und Urenkel des verstorbenen Künstlers hatten den Weg vom Saarland nach Brunsbüttel nicht gescheut, um an der Vernissage teilzunehmen.
Laudator war der Brunsbütteler Künstler und Galerist Jens Rusch, der u.a. auch von eigenen Erlebnissen mit dem verstorbenen Künstler facettenreich zu erzählen wußte.

Das aktuelle Heft der "Kleinen Brunsbütteler Spuren" (Nr. 24) hat als Themenschwerpunkt den Künstler.

Lebenslauf und Arbeiten von Willi H.Lippert unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Willi_H._Lippert

https://familienwappen-ortswappen.de/der-kunst-wegen-nach-brunsbuettel/

Die Laudatio

„Everybody dies famous in a small town“


In der amerikanischen Umgangssprache gibt es ein Zitat, das ich gern auf das Schaffen und das Leben von Willi Horst Lippert in unserer Schleusenstadt angewendet hätte: „Everybody dies famous in a small town“.

Leider trifft dieses „Jeder stirbt als berühmter Mensch in einer kleinen Stadt“ auf „Horsa“, wie ihn Freunde gern nannten, nicht so richtig zu. Als wir sein Schaffen für das Brunsbüttel-Wiki aufarbeiteten und um Bilder und Fakten in den sozialen Medien baten, stellte sich heraus, dass er lediglich nur noch einer handvoll seiner Schüler in Erinnerung war. Und diese werden zusehends weniger. Das ist der Lauf der Dinge. Keine Straße trägt hier seinen Namen, kein Gebäude erinnert an sein Schaffen für diese Stadt. Als es um die Namensgebung für das Elbeforum ging, handelte ich mir Protest und Unmut ein, als ich seinen Namen vorschlug. Dabei war er einer der beiden Gründer der heutigen VHS. Aber das scheint bedeutungslos. Lange Zeit war er auch einer meistbeschäftigten Dozenten der Volkshochschule.

Als Dietrich Austermann Bürgermeister dieser Stadt war, erhielt ich den Auftrag, zu überprüfen, ob und wie man dieses (ich zitiere) fürchterliche „Blut- und Bodengemälde“ eines W.H. Lippert im Ratssaal übermalen könne. Selbstverständlich lehnte ich empört ab und drohte mit einer öffentlichen Anklage, wenn diese geplante Verunglimpfung durch einen anderen Künstler ausgeführt werden sollte. Dadurch ist dieses Relikt glücklicherweise erhalten geblieben. Anderen Regionalthemen, wie etwa dem großen Deichbau-Gemälde in der Neulandhalle erging es weit übler. Zunächst schlug man eine Durchreiche durch den gemalten Schimmel und überstrich später auch den Rest des zerstörten Gemäldes von Adolf von Horsten. Richtige Wertschätzung war es aber auch hier in Brunsbüttel nicht, die das Wandgemälde im Ratssaal rettete. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob sich dieser Vorgang nicht bei der geplanten Umstrukturierung unseres Ratshauses wiederholen könnte.

Genau deshalb ist eine kleine Ausstellung wie diese so wichtig, die meiner Meinung nach aber in die Stadtgalerie gehören würde, um mehr Bürger dieser Stadt über das wichtige Nachkriegsschaffen eines großartigen Künstlers zu informieren, den die Nachkriegswirren eher zufällig in unsere Schleusenstadt verschlagen hatte.

Lippert eine Blut-und Boden-Gesinnung zu unterstellen, zeigt auf alarmierende Weise wie leichtfertig heute die Auseinandersetzung mit regionalen Traditionen fehlinterpretiert werden kann. WH Lippert gehörte 1932 dem antinazistischen Kreis „Die Mitte“ an, aus dem später die Gruppe 32 wurde.

Mit Maßnahmen auf der Grundlage der, bereits einen Tag nach dem Reichstagsbrand erlassenen „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“, wurden noch im März Sozialdemokraten und Kommunisten aus Ämtern und Funktionen gewaltsam entfernt und in Haft genommen. Mit der zweiten Verhaftungswelle wurde auch Willi Lippert laut Einlieferungsliste der Ortspolizei am 27. 06. 1933 verhaftet, um ihn in das Konzentrationslager Oranienburg zu sperren. Dort musste er, als man sein Talent erkannte, sogenanntes „Lagergeld“ entwerfen. Erst die anhaltende Intervention seiner Ehefrau, die er liebevoll „Bärle“ nannte, führte zu einer Entlassung. Man deklarierte den Vorgang lakonisch als „Verwechslung“. Heute weiss man, dass solche „Verwechslungen“ wenige Jahre später zu einer Entscheidung über Leben und Tod führen konnten.

Sein großes Gipsmodell „Jugend, Mitte,Alter „ wurde drei Tage vor dem geplanten Bronzeguss von der Hitlerjugend zerstört. Ein halb-lebensgroßer, weiblicher Akt steht mit Einschußlöchern in Bauch und Oberschenkel vor dem Krankenhaus in Rathenow und „der ruhende Pilgerer“, ist noch auf dem Friedhof von Melsungen zu sehen.

Mit der Einberufung zur Kriegsmarine 1940, sein Sohn Jörg war noch kein Jahr alt, endete seine künstlerische Tätigkeit in Rathenow. Er erlebte das Ende des zweite Weltkrieges in der großen Flak-Batterie in Mühlenstraßen. Seine Frau Bärle, die in Rathenow geblieben war, entschloss sich 1946 mit dem Sohn zu ihrem Mann in die damalige englische Besatzungszone nach Brunsbüttel zu gehen.

Für die englische Besatzungsmacht gestaltete er 1946 Casinoräume und er sah wohl Möglichkeiten, hier seine kleine Familie ernähren zu können. Eine Rückkehr in seine Geburtstadt Rathenow hätte ihm diese Perspektive sicherlich nicht mehr geboten. Sechs Jahre lang arbeitete er ohne feste Anstellung an der Boje-Mittelschule und Grundschulen als Zeichenlehrer auf Honorarbasis, wurde Mitbegründer der Volkshochschule Brunsbüttelkoog und ihr meistbeschäftigter Dozent.

Er richtete sich in Brunsbüttelkoog ein Atelier ein, schuf Holzschnitte und zeichnungen und begann das umfangreiche Werk „Bauern, Handwerker, Seefahrer“ von Wilhelm Johnsen zu illustrieren. Durch dieses großartige Buch erlangten seine Fähigkeiten und Neigungen einen höheren Bekanntheitsgrad und wenn sich heute jemand an sein Werk erinnert, werden überwiegend genau diese Illustrationen erwähnt.

Lippert war auch ein Philosoph und hatte starke literarische Neigungen. Sich als Freigeist und ganz und gar nicht devoter Künstler den Unterhalt für seine Familie zu erarbeiten, war für ihn alles andere, als einfach. Die Stadt verweigerte ihm eine Festanstellung und von öffentlichen Aufträgen war er weitgehend abgeschnitten. Um solche Aufträge zu erlangen, musste man sich auf ein etabliertes Geklüngel mit Architekten, Ingenieuren und Auftraggeber einlassen, sonst blieb man vor der Tür neuer Gebäude und Einrichtungen der sogenannten “öffentlichen Hand“. Aber immerhin durfte er ja den Ratssaal mit seinen Gemälden ausstatten. Eine der wenigen honorierten Arbeit, die uns erhalten blieben.

Einem weiteren, sehr spezialisierten künstlerischen Formenkreis ist er als herausragender Heraldiker auch heute noch bekannt. Er schuf nicht nur das heutige Stadtwappen der Stadt Brunsbüttel, sondern rund 240 weitere Wappen für Städte und Gemeinden. Auch offizielle Urkunden und Illustrationen zeigen sein Handschrift, die häufig an seine ausdrucksstarken Holzschnitte erinnern. Ich erinnere mich an einen Besuch und sehe ihn heute noch zeichnend, fast erblindet mit einer großen Lupe, die Nase fast auf dem Papier. Anschließend wurden diese Zeichnungen von seiner lieben Frau Hertha, die er „Bärle“ nannte, nach seinen Angaben aquarelliert und coloriert.

Ein weiterer, fast kurioser Vorgang verbindet meine Erinnerungen mit WH Lippert, den ich als junger Künstler wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten sehr bewunderte: Bevor ich im damaligen „Haus der Jugend“ als Achtzehnjähriger meine ersten Siebdrucke und Materialbilder ausstellen durfte, verlangte man ein sogenanntes „Gutachten“. Wir haben über dieses kuriose Vorgehen gemeinsam gelacht und er stellte dieses lächerliche Schreiben ohne zu zögern aus.

1981 starb WH Lippert 83jährig in Brunsbüttel und sein Nachlass zerstreute sich in alle Winde. Nur wenige Weitsichtige bemühten sich, kleinere Konvolute zusammenzuhalten. Ein schönes Beispiel ist die Sammlung von Günter Ahlf, in der sich Wertschätzung und Fachwissen widerspiegeln.

Die Welt hat sich in den 40 Jahren seit seinem Tod dramatisch verändert.

Heute ist Ebay der größte und gnadenloseste Nachlassverwalter geworden. Die wahre Bedeutung von Kunstwerken aus einem künstlerischen Nachlass muss sich den Flohmarktkriterien beugen, die sich an Schnäppchenjägerei und naiven Auktionsritualen orientiert.

Es ist schwer geworden, Werke von Lippert in eine wertschätzende Obhut in diese Stadt zurück zu holen. Deshalb kann es nicht hoch genug gelobt werden, dass sich wenigstens Klaus Schlichting und Uwe Möller darum bemühen, ein virtuelles Archiv im neuen Brunsbüttel-Wiki zu erarbeiten.

Unsachgemäße Lagerung von Lippert-Werken, die auf Böden und in Kellern oft von den Kindern und Enkeln überhaupt nicht mehr richtig eingeordnet oder gar erkannt werden, führen zu Verfall und Verlust. Lippert hat überwiegend auf Papier und Karton gearbeitet. Trockenheit und Schimmel sind die Todfeinde solcher Kunstwerke.

Zumindest eine sachgemäße Einlagerung im klimatisierten Archiv der Stadtgalerie wäre ein erster Schritt in die vernünftigste aller Richtungen.

Ich wünsche dieser kleinen Ausstellung die gebührende Wertschätzung und viele Besucher , insbesondere durch geführte Schulklassen.

Die Arbeiten Lipperts könnten dazu beitragen, eine Zeit besser zu verstehen, die trotz großer Not von unseren Vätern und Müttern bewältigt werden konnte.

Wir erleben gerade mit, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass sich Einiges davon wiederholen könnte.


Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit


Jens Rusch am 1. Oktober 2023


Appendix: Der Geburtsname Lipperts soll nach einer Information von Klaus Schlichting Willi Otto gewesen sein. Wie es zu der Umbenennung kam, kann ich leider nicht sagen.

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